Der Vater hatte den am 17. Juli 1929 geborenen Rolf schon in jungen Jahren für sein eigenes Hobby begeistert. Er selbst engagierte sich für das Rote Kreuz in der Heimatstadt der Familie, in Göppingen. An die Sonntagsdienste seines Vaters kann sich Rolf Ellinger noch gut erinnern. Dann spielten er und die anderen Kinder Verstecken zwischen und in den DRK-Fahrzeugen. Und an die Ausmärsche der Rotkreuzmitglieder kann er sich ebenso gut entsinnen, "da bin ich immer mitgelaufen, als kleiner Bub". Die Liebe zum Sammeln und Bewahren zeigte sich schon mit sechs Jahren: Da entdeckte Rolf Ellinger seine Leidenschaft für kleine Modellautos, Krankenwagen des Roten Kreuzes. Im Zweiten Weltkrieg, den sein Vater auf dem Feld verbrachte, machte Ellinger im Luftschutz-Sanitätsdienst erste Erfahrungen mit Erster Hilfe, die Ausbildung erteilte ein Mitglied des Roten Kreuzes.
Mit der Rückkehr des Vaters aus der Kriegsgefangenschaft und dem Neubeginn seiner Tätigkeit für das gerade wieder zum Leben erwachende Rote Kreuz sollte auch Rolf Ellinger endgültig in die väterlichen Fußstapfen treten. Zunächst als Handlanger seines Vaters, der in Göppingen Bereitschaftsleiter wurde und den Dienst der Krankentransport-Beifahrer und der Helfer auf dem Sportplatz einteilte. Und mit seinem Eintritt ins Göppinger Jugendrotkreuz, das 1947, ebenfalls unter der Leitung seines Vaters, gegründet wurde. An das erste Zelt-Jugendlager 1948 kann sich Rolf Ellinger noch gut erinnern. Seine Uniform erhielt er als einer der ersten. 1948 war es auch, als Rolf Ellinger Mitglied der Göppinger Bergwacht wurde - ihr blieb er auch trotz seines späteren Umzugs nach Geislingen treu. Nach und nach, so Ellinger, sei er immer mehr in die "Rotkreuz-Sache" reingerutscht, er wurde ehrenamtlicher Beifahrer im Krankentransport und wechselte vom Jugendrotkreuz zur Göppinger Bereitschaft. Die obligatorische Prüfung bestand er mit links, sein Prüfer meinte nur mit Blick auf ihn: "Ach, der Rolf, der weiß sowieso alles." Die Arbeit für das DRK rückte für Rolf Elllinger immer mehr in den Mittelpunkt. Sogar den Abschlussball seines Tanzkurses ließ er sausen und schob stattdessen lieber Nachtschicht für den Rettungsdienst. Daneben kümmerte er sich am liebsten um seine Hundezucht. Mädchen interessierten den jungen Ellinger nicht so sehr. "Ich war halt ziemlich schüchtern."
Als der gelernte Maler, der seinen Beruf 1956 aus gesundheitlichen Gründen aufgeben musste, das Angebot erhielt, als hauptamtlicher Beifahrer für den Kreisverband zu arbeiten, zögerte er keine Sekunde. 250 Mark im Monat habe er am Anfang dafür bekommen, "ich habe 24 Stunden geschafft und manchmal noch länger", erinnert sich Ellinger. Mit den Mädchen hatte es dann doch noch geklappt: 1959 heiratete Rolf Ellinger seine Frau Beate, eine Krankenschwester. Weil die Wohnungssituation so kurz nach dem Krieg in Göppingen immer noch schwierig war, stimmte das Ehepaar gerne dem Vorschlag des DRK-Kreisverbands zu, ins Geislinger Sanitätskolonnenhaus zu ziehen, wo Rolf Ellinger als Verwalter für Haus, Geräte und Fahrzeuge und als "Mädchen für alles" arbeiten sollte. Nach der Ausbildung zum Rettungssanitäter war er zudem als hauptamtlicher Rettungsdienstfahrer in Geislingen beschäftigt. Von 1961 bis 1981 lebte das Ehepaar hier, immer mit direktem Kontakt zum Roten Kreuz. "Bis die Leitstelle bei der Klinik eingerichtet wurde, landeten alle Notrufe bei mir Zuhause. Es musste immer jemand da sein, um sie entgegen nehmen zu können", erzählt er. Danach zog das Ehepaar in seine jetzige Wohnung in der Geislinger Hohenstaufenstraße um.
Bereits 1978 hatte Rolf Ellinger seinen Arbeitsplatz aber wieder nach Göppingen verlegen müssen. Ein schwerer Schlag war diesem Entschluss voraus gegangen: Ein Unfall mit nicht behandeltem Schleudertrauma sowie die jahrelange harte körperliche Arbeit hatten die Beschäftigung als Rettungsdienstfahrer für Rolf Ellinger unmöglich gemacht. "Das war schon ein großer Schock für mich", sagt er. In Göppingen übernahm er nach einer Kur die Arbeit als Hausmeister und war für die Fahrzeuge und Geräte zuständig, später auch auf der Leitstelle als Disponent tätig. Seine jahrelange Erfahrung konnte er noch beim Bau des neuen DRK-Zentrums am Eichert einbringen. "Ich habe meine Arbeit in Göppingen gern und gut gemacht", erklärt Ellinger stolz. Seine Fahrzeuge seien immer tipptopp in Schuss gewesen, "da gab es nie Probleme mit dem TÜV". Doch sein Körper wehrte sich nach einigen Jahren erneut gegen die viele und harte Arbeit. Zweimal erlitt er eine Angina pectoris - sein Arzt erklärte ihm, dass es so nicht weitergehe. Er müsse seine Rente beantragen. Rolf Ellinger, damals 60 Jahre alt, fügte sich widerstrebend. "Ich hätte gerne noch länger gearbeitet." Sein Engagement für das Rote Kreuz endete damit jedoch nicht. In der Bereitschaft in Geislingen und in der Bergwacht war er nach wie vor aktiv. Und eine alte Leidenschaft trat nun immer mehr in den Vordergrund: das Sammeln und Archivieren historischer Schätze. Bereits 1978, nach dem Tod des damaligen Geislinger Schriftführers und Kassiers, nahm Ellinger als Hausverwalter dessen gesamtes Archiv des DRK an sich, darunter Bilder, Schriftstücke und Geräte. In den folgenden Jahren beschäftigte er sich damit und immer wieder sagte er sich, "damit muss man doch was machen". Eine erste Gelegenheit zur Ausstellung der historischen Dinge ergab sich beim 90-jährigen Jubiläum des Geislinger Roten Kreuzes. Die Schau im Zelt war auch eine Überraschung für seine Kameraden und kam überall gut an. In den folgenden Jahren zeigte Ellinger die Ausstellung im Landkreis, in Pfalzgrafenweiler und in Stuttgart, schließlich, als Wanderausstellung, im ganzen Ländle. Doch das Ganze wurde immer aufwändiger. Die Lösung fand sich mit dem neuen Geislinger DRK-Haus in der Heidenheimer Straße. Ellinger ließ nicht locker, bis er die Räume im Untergeschoss für ein Museum zugesprochen bekam. "Das war von Anfang an mein Traum gewesen - ein Museum."
In den folgenden Jahren richtete er die Räume ein, sammelte neue Exponate oder bekam, immer wieder, etwas vor die Haustür gelegt. Über 7.000 Ausstellungsstücke hat er mittlerweile beisammen, längst nicht alles hat Platz im Museum, muss im Archiv gelagert werden. "Ich weiß aber ganz genau, wo was liegt und ob etwas fehlt", betont er. Für Gruppen bietet er Führungen durch das Museum an. Doch gesundheitlich wird es für Rolf Ellinger immer schwieriger das Museum allein zu betreiben. Mittlerweile kümmern sich einige Mitglieder des Geislinger Ortsvereins um die elektronische Archivierung der Exponate und übernehmen hin und wieder Führungen. Damit er sein Lebenswerk in guten Händen weiß, hat Rolf Ellinger das Museum 2004 in einer Schenkung an den Kreisverband übertragen. Bedingung ist, dass dieser das Museum bis Ende 2034 in Geislingen fortführt. Trotz seines allmählichen Abschieds von der Arbeit für das Rotkreuzmuseum bleibt Rolf Ellinger dem Roten Kreuz verbunden. Mit der Altersbereitschaft trifft er sich regelmäßig und auch im Geislinger DRK-Haus sowie bei vielen Veranstaltungen im Landkreis schaut er vorbei. "Ich denke, ich bin auch heute noch gerne gesehen beim DRK", meint er mit einem Lächeln. Für sein großes Engagement wurde Rolf Ellinger im Jahre 2002 das DRK-Ehrenzeichen und 2003 die Ehrenmitgliedschaft des DRK-Kreisverbandes Göppingen verliehen.