Die Entwicklung der Feuer wehr und die des Deutschen Roten Kreuzes sind eng miteinander verwoben. Die Brandbekämpfer und die Unfallhelfer sind in fast allen Notsituationen gemeinsam vor Ort und aus ihnen nicht wegzudenken.
Diesem Miteinander trägt die neue Wechselausstellung im Rotkreuz-Landesmuseum Baden-Württemberg in Geislingen Rechnung. 40 Quadratmeter Fläche sind für die jährlich wechselnden Themen auf der Museums-Ebene reserviert. Mitglieder der Geislinger Feuerwehr planen, bauen und überlegen seit Wochen gemeinsam mit den Museums-Machern Jens Currle und Christian Striso, wo sie was wie präsentieren. Das Problem: Die Feuerwehr – allen voran der Lösch zug aus Waldhausen – besitzt eine Vielzahl von Exponaten, die es wert sind, der Öffentlichkeit vorgestellt zu werden. Thomas Strehle, Chef der Waldhauser Wehr, bringt es auf den Punkt: „Wir können nicht alles zeigen, um die Ausstellung nicht zu überfrachten. Deshalb müssen wir uns für die spannendsten Stücke entscheiden und anderes wieder aussortieren.“
Die ganz großen Sehenswürdigkeiten der Feuerwehrmänner finden außerhalb der Ausstellungsfläche Platz – zum Beispiel gleich unten im Treppenhaus, wo sonst das BMW-Motorrad und der Käfer-Notarztwagen stehen. Dort zieht jetzt eine Handdruckspritze aus dem Jahr 1896 die Aufmerksamkeit von Besuchern auf sich. „Diese Lösch-Spritze wurde 1921 vom Hersteller Magirus überholt und kam dann zur Feuerwehr Waldhausen, zu deren Fundus sie seitdem gehört“, erzählt Strehle. Gegenüber steht ein Rotkreuz-Transportwagen aus derselben Ära.
Drehleiter aus dem Jahr 1921
Jens Currle zerbrach sich den Kopf, wie er ein anderes Highlight aus Waldhausen – die große, ausfahrbare, mechanische Magirus-Drehleiter, Baujahr 1921 – in den oberen Stock zur Museumsfläche gehievt bekommt. Die ist auf ein Gestell montiert und selbst im eingefahrenen Zustand sieben Meter lang. Currle wusste, dass er auf die Hilfe von Martin Stahl und dessen Teleskop-Kran zählen kann. Es sei aber trotzdem eine knifflige Angelegenheit gewesen, das Teil durch das große Fenster ins Haus zu holen und so aufzustellen, dass es auch richtig zur Geltung kommt.
In der Wechselausstellung selbst ist es die Vielfalt an größeren und kleineren Bildern und Ausstellungsstücken, die das Herz von Feuerwehrmännern und ihren Bewunderern höher schlagen lässt. Das sind die Helme aus 100 Jahren Feuerwehrgeschichte, die Alarmanlagen, Bilder und Fotos, Ausbildungsmaterial, Atemschutzgeräte, Geschichten und Erlebnisse.
Auffällig ist das Autowrack-Teil. Daran ist eine hydraulische Spreiz- und Rettungsschere der US-Firma Hurst so befestigt, als müsste die Autotür in genau diesem Moment aufgeschnitten und ein Menschenleben gerettet werden. „Die hier ist aus dem Jahr 1974. Für heutige Fahrzeuge mit ihren Verstrebungen wäre sie mit ihren gerade mal 90 Newtonmetern Kraft nicht mehr geeignet. Neue Spreizer bringen 460 Newtonmeter“, erklärt Wolfgang Köpf, der 45 Jahre lang Gerätewart bei der Geislinger Wehr war.
Geislinger entwarf Notfallkoffer
Zur Rettungsausrüstung der Feuerwehr bei Verkehrsunfällen gehört auch ein hydraulischer Zylinder sowie ein spezieller Feuerwehr-Notfallkoffer. Den samt seinem Inhalt hat der langjährige Geislinger Feuerwehr-Kommandant Erich Enderle selber entwickelt und sogar patentieren lassen. „Dieser Koffer wurde dann vom Feuerwehr-Ausrüster Ziegler aus Giengen an der Brenz professionell vertrieben“, erzählt Köpf. Das war noch vor der Zeit der hydraulischen Geräte.
Zur Ausrüstung des Enderle-Spezialkoffers gehörte ein spezieller Hammer, der in vielen Situationen diente: fürs Aufwuchten der Tür oder dafür, ins Autodach ein Loch einzuschlagen. „Und das hier ist der Dosenöffner“, sagt Köpf und präsentiert ein Handwerkszeug, das tatsächlich aussieht wie ein Dosenöffner an einem Taschenmesser, nur viel massiver und größer. „Das Loch im Autodach konnte damit so vergrößert werden, dass die Feuerwehr an die verletzten Insassen herankam, auch wenn die Türen verkeilt waren“, beschreibt der Feuerwehr-Experte.
Ihm genauso wie seinen Kollegen Manfred Baumholzer, Thomas Ell und Thomas Strehle ist die Wechselausstellung eine Herzensangelegenheit. „Für uns alle ist es gut zu wissen, dass das DRK dabei ist, wenn wir Einsätze haben“, sagt Köpf. Als Beispiel nennt er den Einsatz des Notarztes, der beim Verkehrsunfall schreiende Verletzte ruhig stellt – „so dass wir sie überhaupt erst retten können“. Beim Brandeinsatz hilft das DRK den Hausbewohnern bei Rauchvergiftungen und anderen Verletzungen, führt Köpf aus.
Kein Wunder, dass viele der Feuerwehr-Exponate denen des DRK in der Dauerausstellung des Museums ähneln. Auch das zeigt die neue Ausstellung.
Info: Die neue Wechselausstellung im Rotkreuz-Landesmuseum in Geislingen wird am kommenden Samstag, 3. März, um 14 Uhr offiziell eröffnet.