Eigentlich geht es darum, die Qualität der medizinischen Versorgung bei einem Rettungseinsatz zu steigern. Bis jetzt aber sorgt die Einführung von besser ausgebildeten Notfallsanitätern im Landkreis lediglich dafür, dass sich die sowieso schon angespannte Personalsituation bei den Rettungsdiensten im Landkreis verschärft.
Die Hilfsorganisationen klagen über einen Mangel an Fachkräften im Rettungsdienstwesen. Unlängst haben die Verantwortlichen von Deutschem Roten Kreuz, Johanniter-Unfall-Hilfe (JUH), Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) und Malteser Hilfsdienst (MHD) deswegen eine Kooperations-Vereinbarung unterschrieben. Sie wollen sich bei Engpässen gegenseitig mit Personal aushelfen.
Das Problem: Es gibt viel zu wenig Rettungsassistenten und Notfallsanitäter, von denen einer zwingend zur Besatzung eines Rettungstransportwagens gehören muss. Deswegen sah sich das DRK gezwungen, seine Einsatzfahrzeuge in solche für Krankentransporte und solche für Rettungseinsätze zu trennen. Beim Krankentransport reicht die mehrwöchige Ausbildung zum Rettungssanitäter beziehungsweise – beim Fahrer – zum Rettungshelfer. Zudem habe der DRK-Kreisverband die Zahl der Ausbildungsplätze verdreifacht, berichtet Geschäftsführer Alexander Sparhuber. Statt zwei Rettungsassistenten wie noch vor drei Jahren werden mittlerweile sechs Notfallsanitäter ausgebildet. Letztere sollen am Einsatzort mehr medizinische Kompetenzen haben als Rettungsassistenten.
Bis zum Einsatz des Notarztes kann der Notfallsanitäter bei lebensbedrohlich Verletzten oder Kranken auch Schmerzmittel verabreichen oder venöse Zugänge legen. Deswegen dauert die Ausbildung zum Notfallsanitäter drei Jahre, ein Jahr mehr als beim Rettungsassistenten. Die Nachfrage ist groß. Auf die sechs Lehrstellen gibt es 80 Bewerber.
Das DRK sucht zudem händeringend nach weiterer Unterstützung im Rettungsdienst, wie Geschäftsführer Sparhuber bestätigt. „Wir suchen nach jungen Menschen, die im Rahmen eines Freiwilligen Sozialen Jahres oder des Bundesfreiwilligendienstes für uns arbeiten möchten.“
„Die hochkarätige Ausbildung, um der Bevölkerung eine bessere Qualität der medizinischen Versorgung anbieten zu können, begrüßen wir“, sagt Mareen Kupka, Kommunikationsreferentin bei der Johanniter-Unfall-Hilfe. „Natürlich ist das aber auch ein Problem, weil dadurch ein kompletter Jahrgang wegfällt.“ Das habe bei den Hilfsdiensten in ganz Deutschland zu einem akuten Personalmangel geführt.
Zudem müssen sich alle Rettungsassistenten bis 2020 zum Notfallsanitäter weiter qualifizieren, was für weitere Engpässe sorgen dürfte. „Das wird noch ein paar Jahre dauern, bis wir alle Stellen wieder besetzt haben“, meint auch DRK-Geschäftsführer Sparhuber. „Man hat die Umstellung der Ausbildung schlecht organisiert“, sagt er. „Es gab keine Übergangsfristen.“
Letztlich sei dies aber nicht der einzige Grund für die angespannte Personalsituation bei den Rettungsdiensten. Auch der demographische Wandel, also der immer größere Anteil älterer Menschen unter den Hilfesuchenden und die Neigung, den Notdienst auch für Bagatell-Angelegenheiten in Anspruch zu nehmen, sorge dafür, dass für die Rettungsdienste immer mehr Personal gebraucht werde. Allzu schwarz will Sparhuber allerdings nicht malen: „Trotz der aktuellen Personalknappheit ist die Versorgung der Bevölkerung nicht gefährdet.“