Vier Tage Tirol. In den Urlaub? Nein, zur Ausbildung. Drei DRK-Mitarbeiter der DRK-Wasserwacht waren im Juni in Tirol. In Zams gibt es eine Fließwasser-Rettungsschule, dort wird mit professioneller Hilfe geübt, wie Menschen aus Flüssen, Bächen oder reißendem Hochwasser gerettet werden können. Das dies auch in Göppingen passieren kann, hat das letztjährige Hochwasser gezeigt, die DRK-Wasserwacht war Anfang Juni 2024 im besonders betroffenen Ebersbach im Einsatz. Normal ist das natürlich nicht, da ist besonders die Fils ein recht ruhiger und flacher Fluss, sagt DRK-Wasserwacht-Leiter Tobias Neugebauer, der auch Leiter der Rotkreuzdienste ist. Das ist in Tirol anders, Zams liegt am Inn und der hat auch im Normalzustand als richtiger Gebirgsfluss eine sehr ordentliche Strömung.
Schon am ersten der vier Trainings- und Ausbildungstage waren die drei von der Göppinger Wasserwacht im Fluss, zum Schwimmen in der Strömung, auch das Werfen mit dem Wurfsack wurde geübt. Im Wurfsack ist eine Leine, ein Ende davon bleibt beim Werfenden, der den Sack in den Fluss zu einem zu Rettenden wirft, der dann die Leine greifen kann und herausgezogen wird. Jeder Tag hat einen Theorie- und einen Praxisteil im oder am Fluss. Und vor allem die Praxis hat es in sich, wie die „Sprungrettung“, bei der ein angeseilter Helfer in den Fluss springt, eine längere Strecke schwimmt und dann das in Not geratene „Übungsopfer“ rettet. Überhaupt wird mit dem Seil viel gemacht, auch am Inn-Zufluss Sanna. Die Sanna ist mit rund 15 Metern nicht so breit wie der Inn, sagt Neugebauer. Aber wilder, das Wasser fließt und springt über Stock und Stein, die Strömung ist noch stärker in dem Fluss, der Paznaun- und Stanzertal entwässert. Die Wasserretter bauen hier eine Seilbahn über den Fluss, daran hängt dann ein Retter und lässt sich von der Strömung ans andere Ufer oder zu einem „Opfer“ im Wasser ziehen. Auch hier kommt der Wurfbeutel zum Einsatz, mit einem 20-Meter-Seil kann er für die erste Verbindung ans andere Ufer geworfen werden. Der Wurfsack gehört nicht nur für die Fließwasserretter zum Standardausrüstung, auch Kajakfahrer haben immer einen dabei, um in Not geratenen „Kollegen“ schnell und wirksam helfen zu können, sagt Tobias Neugebauer.
Helm, Schwimmweste mit Karabiner und Messer, Neopren- oder Trockenanzug und ordentliche Schuhe gehören zur Standardausrüstung, die alle Fließwasserretter im Einsatz tragen. Das Wasser in Inn und Sanna hat im Juni „rund neun Grad“, sagt Tobias Neugebauer, da ist es dann ganz angenehm, wenn der Neoprenanzug zumindest etwas wärmt oder der Trockenanzug – der allerdings etwas weniger Auftrieb im Wasser hat – den Körper trocken hält, aber nur, wenn die Retter darunter Skiunterwäsche und einen wärmenden Fleece-Pulli tragen.
„Swiftwater Rescue“, so heißt die Fließwasser-Rettung auf Englisch, ist eine herausfordernde Sache. Auch, wenn die Retter im Boot sitzen. Um dem Sog an Wehren etwas entgegenzusetzen, wird das Raft, also das Schlauchboot, an vier Seilen und an beiden Seiten des Flussufers gehalten. So kann es sich einem in Not geratenen Schwimmer oder Paddler am Wehr nähern. All das will gelernt sein. Alle drei Jahre geht es für die DRK-Wasserwacht nach Zams, zur Auffrischung der Kenntnisse und zur „Rezertifizierung“, sagt Tobias Neugebauer. Dazwischen wird natürlich auch geübt, besonders auf der Fils, „wir schauen uns immer wieder andere Abschnitte des Flusses an“, sagt Tobias Neugebauer. Und immer mittwochs wird geschwommen, momentan im Barbarossa-Bad, im kommenden Jahr wieder im dann sanierten Schwimmbad des Hohenstaufen-Gymnasiums.