Der Hingucker kommt aus Berlin: „Magirus-Werk, Berlin-Tempelhof“, steht in goldenen Lettern auf dem braunen Brett. Die Handmarie, eine einachsige Krankentrage mit zwei Rädern, ist alt, top in Schuss und immer noch einsatzklar. Zum großen Stadtfest-Umzug durch Eislingen ist sie im Einsatz, allerdings liegt kein Patient auf dem braunen Segeltuch, sondern ein Teddybär mit DRK-Overall. Dem Teddy wird Anfang Juli bei rund 30 Grad im Schatten nicht zu warm, Jörg Witzani schon. Der Leiter der Eislinger DRK-Tagespflege trägt eine knapp 100 Jahre alte graue Rot-Kreuz-Uniform samt Schirmmütze, top gepflegt und aus Nadelfilz. Genau so alt wie die Uniform ist auch die „Handmarie“ aus der Tempelhofer Magirus-Werkstatt, die Jörg Witzani an den gedrechselten Holzgriffen durch die Eislinger Innenstadt schiebt.
In den Städten gab es für den Krankentransport früher fast nur Räderbahren wie die Handmarie, sagt Christian Striso. Der stellvertretende Leiter des DRK-Landesmuseums Baden-Württemberg in Geislingen hat zusammen mit Museumsmitarbeiter Ersin Titrek die Handmarie mitgebracht, dazu noch zwei VW-Busse, einen aus den Siebzigern und einen aus den Achtzigern. Auch die Uniformen, die nicht nur Jörg Witzani trägt, kommen aus dem Fundus des DRK-Landesmuseums. Thomas Ruckh hat nur ein dunkles T-Shirt unter dem warmen Nadelfils, warm ist es trotzdem, aber der Eislinger DRK-Ortsvereinsvorsitzende strahlt unter der dunkelgrau-schwarzen Schirmmütze. Mit einer Rot-Kreuz-Fahne führt er die DRK-Gruppe an. Fast zwei Dutzend Rot-Mitarbeiter*innen ziehen zum Umzug durch die Stadt. Die alte Krankenschwestern-Kluft mit Bluse und Schürze ist deutlich luftiger als der feldgraue Nadelfilz der Herren, auch aktuelle Uniformen sind zu sehen, weiße Kurzarm-Hemden und Poloshirts. Warm wird es Christian Striso und Ersin Titrek trotz Polo-Shirts, der VW T 3-Mannschaftswagen von 1988 hat zwar Allradantrieb, aber keine Klimaanlage. Also Fenster auf und langsam durch die Stadt zuckeln, rauswinken geht damit ohnehin besser. Für gute Laune bei den Zuschauern am Straßenrand sorgen sie alle, die Handmarie, der alte VW, Ruckh und Co. im Nadelfilz und die Krankenschwestern mit den weißen Häubchen auf dem Kopf, Schwester Maggie Miller hat einen Regenschirm als Sonnenschutz dabei. Kamelle gibt es keine, dafür was Nützliches, Konrad Veigel, auch im Nadelfilz, verteilt Heftpflaster an die Zuschauer, „Deutsches Rotes Kreuz“ steht darauf, und ein großes, rotes „Danke“.