Vier Senior*innen spielen Mensch-Ärgere-Dich-Nicht, ein weiteres Dutzend trainiert gemeinsam mit Stefan Witzani, dem Pflegedienstleiter des Tagestreffs des DRK-Kreisverbandes in Eislingen, ihr Gedächtnis. An diesem Tag sind alle 16 Plätze der Einrichtung belegt. „Nicht alle Gäste kommen jeden Tag“, erläutert Ute Kothe, Pflegedienstleiterin des Ambulanten Pflegedienstes des Roten Kreuzes. Anfang September war Ayla Cataltepe dort zu Besuch. Die Grünen-Politikerin und Landtagsabgeordnete wollte damit „Wertschätzung zum Ausdruck bringen“, sich aber auch informieren. „Ich will wissen, wie Pflege in der Praxis funktioniert, wie sie bestmöglich strukturiert werden kann.“ Denn umfassende Pflegeangebote, orientiert an den Bedürfnissen der zu Pflegenden wie ihrer Familie, seien „eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe“. Sie wünsche sich deshalb, „dass sich die Politik stärker engagiert“.
Zunächst hatte Peter Hofelich, Präsident des DRK-Kreisverbandes, daran erinnert, dass der Verband in der ambulanten wie stationären Pflege gute Erfahrungen gesammelt und mit der Tagespflege eine Lücke geschlossen habe. Er betonte die gute Zusammenarbeit mit dem Vermieter der großzügigen Räume in der Holzheimer Straße und auch das gute Miteinander mit der Stadt Eislingen. Es sei angedacht, dass das Rote Kreuz im Kreis seine Angebote sowohl im ambulanten als auch im stationären Pflegebereich ausbaue. „Die Weiterentwicklung muss aber auf soliden Fundamenten stehen“, betonte er und verwies darauf, dass das Land derzeit den Bau von Pflegeheimen nicht unterstütze.
Ute Kothe informierte, dass viele Gäste der Tagespflege auch ambulant betreut werden und so Vertrauen wachse. Die Betreuung in der Tagespflege trage dazu bei, „dass die Menschen länger zu Hause in ihrer vertrauten Umgebung leben können. Die Einrichtung, die auf ihre Initiative hin vor vier Jahren begründet worden war, sei „zwischenzeitlich gut ausgebucht“. Es gebe aber keine Wartelisten. „Wir finden immer eine Lösung“, bekräftigte sie. An zwei Tagen werde der Schwerpunkt auf Menschen mit einer demenziellen Erkrankung gelegt. „Dann arbeiten wir auch mit mehr Mitarbeitenden.“ Auch für sie werde es zunehmend schwerer, geeignetes Fachpersonal zu finden. „Wir bilden selbst aus.“ Hier seien aber durch die generalistische Ausbildung hohe Hürden aufgebaut worden. „Die Hälfte der Auszubildenden besteht die Prüfung nicht“, bedauerte sie und hoffte, „dass die Politik nachbessert“. Denn: „Der Pflegenotstand ist längst erreicht. Wir hängen bereits über dem Abgrund.“
Ayla Cataltepe will sich dafür stark machen, dass in Schulen der Fokus verstärkt auf Pflegeberufe gelegt werden, dass Strukturen erhalten werden können, auch in der Kurzzeitpflege. Denn: „Hier geht es auch um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.“ Die Tagespflege gebe den Familien die Sicherheit, dass ihre Angehörigen gut versorgt seien und sie wirke der Einsamkeit der Menschen entgegen. „Die Gemeinschaft, das ist ein wichtiges Kriterium Ihrer Arbeit“, stellte sie fest.
Während am kleinen Tisch auf das Glück im Spiel gehofft wurde, stellten am großen Tisch die Senior*innen ihr gutes Gedächtnis unter Beweis. Und Ayla Cataltepe unterstrich nach dem Rundgang durch die Räume der Tagespflege: „Ihr Beruf erdet uns alle!“