Gerade ist Tracey Crouch in Großbritannien zur Leiterin des Ministeriums für Einsame ernannt worden. Das Problem, dass Menschen in zunehmenden Maße alleine sind, dass Netzwerke, die lange funktioniert hatten, wegfallen und Menschen gerade im Alter mehr und mehr ohne soziale Kontakte leben, ist im Bewusstsein der Politik angekommen.
Beim DRK-Kreisverband Göppingen gibt es schon seit längerem Überlegungen, dieser Vereinsamung entgegenzuwirken. Auf Initiative der stellvertretenden Kreisverbandspräsidentin Heike Till wird deshalb ein ehrenamtlicher Besuchsdienst aufgebaut werden. „Wir wollen Zeit schenken, den Menschen zuhören und in einer immer hektischer werdenden Zeit ihre Bedürfnisse ernst nehmen“, betont sie.
Denn auch die hauptamtlichen Mitarbeiter des Ambulanten Pflegedienstes des DRK oder die Mitarbeiter der Sozialen Dienste unterliegen einem gewissen Leistungsdruck und können sich kaum die Zeit nehmen, einmal mit einer Kundin oder einem Kunden ein Fotoalbum durchzublättern, ein Lied zu singen oder ein Spiel zu spielen. „In Ergänzung zur Arbeit unseren hauptamtlichen Mitarbeitern wollen wir mit dem ehrenamtlichen Besuchsdienst einen Baustein schaffen, der eine Lücke schließt“, ergänzt Birgit Dibowski, die Leiterin der Sozialen Dienst beim DRK-Kreisverband Göppingen. Sie denkt auch an all die Menschen, die sich im Haupt- wie im Ehrenamt für das DRK engagiert haben – „und dann hat niemand mehr Zeit für sie. Für mich ist das fast beschämend“.
Doch nicht nur ehemaligen DRKlern sollen die Ehrenamtlichen mit ihren Besuchen eine gute Zeit bereiten. „Wir wollen Menschen besuchen, gleich welcher Altersstufe. Wer sich einsam fühlt oder wer Menschen betreut und pflegt und einfach manchmal jemand braucht, der ihm zuhört, kann sich bei uns melden“. Heike Till rechnet „mit einem großen Interesse“. Deshalb werde beim DRK-Kreisverband auch eine Koordinierungsstelle eingerichtet werden.
„Die Stelle ist ausgeschrieben“, so Birgit Dibowski. „Der Mitarbeitende wird Ansprechpartner für beide Seiten sein, für die Ehrenamtlichen ebenso wie für die Kunden“, so Heike Till. Der künftige Mitarbeitende wird die Ehrenamtlichen begleiten, wird Schulungen organisieren und die „richtigen“ Partner zusammen bringen. Die Schulungen werden nach Ostern beginnen.
Noch vor den Sommerferien soll das Projekt „Ehrenamtlicher Besuchsdienst“ dann an den Start gehen. Angesiedelt ist es beim DRK-Ortsverein Göppingen-Schurwald. „Wir diskutieren das Thema schon länger, denn der Aspekt der Sozialarbeit fehlt in unserem Ortsverein bislang“, sagt Axel Ost. „Allerdings sind wir etwa 40 Aktive mit unseren klassischen Aufgaben in den Sanitätsdiensten oder Blutspendenaktionen bereits ausgelastet“, betont der Ortsvereinsvorsitzende. Um sich nicht zu verzetteln, sei es wichtig, eine eigene Struktur aufzubauen, die professionell betreut werde. Die oder der künftige Koordinator wird also zunächst die Aufgabe haben, Ehrenamtliche zu gewinnen.
Wer also ein- oder zweimal in der Woche Zeit hat, ein bis zwei Stunden jemand bei einem Spaziergang zu begleiten, eine Ausstellung zu besuchen oder einfach nur zuzuhören, wer Freude am Umgang mit älteren Menschen hat, das notwendige Einfühlungsvermögen besitzt, kontaktfreudig und gleichzeitig belastbar ist, ist eingeladen, sich am 07.03.2017 um 17.00 Uhr bei der Info-Veranstaltung mit Heike Till, Birgit Dibowski und Axel Ost einen ersten Überblick über den ehrenamtlichen Besuchsdienst der DRK-Kreisverbands zu verschaffen.
Weitere Informationen bei Birgit Dibowski (Tel. 07161/6739-43 oder b.dibowski(at)drk-goeppingen(dot)de).