Eine ältere Dame strahlt, als sie Olivier Vefonge sieht. Die Bewohnerin des DRK-Seniorenzentrums in Hattenhofen hat den jungen Afrikaner ins Herz geschlossen. Mit seiner offenen und freundlichen Art hat er sich gut in das gesamte Haus eingefügt. Seit Oktober macht der 35-Jährige eine Ausbildung zum Altenpfleger. „Während eines Praktikums musste zunächst herausgefunden werden, ob die Aufgabe für ihn passt, aber auch für unsere Bewohnerinnen und Bewohner und auch für das Team“, erläutert Iris Händler. „Sehr schnell war klar, dass er sehr liebevoll ist und die Arbeit mit Herzblut macht“, fährt die Leiterin des DRK-Seniorenzentrums in der Hattenhofener Ortsmitte fort. „Für ihn ist die Arbeit hier im Haus nicht nur ein Job – das spüren alle“. Und er habe sich „schnell ins Team integriert“.
Olivier Vefonge fühlt „sich wohl und es geht mir gut“, bekräftigt der sympathische Kameruner. Aus seiner Heimat musste er fliehen, war dort seines Lebens nicht mehr sicher und machte sich auf die gefährliche Reise nach Europa. Weil er ein wenig Deutsch spricht und die Deutschen in der ehemals deutschen Kolonie Kamerun als freundliche Menschen erlebt hatte, war dies sein Ziel.
Über mehrere Stationen kam er nach Göppingen, dann nach Hattenhofen und hatte dort das Glück, Norbert Vatheuer vom Freundeskreis Asyl kennenzulernen. Der Pensionär hat selbst viele Jahre in Afrika gelebt und begleitet Olivier Vefonge seither. „Wir Mitglieder des Freundeskreises Asyl sehen uns als Kundschafter. Wir eruieren berufliche Chancen, fragen nach Praktikumsplätzen und helfen bei Behördengängen“, betont Norbert Vatheuer.
Unterstützung gebe es auch beim Erlernen der deutschen Sprache. „Olivier Vefonge spricht schon sehr gut“, stellt Iris Händler fest – wenn er auch manchmal noch so seine Schwierigkeiten mit dem Schwäbischen hat. „Unser Ziel ist es, die Menschen in qualifizierte Jobs zu bringen und dafür Unternehmen zu finden, die sich auf dieses Wagnis einlassen“, so Norbert Vatheuer. Leider gebe es dabei noch sehr viele Vorurteile zu überwinden.
Die sind im DRK-Seniorenzentrum widerlegt. Olivier Vefonge hat „sofort die Chance erkannt, die sich mir geboten hat“. Seine theoretische Ausbildung macht er an der Deutschen Angestellten-Akademie. Sie bietet Flüchtlingen die Möglichkeit, in fünf statt in drei Jahren den qualifizierten Abschluss zum Altenpfleger zu machen. Und weil die Schule sich in Kirchheim findet, es von Hattenhofen aus aber praktisch unmöglich ist, mit öffentlichen Verkehrsmitteln in die wenige Kilometer entfernte Stadt zu kommen, ist Olivier Vefonge nach Göppingen gezogen und fährt regelmäßig zum Blockunterricht nach Kirchheim.
Viel Freizeit bleibt ihm nicht. „Ich lerne sehr viel“. Nur an den Wochenenden bleibt Zeit, sich mit Freunden zu treffen oder mit seiner Familie in Kamerun Kontakt zu halten.
Im DRK-Team ist man zufrieden über die Verstärkung des Teams von rund 30 Mitarbeitern, die 37 Bewohner betreuen. „Ausbildung ist für uns ein ganz wichtiges Thema“, betont Iris Händler. So versuche ihre Einrichtung, dem Mangel an qualifizierten Pflegekräften zu begegnen.
Die ältere Dame geht am Rollator zurück in ihr Zimmer und wartet an diesem sonnigen Wintertag , bis das Mittagessen serviert wird – auch von Olivier Vefonge, der für alle Seniorinnen und Senioren ein freundliches Wort hat.