Seit Mai sind sie dabei: Neun Frauen und Männer aus dem Landkreis Göppingen lassen sich beim DRK in Göppingen zur Sanitäterin oder zum Sanitäter ausbilden. Meist am Wochenende, die Auszubildenden sind, wie so oft beim DRK, ehrenamtlich unterwegs.
Auch an einem Samstag im Juni, in der DRK-Zentrale in Göppingen wird gelernt. Vormittags ist die Praxis gefragt, direkt im Foyer. Auf dem Boden liegt der Patient, mit Herzstillstand. Zwei Auszubildende knien neben ihm, einer oben am Kopf, die andere neben der Brust. Der Notfallrucksack liegt geöffnet daneben, der Defibrillator ist schon angeschlossen. Also Herzmassage stopp, jetzt übernimmt der Defibrillator und versucht, das Herz wieder in Gang zu bekommen. „Er hat gute Chancen“, sagt Ausbildungsleiter Raimund Matosic und meint den Patienten, der ziemlich matt am Boden liegt und eine Ausbildungs-Puppe ist, ein „Reanimations-Trainer“.
Matosic leitet nicht nur die Ausbildung am Wochenende, er ist beim DRK auch Kreisbereitschaftsleiter. Auch er ist Sanitäter, allerdings Notfallsanitäter. Das ist die höchste Sanitäter*innen-Stufe, „über“ den Notfallsanitäter*innen kommen die Ärztinnen und Ärzte. Matosic weiß also, wie es geht. Seine Auszubildenden aber auch, auch wenn sie manchmal zu lange beatmen, weil sie sein „Stopp“ nicht gehört haben. Und während am „Reanimations-Trainer“ weiter fleißig geübt wird, kann die Sanitäter*innen-Hierarchie geklärt werden: Auf der höchste Stufe stehen die Notfallsanitäter*innen, die drei Jahre lang ausgebildet werden und im Einsatz dann meist Chef*in im Rettungswagen sind. Darunter kommen die Rettungssanitäter*innen, hier dauert die Ausbildung 520 Stunden, sie ist also auch nicht mit ein paar Wochenenden erledigt, erklärt Matosic. Auch die Rettungssanitär*innen finden sich im Rettungsdienst im Rettungswagen.
Danach kommen die Sanitäter*innen, denen Matosic und seine Co-Ausbilder*innen in Göppingen in 78 Stunden so einiges beibringen, zweimal im Jahr bietet das DRK Göppingen eine solche Ausbildung an. Im ehrenamtlichen Dienst und Einsatz sind die Sanitäter*innen dann bei Sport- und Freizeitveranstaltungen oder bei Festen wie dem Maientag.
Die fertig ausgebildeten und geprüften Sanitäter*innen können auch „Helfer vor Ort“ werden, rund 80 gibt es davon im Landkreis Göppingen, leider noch nicht in jedem Ort, sagt Matosic. Gerufen werden sie in der Regel dann, wenn Notarzt und Rettungswagen länger als acht Minuten brauchen, bis sie am Einsatzort eintreffen. Dann ist der „Helfer vor Ort“ schneller und kann schon mal anfangen. Denn schnell gehen muss es fast immer. Aber nicht nur dann, auch wenn „richtig viel passiert ist“, werden die Helfer vor Ort zur Unterstützung der anderen Rettungskräfte dazu geholt.
Bevor es soweit ist, muss aber noch geübt werden. Die beiden, die vorhin an am Reanimations-Trainer waren, sind jetzt bei einem „Unfall“ gefragt. Joshua Petzold mimt den verunglückten Motorradfahrer, er liegt regungslos auf dem Boden. Zwei Auszubildende müssen ihn möglichst schonend erst auf die „Schaufeltrage“ und dann auf die den Verletzten fixierenden Vakuummatratze bringen, damit er sich nicht noch mehr verletzt. Von der Verletzten-Ansprache, dem vorsichtigen Abtasten bis zum Aufschneiden der Kleidung, um an mögliche Wunden zu kommen, wird alles geprobt, im Ernstfall muss das alles möglichst wie von selbst gehen.
Auch der „verletzte Motorradfahrer“ Joshua Petzold aus Eislingen wird Sanitäter. Der 19-Jährige ist schon als Praktikant auf dem Rettungswagen mitgefahren. Beruflich will er etwas Anderes machen, als Sanitäter aber weiterhin ehrenamtlich unterwegs sein.