Bad Boll - Das Martinshorn dröhnt aus dem Kassettenrekorder und macht deutlich: die Viertklässler-Gruppen der Klasse 4 b müssen die Stationen wechseln. Sechs Stationen gibt es in diesem Klassenzimmer der Heinrich-Schickhardt-Schule in Bad Boll. An diesen Stationen sollen die Schüler in einer Art „Abschlussprüfung“ zeigen, was sie bei ihrer Klassenlehrerin Laura Bayer in 16 Unterrichtsstunden im Fach MNK (Mensch, Natur, Kultur) gelernt haben. Mit der erfolgreich bestandenen Prüfung dürfen sich die Zehnjährigen Juniorhelfer des Jugendrotkreuzes nennen. Dann gehören sie zu denjenigen, die – mit gelben Leuchtwesten bekleidet – in den Pausen bei Verletzungen als Ansprechpartner dienen und erste Hilfe leisten können. Gemeinsam mit den Großen, den Schulsanitätern, natürlich.
„Es ist faszinierend, wie unbefangen die Grundschüler diese Herausforderungen angehen. Aber auch, was sie schon können“, zeigt sich die für die Juniorhelfer-Ausbildung spezialisierte Lehrerin Andrea Greiner begeistert. Weil jetzt schon im zweiten Turnus Juniorhelfer in der Bad Boller Schule ausgebildet wurden, kann Greiner bereits aus Erfahrung sprechen, wenn sie erzählt: „Manche möchten am liebsten jeden Tag den Pausendienst übernehmen!“
Bis jetzt wurden die Jung-Helfer noch nie ernsthaft gefordert, aber „wir würden uns das auch im Ernstfall trauen“, zeigen sich Leah und Hannah überzeugt. Ihnen hat der Erste Hilfe-Unterricht bei ihrer Lehrerin „richtig gut gefallen“, wobei Leah das Gefühl hat, die stabile Seitenlage gut zu beherrschen, während Hannah am liebsten Verbände wechselt. Das stellt die junge Dame souverän in Station zwei unter Beweis. Ihrer Zweiergruppe haben die beiden den eindrucksvollen Namen „Die Superhelfer“ gegeben. Sophie, Alina und Anna nennen sich noch spektakulärer: „Das blutrote Kreuz“.
Leonie, Emil und Felix zeigen derweil an Station drei, dass sie genau wissen, was sie tun müssten, wenn einer ihrer Freunde vom Baum gefallen und bewusstlos wäre, aber atmet. „Zuerst legen wir ihn in die stabile Seitenlage, dann rufen wir so schnell es geht den Notruf an und dann halten wir ihn warm“, zählt Emil auf und die Gruppe bekommt ein lachendes Gesicht auf ihren Laufzettel gestempelt.
Jede der sechs Stationen wird von Schulsanitätern betreut. Davon gibt es 21 allein in den Klassen 5 und 6 und weitere 14 in den Klassen 7 bis 9, erzählt Peter Graser, Lehrer an der Schule und für die Ausbildung der Schulsanis verantwortlich. Im Gegensatz zu den Juniorhelfern haben die Großen auch das Reanimieren schon gelernt.
Nelli und Cora betreuen die erste Station, wo die Prüflinge „die fünf W-Fragen – wo, was, wie viele Verletzte, welche Verletzungen und schließlich Warten auf Rückfragen der Leitstelle – wissen müssen sowie die Notrufnummer 112. Beide Schülerinnen haben ihren Schulsanitäter-Schein im vergangenen Jahr erworben und finden, dass „die Kleinen ihrer Sache echt gut machen“. Auch Eric, ein Neuntklässler mit vier Jahren Erste Hilfe-Erfahrung, ist beeindruckt davon, wie souverän die Viertklässler an seiner Station Erste Hilfe-Material allein durch Fühlen erkennen und dann auch noch erklären können, wofür es gedacht ist.
Am Ende haben alle Schüler der 4b – wie am Mittwoch davor schon die 4a – ihre Prüfung mit Bravour bestanden. Peter Graser überreicht jedem der Schüler eine Urkunde, Andrea Greiner verteilt darüber hinaus noch Gummibärchen.
Markus Hörger, der DRK-Koordinator Schulsanitätsdienst, steht im Hintergrund und freut sich: die Zahl der Juniorhelfer im Landkreis hat sich um 20 erhöht. Er koordiniert diese Ausbildung an vielen Schulen im Landkreis.