„Eine zentrale Aufgabe des Roten Kreuzes ist die Ausbildung von ehren- und hauptamtlichem Personal sowie der Bevölkerung“, betont Jens Currle. Gemeinsam mit Christian Striso leitet er das Rotkreuz-Landesmuseum in Geislingen. Jetzt hat er aus dem umfangreichen Fundus eine neue Sonderausstellung konzipiert.
Sie stellt die Ausbildung in den Mittelpunkt und zeigt eindrucksvoll, wie die sich im Laufe der Jahrzehnte gewandelt hat. Zahlreiche Exponate geben einen Einblick in die wesentlichen Veränderungen „von 1863 bis heute“. Denn: „Das Ausbildungswesen wurde und wird ständig optimiert“. Und: „Neue medizinische Erkenntnisse fließen sofort in die Ausbildungsinhalte ein“. Zahlreiche Bücher und Ordner belegen auch hier den Wandel der Zeiten. Ein kompaktes Bändchen mit allen wesentlichen Schulungsfragen „hatte in den Zwanzigerjahren jeder aus der Sanitätskolonne immer bei sich. Ich könnte stundenlang darin blättern“, schwärmt der Museumsleiter.
In den Übungskoffer zur Sanitäterausbildung gehörten einst auch die Bettpfanne und eine Urinflasche. „Der Inhalt spiegelt den Schwerpunkt der damaligen Ausbildung wieder“, erläutert Jens Currle. Und der lag in früheren Zeiten augenscheinlich beim Wickeln von kunstvollen Verbänden. Große Bildtafeln zeigen Gliedmaßen, die ebenmäßig mit dem Verband umwickelt sind. Ein roter Faden machte auf den ersten Blick sichtbar, ober der angehende Sanitäter die Technik auch beherrschte. Damit er die Binde mehrfach benutzen konnte, gehörte zum Koffer auch ein Bindenwickelgerät.
Spannend ist ein Reanimationsphantom aus den siebziger Jahren. Es war von einem Eislinger Unternehmen hergestellt worden. Jens Currle ist mit der Firma in Kontakt. Ein Skelett – aus echten Knochen – diente als Anschauungsmaterial für den Anatomieunterricht. Hier wurde auch das Modell eines Auges gezeigt, das in seine Bestandteile zerlegt werden konnte. Unterschiedliche Reanimationsphantome zeigen die Entwicklung des Übungsgerätes auf. „Hier spielte das Thema Hygiene immer eine große Rolle“, weiß Jens Currle. Einmal waren eigens Folien geprägt worden, die dem Phantom über den Mund gelegt und dann durchstoßen wurden.
Schon früh wurden elektronische Geräte in der Ausbildung eingesetzt. Ein audiovisuelles Lehrsystem entführt die Besucher in längst vergangene Zeiten. Eindrucksvoll ist auch eines der ersten Geräte zum Zeigen von Dias.
Die Wechselausstellung, die bis Ende des Jahres zu sehen sein wird, macht auch deutlich, wie sich die Breitenausbildung von der der DRK-Mitarbeiter unterscheidet. Ein Koffer voller Tuben wurde ausschließlich in der Sanitäterausbildung eingesetzt und ein sogenannter EKG-Trainer „konnte mit einem Phantom verbunden werden“. Auf diese Weise wurde ein Original-Herzschlag simuliert. Auch Führungskräfte mussten regelmäßig Schulungen besuchen. In Planspielen konnten sie Unfallsituationen nachspielen.
Info:
2013 wurde das Rotkreuz-Landesmuseum in Geislingen in der Heidenheimer Straße 72 auf der Basis der von Rolf Ellinger im Laufe von vielen Jahrzehnten zusammengetragenen Exponaten eröffnet. Finanziert wurde es vom DRK-Landesverband, vom DRK-Kreisverband Göppingen und von der Mehrzahl der DRK-Kreisverbände in Baden-Württemberg. Es ist von März bis November am ersten Samstag und am zweiten Sonntag des Monats von 13 bis 17 Uhr geöffnet. Führungen, auch außerhalb der Öffnungszeiten, unter Telefon (0 71 61) 67 39-0 oder info@rotkreuz-landesmuseum.de