Die Bergwachten Geislingen-Wiesensteig und Göppingen sind für die Rettung aus unwegsamem Gelände sowie die Höhenrettung zuständig. Jetzt haben die Rettungsspezialisten den Ernstfall geprobt – in 100 Meter Höhe an einem Baukran und an einem Pfeiler der Baustelle des Filstalviadukts der Neubaustrecke Stuttgart – Ulm. Beteiligt an der Übung zwischen Mühlhausen und Wiesensteig waren auch zwei Rettungswagenbesatzungen und ein Notarzt. Beobachter der Polizei und der Feuerwehr waren ebenfalls vor Ort.
Die Szenarien: Ein Kranführer erleidet einen Herzinfarkt in seiner Kanzel in 100 Meter Höhe und ein Arbeiter verletzt sich am Bein auf einer Arbeitsplattform an einem Brückenpfeiler in 50 Meter Höhe. Etwa zehn Minuten dauerte der Aufstieg der Bergretter auf den Baukran. Dann galt es, das notwendige Rettungsgerät ebenfalls nach oben zu schaffen. Nachdem Seile, Schlingen, Karabiner, Luftrettungsbergesack und Arztrucksack auf dem Kranausleger eingetroffen waren, konnten Bergretter den Patienten medizinisch versorgen. Gleichzeitig bereiteten die anderen Bergretter den Abtransport des Patienten vor. Verankerungen und die Sicherungen wurden eingerichtet. Nachdem der Patient transportfähig und in dem Luftrettungsbergesack sicher verpackt war, schwebte das Patient-Bergretter-Duo aus 100 Metern sachte nach unten. Routiniert sicherten Bergretter auf dem Kranausleger die Beiden frei schwebend nach unten. Dann zehn Meter über dem Boden ging plötzlich nichts mehr, das 100 Meter lange Statikseil war zu Ende. Mit geübten Griffen und ohne Hektik bauten die Bergretter eine Seilverlängerung, Patient und Retter konnten jetzt zu Boden gelassen werden. Dort wurden sie von der Bodenmannschaft in Empfang genommen und der Patient konnte dem wartenden Notarzt und den Rettungskräften des Rettungswagens übergeben werden.
Etwa 200 Meter entfernt auf einer Arbeitsplattform an einem Pfeiler des künftigen Viadukts war eine zweite Gruppe tätig. In etwa 50 Metern Höhe bemühten sich Bergretter, Notarzt und Rettungsdienstpersonal um einen Arbeiter, der sich eine schwere Beinverletzung zugezogen hatte. Nach der medizinischen Versorgung und der Schienung des Beins mit einer Vakuumschiene lagerten die Bergretter den Verletzten in einem Vakuumbett im Luftrettungsbergesack. Dies forderte den Rettern einiges ab, denn die Verhältnisse auf der Plattform waren sehr beengt. Eine weitere Rettergruppe richtete in der Zwischenzeit eine Etage höher die Verankerungen und Sicherungen für den Abtransport ein. Besonders schwierig war es, den Verletzten im Bergesack durch die engen Streben des Gerüsts nach außen zu bekommen. Nach einigem Auf und Ab und Hin und Her war es dann geschafft: Der Patient hing außen am Gerüst und ein Bergretter klinkte sich zu ihm ins Seil. Vorsichtig ließen die Bergretter an der Sicherung die beiden ab, dabei musste der Retter sich mit dem Patienten vor sich fest vom Gerüst abstützen. Dann nach einigen Metern endlich, Patient und Retter hängen frei im Seil und konnten nun 50 Meter abgeseilt werden.
Bei der abschließenden Manöverkritik wurde die realistische Übungsdarstellung und der gute und reibungslose Ablauf der Übung gelobt. Angeregt wurde, speziell für die Rettung aus großen Höhen, wie zum Beispiel von Baukränen oder Brücken, 150 Meter lange Statikseile zu beschaffen. Die Übung habe aber auch gezeigt, dass die beiden Bergwachten im Landkreis problemlos zusammenarbeiten können.