· NWZ 2015

Weniger haben Anspruch auf Beförderung

Dank der Fahrten der Spezialbeförderung können Menschen mit eingeschränkter Bewegungsmöglichkeit am gesellschaftlichen Leben teilnehmen.

Kreis Göppingen - Der Lebensmut und die positive Haltung von Petra H. nötigen Respekt ab. Vor 30 Jahren erhielt die heute 50-Jährige die Diagnose MS. Anfänglich war es nur ein Kribbeln in den Beinen. Heute ist sie auf Hilfsmittel, bereits seit 1997 auf einen Rollstuhl angewiesen. Bis 1997 hatte sie auch bei der Telekom gearbeitet. Dann war dies aufgrund der gesundheitlichen Beeinträchtigungen nicht mehr möglich. Die schreiten fort. „Vor einem Jahr noch konnte ich morgens alleine aufstehen und alleine ins Bad. Das ist heute nicht mehr möglich.“

Mit diesem Umstand will sie sich aber nicht abfinden, hadert auch nicht mit ihrem Schicksal, sondern blickt nach vorn und sagt mit großer Überzeugung: „Ich will wieder auf die Füße kommen.“ An diesem Sommertag wartet sie – wie beinahe jeden Tag – auf die Krankengymnastin. Und will am Nachmittag zu ihrem Friseur. Ohne eine Begleitung würde sie diesen Weg nicht schaffen. Sie ist auf eine Spezialbeförderung angewiesen, wie sie auch vom Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes angeboten wird.

Mitarbeiter im Bundesfreiwilligendienst oder im Freiwilligen Sozialen Jahr mit entsprechend ausgerüsteten Fahrzeugen fahren die Menschen mit einer Körperbehinderung zum Friseur, ins Kino oder vielleicht auch einmal zu einem Klassentreffen. Finanziert werden diese Fahrten vom Kreissozialamt. Auf Antrag der Wohlfahrtsverbände hatte die Behörde vor zwei Jahren die als Freiwilligkeitsleistung gewährten Entschädigungen für die Aufwendungen der Verbände erhöht – gleichzeitig aber den Personenkreis, der Anspruch auf die Spezialbeförderung hat, deutlich reduziert und Einkommensgrenzen ebenfalls zum Nachteil von eventuell Berechtigten erhöht. „Die Zahl derer, die Anspruch auf die Spezialbeförderung haben, hat sich so deutlich reduziert“, bedauert Birgit Dibowski, beim DRK-Kreisverband Göppingen für die Sozialarbeit verantwortlich. Aus ihrer Erfahrung weiß sie aber, „wie wichtig gerade kulturelle Aktivitäten und soziale Kontakte für Menschen mit eingeschränkter Bewegungsfreiheit sind“. Dies kann Petra H. nur bekräftigen. Sie bedauert sehr, „dass die Fahrten deutlich reduziert wurden“.

Info: Weitere Informationen im „Wegweiser für Menschen mit Behinderung im Landkreis Göppingen“ des Landratsamts.