Max Schmid ist ein Naturmensch. Er liebt die Natur und er liebt Sport inmitten der Natur: Mountainbiken, Joggen, Skifahren, Klettern. Für ihn war das vor fünf Jahren der Grund, Mitglied der Jugendgruppe bei der Bergwacht Geislingen-Wiesensteig zu werden. Seit einem Jahr ist der 19-Jährige aus Schlat aktiv dabei. „Dort konnte ich das Klettern lernen und gleichzeitig etwas für die Allgemeinheit tun. Diese Kombination hat mich angesprochen“, erzählt Max Schmid – und er weiß, dass dies auch für die anderen aktiven Kameradinnen und Kameraden in der Bergwacht gilt, die den südlichen Bereich des Landkreises Göppingen von Geislingen bis nach Wiesensteig abdeckt.
Die Aufgaben der Bergwacht, erzählt er, seien der Naturschutz sowie die Rettung und die Bergung von Personen sowie von Sachgegenständen aus unwegsamem Gelände. Für letzteres haben er und seine Mitretter der Bergwacht in den vergangenen Wochen mehr Gelegenheit gehabt, als ihnen lieb ist. „Allein zwischen dem 30. März und dem 11. April gab es fünf Einsätze“, erzählt er. Beim jüngsten Einsatz habe es sich um ein Unglück bei der Arbeit im Wald gehandelt, beim Einsatz davor hatten sich zwei Frauen im Wald unterhalb von Türkheim so verstiegen, dass sie nicht mehr vor und nicht zurück kamen. „Es war sehr schwieriges Gelände. Wir mussten die Frauen erst suchen und dann nach unten zur nächsten Forststraße abseilen. Verletzt wurde zum Glück niemand“, schildert Schmid.
Er ist froh, wenn ein Fall so glimpflich verläuft, nicht immer sei das der Fall. „Von unverletzt bis zu Totenbergungen im Gelände gibt es alles“, sagt er. Die meisten Erlebnisse und Eindrücke könne er gut wegstecken, „manchmal habe ich aber noch eine Weile daran zu kauen, bis ich etwas verdaut habe.“
Neu sei in der momentanen Situation der Corona-Pandemie nicht nur die hohe Zahl der Einsätze, was daran liege, dass sich momentan besonders viele Menschen – mangels Alternativen – draußen in der Natur aufhielten und bewegten. Neu sei auch, dass Max Schmid und seine Bergwacht-Kollegen bei ihren Einsätzen Atemschutzmasken tragen und auch den Personen zur Verfügung stellen, denen sie helfen. „Normalerweise gehen wir nicht davon aus, dass Menschen, die im Freien anstrengende Waldarbeit verrichten oder Sport treiben, krank sind. Deshalb haben wir zwar Atemmasken im Einsatzrucksack, brauchen sie aber eigentlich sonst nie“, erklärt der junge Mann aus Schlat.
Bergwacht benötigt Masken
In der aktuellen Krise sei das jedoch anders. Weil sich 1,50 Meter Abstand zum Verletzten beim Sichern, beim Umlagern in den Bergesack oder beim Abseilen nicht einhalten lassen, benötigen die Männer und Frauen der Bergwacht jetzt viel mehr Masken, als sie im Vorrat haben. „Für Spenden von Atemschutzmasken der Klassen FFP2 sind wir daher sehr dankbar, auf dem freien Markt kriegt man momentan einfach keine“, sagt Niko Schneider, der Leiter der Bergwacht Geislingen-Wiesensteig. Um diesem akuten Masken-Notstand abzumildern, hat ein Mitglied der Bergwacht Atemschutzmasken selbst genäht, so dass jeder der Retter ein buntes Stoffmodell zur Verfügung hat, das man waschen kann.
„Das Retten mit Mundschutz ist viel anstrengender“, hat der 19 Jahre alte Max Schmid festgestellt. Nicht zuletzt auch deshalb appelliert er im Namen der Bergwacht an alle Mountainbiker, Trail-Runner, Wanderer, Spaziergänger oder Kletterer, so wenig wie möglich in unwegsamem Gelände unterwegs zu sein, ganz bewusst die sportliche Aktivität und somit das Risiko zurückzuschrauben und persönliche Grenzen zu akzeptieren: „Aus Solidarität zu uns. Aber auch aus Solidarität gegenüber den Krankenhäusern, Physiotherapeuten, Reha-Kliniken, die alle anderweitig gefordert sind.“