Kreis Göppingen - Der Partner erleidet einen Herzinfarkt oder Schlaganfall, man selbst wartet nach einem Unfall, vielleicht schwer verletzt, auf das Rettungsfahrzeug. „Für solche Notfälle sind wir personell und mit den entsprechenden Fahrzeugen ausgerüstet“, sagt Alexander Sparhuber, Geschäftsführer des DRK-Kreisverbands Göppingen.
Leider erlebten die Mitarbeitenden des Rettungsdienstes immer öfter, dass sie alarmiert würden, ohne dass dies notwendig sei. „Es sind Kopfschmerzen oder eine Magen-Darm-Verstimmung, die der Integrierten Leitstelle so dramatisch geschildert werden, dass den Mitarbeitenden dort gar nichts anderes übrigbleibt, als einen Rettungswagen zu schicken“, berichtet Jochen Haible, Leiter des DRK-Rettungsdienstes im Landkreis.
Auch Sabine Nuding, kommissarische Leiterin der Leitstelle, die gemeinsam von Landkreis, Stadt und DRK betrieben wird, erlebt, dass Anrufer ungehalten reagieren. „Wenn wir deutlich machen, dass wir nur in lebensbedrohlichen Situationen gerufen werden sollten, verstehen das nicht alle.“ Unsicherheiten erlebe sie bei älteren Menschen, die die Notfall-Rufnummer mit der des ärztlichen Bereitschaftsnotdienstes verwechseln.
Jochen Haible schätzt, dass es sich zwischenzeitlich bei einem Viertel aller Einsätze, zu denen seine Mitarbeitenden gerufen würden, nicht um klassische Notfallsituationen handele. Er klärt zudem über einen weitverbreiteten Irrtum auf: „Patienten werden in den Kliniken nicht bevorzugt, wenn sie dort mit dem Rettungsdienst eingeliefert werden.“ Einsätze würden auch erschwert, wenn keine ausreichende Rettungsgasse nach einem Unfall gebildet werde.
Sein Team sei zudem mit aggressivem Verhalten an den Einsatzorten konfrontiert, erläutert Haible. Der Ton sei unangemessener geworden, bedauert Alexander Sparhuber. „Wir werden als Dienstleister wahrgenommen und dem begegnen viele heute mit einem ausgesprochenen Anspruchsdenken“, erleben Jochen Haible und Sabine Nuding.