Kleine und bunte für Kinder, große weiße Masken für Erwachsene – Ute Kothe und ihr Team freuen sich über eine ungewöhnliche Spende. Ende April kam Hai Yen Nguyen bei ihr im Büro des Ambulanten Pflegedienstes des DRK-Kreisverbandes Göppingen (APD) am Schillerplatz vorbei. Nicht mit leeren Händen. Sie hatte 50 Masken für Kinder und 100 für Erwachsene mitgebracht, die dringend gebraucht werden. „Wenn Sie noch mehr benötigen, rufen Sie uns an“, ermuntert die Vietnamesin die Leiterin des APD.
Hai Yen Nguyen kam „nach dem Mauerfall aus der damaligen Tschechoslowakei nach Göppingen“. Viele ihrer Freundinnen und Bekannten und ihre Familien zogen 1990 ebenfalls aus der DDR oder einem der vielen Ostblockstaaten in den Westen Deutschland – im Landkreis sind es schätzungsweise 500. „Wir haben hier eine neue Heimat gefunden und dafür sind wir außerordentlich dankbar“, sagt sie. Ihr Lachen hinter ihrer eigenen Maske strahlt bis zu den Augen. „Und wir wollen uns mit allen Menschen hier solidarisch erklären.“
Deshalb nähen etwa 15 Vietnamesinnen aus dem gesamten Landkreis seit Wochen Masken, die seit wenigen Tagen getragen werden müssen beim Einkaufen oder in öffentlichen Verkehrsmitteln. „Anfangs haben wir unsere eigenen Stoffe verwendet. Wir nutzten dann unsere Kontakte und nähten für ganz unterschiedliche Einrichtung im Kreis“, erklärt die sympathische Vietnamesin „Wir freuen uns über diese Spende, besonders über die Masken für die Kinder. An die hat bislang niemand gedacht“, betont Ute Kothe.
Einen Teil der kunterbunten Gesichtsmasken wird das DRK-Familienzentrum in der Geislinger Straße erhalten. „Die übrigen bekommen unsere Mitarbeitenden für den privaten Gebrauch. Im Dienst werden wir selbstverständlich weiterhin Einwegmasken verwenden“, erklärt Ute Kothe. „Aber auch unsere Patienten werden wir versorgen – wenn sie zum Arzt gehen oder kurze Erledigungen machen müssen und dafür eine Maske benötigen.“
Zwischenzeitlich bekommen Hai Yen Nguyen und ihre Mitstreiterinnen auch Stoff gespendet. „Mit Stoff sind wir gut versorgt. Was fehlt, sind Gummis.“ Über Facebook tauscht sie sich mit ihren Landsfrauen aus, weiß genau, wo was fehlt und wer spenden kann – wie etwa die Inhaberinnen von Nagelstudios, die Mundschutz und Einweghandschuhe zur Verfügung stellten.
Hai Yen Nguyen näht maximal 20 Masken am Tag – das ist eine stolze Leistung. Ihre Schwester – sie ist Schneiderin – kann das freilich toppen. „Sie schafft 100 am Tag“, berichtet sich mit strahlenden Augen. Alle Frauen zusammen haben bislang die unglaubliche Zahl von über 1.800 Masken genäht.
Wer Masken braucht, kann sich an die vietnamesischen Frauen wenden. Sie freuen sich auch über Spenden, um etwa Gummibänder zum Befestigen der Masken zu kaufen (Tel.: 07161/2 92 95).
Bei allem Engagement und der Freude, helfen zu können, eine Sorge bleibt den Frauen. Die Nachrichten aus ihrer Heimat Vietnam sind widersprüchlich, so dass sie sich kein wirkliches Bild von der Corona-Krise dort machen können.