Göppingen - Ein plötzlicher Herzstillstand kann jeden treffen. Deshalb sollte auch jeder wissen, was in einer solchen Situation zu tun ist und lebensrettende Sofortmaßnahmen anwenden können. Bei den meisten liegt der Erste Hilfe-Kurs allerdings schon eine Weile zurück.
„Die Erste Hilfe-Kenntnisse sollte jeder mindestens einmal pro Jahr auffrischen“, empfiehlt Dr. Christian Wagenfeld, Anästhesist in der Klinik am Eichert, „Denn der schlimmste Fehler, den man machen kann, ist nichts zu tun.“ Deswegen wurde die bundesweite Aktion „Woche der Wiederbelebung“ vom Berufsverband Deutscher Anästhesisten ins Leben gerufen. Zum dritten Mal in Folge nimmt der Landkreis Göppingen daran teil. Vom 19. bis zum 26. September bieten Mediziner der Alb-Fils-Kliniken und das Deutsche Rote Kreuz gemeinsam handlungsorientierte Veranstaltungen an. „Der Berufsverband Deutscher Anästhesisten hat die Aktion vor drei Jahren gestartet, um die breiteste Masse zu kriegen“, sagt Wagenfeld. Er ist zusammen mit Kollegen vom Deutschen Roten Kreuz vor Ort im Göppinger Freihof-Gymnasium, um etwa 780 Schüler mit Reanimationstraining auf den Notfall vorzubereiten.
„Es kann immer passieren, dass jemand einen plötzlichen Herzstillstand erleidet“, erklärt er den Schülern der 9c, von denen jeder vor einem Torso kniet, der reanimiert werden soll. „Prüfen, rufen, drücken“, so lautet das Motto des Reanimationstrainings, damit man sich im Notfall an den Ablauf erinnern kann. „Zuerst wird die Atmung überprüft, dann wird ein Notruf abgesetzt und dann in die Mitte des Brustkorbs gedrückt“, informiert der Arzt die Schüler. Nach vier Minuten „Herzmassage“ tun einigen schon die Hände weh. „Es dauert meistens bis zu 15 Minuten, bis der Rettungswagen eintrifft. Solange solltet ihr wiederbelebende Maßnahmen durchführen“, sagt Wagenfeld, „100 Mal pro Minute muss man den Brustkorb komprimieren, um die Funktion des Herzens als Pumpe aufzubauen, damit der Kreislauf aufgebaut wird.“ Bald werde Reanimation auch in den Lehrplan eingebaut, berichtet er. Das Unterrichtsfach Biologie werde dann in der siebten Klasse auch Wiederbelebung beinhalten.
Auch Schulleiter Günter Roosbeg begleitet seine Klasse zum Kurs: „Ich war beeindruckt, wie schülernah die Aktion herübergebracht wird. Es ist eine wichtige Sache, dass dieses Thema im Bewusstsein der Schüler ist und ihnen die Angst davor genommen wird, etwas zu tun.“ Aber auch im Kollegium sind lebensrettende Sofortmaßnahmen ein Thema, „schließlich werden uns die Kinder anvertraut“, erklärt Roos.
Nach dem Reanimationstraining fühlt sich die 14-jährige Lisa gewappnet für den Notfall: „Ich finde die Aktion gut, weil man davon sonst nicht so viel mitbekommt. Ich war mal bei den Maltesern, wusste aber auch nicht mehr richtig, wie das geht.“ Ihre Freundin Sakina, ebenfalls 14 Jahre alt, hatte zwar noch ein paar Erinnerungen an einen Erste Hilfe-Kurs aus ihrer Grundschulzeit, war aber froh, ihre Kenntnisse bei dem Reanimationstraining auffrischen zu können. Prinzipiell sei es aber am Wichtigsten, Ruhe zu bewahren und immer die europaweite Notrufnummer 112 zu wählen, betont Wagenfeld.