Es war heiß. Trotzdem warteten manche Passanten bei der Schlaganfall-Informations-Aktion auf dem Göppinger Marktplatz bis zu 90 Minuten, um ihre Halsschlagader per Ultraschall untersuchen zu lassen.
Schlaganfall ist ein Thema mit vielen Facetten. Diese wurden bei der vom Christophsbad initiierten Aktion dank der Experten zu den diversen Bereichen abgedeckt. So ließen die Passanten Blutzucker und Blutdruck – die häufigsten Auslöser für Schlaganfälle – testen oder per Ultraschalltest ihre Halsschlagader überprüfen. Sie löcherten sowohl den Diabetes-Experten Kewal Lekhi vom Göppinger Diabetiker-Verband mit Fragen oder den Facharzt Professor Dr.med. Bernd Tomandl, Chefarzt des Klinikums Christophsbad.
Und – es ist ein Rettungswagen des DRK Kreisverbands Göppingen vor Ort. Dort stehen Benjamin Brodbeck, Ausbilder im Rettungsdienst und zwei Notfallsanitäter-Azubis im ersten Lehrjahr, Kevin Jäger und Kevin Höfer, den interessierten Besuchern Rede und Antwort.
„Viele Kinder sind neugierig auf den Rettungswagen und wollen ihn unbedingt sehen“, erzählt Benjamin Brodbeck von der Resonanz. Aber auch sonst zeigen viele Besucher Interesse am RTW und kommen auf diese Weise mit den DRK-Experten ins Gespräch. Einer ist Gezim Zyhrani, den das Fahrzeug interessiert, weil er im Kosovo sieben Jahre beim Militär gedient und dort viel mit Erste Hilfe und Sanitätsausbildung zu tun gehabt hat. „Aber solche modernen Rettungsfahrzeuge gibt es bei uns nicht. Das hat mich jetzt doch sehr beeindruckt“, sagt er. Heinrich Binder aus Göppingen kommt mit Benjamin Brodbeck ins Gespräch, weil er selber vor 20 Jahren einen Herzinfarkt hatte und bis heute „gottfroh bin, dass die so ruckzuck da waren.“
Auf Nachfrage informieren Kevin Jäger, Kevin Höfer und Benjamin Brodbeck über die Aufgabe des Rettungsteams bei einem Schlaganfall. „Die Herausforderung liegt vor allem darin, die richtige Diagnose zu treffen“, erklärt Benjamin Brodbeck. Es gebe zwar klare Fälle, aber es gebe auch so genannte Chamäleon-Fälle, wie etwa Unterzucker, wo die Symptome denen des Schlaganfalls ähnelten. „Deshalb machen wir grundsätzlich einen Blutzuckertest, um Unterzucker auszuschließen.“ Die Notfallsanitäter kontrollieren die Anzeichen eines Schlaganfalls nach dem so genannten FAST-Schnelltest (siehe Info).
Im Anschluss fahren sie so schnell wie möglich nach Göppingen ins Christophsbad. Bereits vom Fahrzeug aus telefonieren sie dort mit dem diensthabenden Neurologen, der auf einer bestimmten Telefonnummer rund um die Uhr erreichbar ist und schildern die Symptome ihres Patienten. Noch während die DRKler in Höchstgeschwindigkeit unterwegs sind, bereitet das Fachteam im Christophsbad alles dafür vor, den Patienten sofort untersuchen zu können. Denn innerhalb von 30 Minuten – das sagt Dr. Bernd Tomandl – sollte die Ursache des Schlaganfalls geklärt sein: handelt es sich um ein verstopftes Blutgefäß, eine Hirnblutung oder einen epileptischen Anfall. Entsprechend verläuft die weitere Behandlung: dem Patienten wird ein Medikament gegeben oder ein Blutgerinnsel im Gehirn mit einem Spezialkatheter entfernt. „Aus diesem Grund ist es wichtig, dass der Patient in ein Spezialzentrum für Schlaganfälle kommt. Das gilt auch für dessen Nachbehandlung auf der spezialisierten Schlaganfallstation.“
Info:
Anzeichen eines Schlaganfalls mit FAST-Schnelltest
Face (Gesicht): Um ein Lächeln bitten. Das Gesicht wird bei Lähmung einseitig verzogen
Arms (Arme): Arme nach vorne heben, Handflächen nach oben. Bei einer Lähmung können die Arme nicht gehoben werden, sie sinken wieder oder sie drehen sich.
Speech (Sprache): Einen einfachen Satz nachsprechen. Ist die Sprache verwaschen, handelt es sich um eine Lähmung
Time (Zeit): Bei Vorliegen mindestens eines Anzeichens wählen Sie sofort den Notruf 112 und fordern Sie medizinische Hilfe an.