„Hochverehrte Kameraden.“ Thomas Ruckh begrüßt die Gäste so wie früher. Und genau das hat der DRK-Ortsvereinsvorsitzende im Sinn. „So könnte doch die Eröffnungsrede damals im Kronprinzen begonnen haben“, sagt Ruckh. Damals im Gasthaus Kronprinzen in Eislingen ging es los mit dem Roten Kreuz im Ort. Vor genau 100 Jahren trafen sich dort zwei Dutzend Herren und gründeten eine „Abteilung Eislingen der Sanitätskolonne“. Aus der ist im Laufe der Zeit ein veritabler DRK-Ortsverein geworden. Grund genug zum Feiern, vor allem wenn man im Blick hat, was das DRK „alles geleistet hat“, sagt Ruckh, „immer geprägt von Freiwilligkeit und Ehrenamt „unzähliger Menschen“. „Hundert Jahre gelebte Menschlichkeit, ehrenamtliches Engagement und tatkräftige Hilfe für Menschen in Not“, die stellvertretende DRK-Kreisverbands-Präsidentin Brigitte Kress brachte es gleich zu Beginn ihrer Rede auf den Punkt. Aus einer kleinen Sanitätsgruppe sei ein moderner, breit aufgestellter Ortsverein geworden. Kress nannte neben dem Sanitätsdienst besonders die Fachgruppe Information und Kommunikation sowie die Personenauskunft des Kreisverbands, die der DRK-Ortsverein betreibt, die Sozialarbeit und die aktive Jugendrotkreuz-Gruppe in Eislingen. Und natürlich die Tagespflege des DRK-Kreisverbands, die neben der Eislinger DRK-Zentrale erfolgreich agiert. Dem Eislinger DRK-Führungsteam um Thomas Ruckh und allen Eislinger DRK-lern dankte Kress ganz herzlich. 100 Jahre, das sei nicht nur ein Blick zurück, sondern auch „ein Versprechen für die Zukunft“.
„Menschlichkeit“, das sei eine „Grundintention“ beim Roten Kreuz, sagte der Eislinger Oberbürgermeister Klaus Heininger. Immer ginge es dem DRK „um die Würde des Menschen“. Heininger erinnert an die „hervorragende Zusammenarbeit“ mit dem DRK-Ortsverein während der Corona-Pandemie. „Sie und ihr Team sind aus Eislingen nicht wegzudenken, wir sind froh, dass wir Sie haben“, sagte er direkt an Ortsvereinschef Thomas Ruckh gerichtet. Mitgebracht hatte Klaus Heininger für die Eislinger DRK-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter etwas Aufmunterndes: Kaffee. Schon zur Einweihung des DRK-Sitzes in der Holzheimer Straße vor sechs Jahren hatte er eine Kaffeemaschine geschenkt. Die läuft immer noch, in der Stadthalle sorgte Heiniger für Nachschub und überreichte einen großen Korb Kaffee, dazu gab es 1.000 Euro von der Stadt. Auch der Eislinger Feuerwehr-Kommandant Mario Feller hatte ein besonderes Geschenk dabei: ein altes Strahlrohr, eine Art Wasserspritze. Aus dem Fundus der Eislinger Wehr und wohl genauso alt wie das DRK in Eislingen: 100 Jahre. Auch Feller berichtete von der guten Zusammenarbeit zwischen Feuerwehr und DRK, „ihr seid spitze“, rief er den DRK-lern im Saal zu, „und immer nah am Menschen“.
Nah am Menschen ist das DRK sogar schon länger als 100 Jahre in Eislingen. Schon 1908, also 17 Jahre vor der Gründung der ersten echten Sanitätskolonne, sollte es losgehen, sagte Rüdiger Trautmann. Der stellvertretende DRK-Ortsvereinsvorsitzende und DRK-Kreisbereitschaftsleiter hat sich tief in die Geschichte des DRK in Eislingen eingearbeitet. Die seit 1908 vorangetriebene Gründung einer Sanitätskolonne im Ort scheiterte am Ausbruch des Ersten Weltkrieges. 1924 traten dann 40 freiwillige Männer an zur Ausbildung, 25 von ihnen gründeten im Jahr darauf die die Abteilung Eislingen der Sanitätskolonne 16 Göppingen im Kronprinzen. Aktiv ist das DRK seitdem immer vor Ort, auch nach der Auflösung des DRK 1945, die Siegermächte machten fast allen Organisationen des besiegten Deutschen Reiches erst einmal ein Ende. Die Mitglieder machten aber weiter, sagte Rüdiger Trautmann, „die Not war damals groß“. Schon 1947 ging es offiziell weiter, das DRK durfte sich neu gründen, auch in Eislingen. Aber: Die Eislinger Rotkreuzler sind erst seit 2012 komplett. Vor 13 wurde der Eislinger DRK-Ortsverein gegründet, seit 2019 hat er ein richtiges, eigenes zuhause in der Holzheimer Straße – und ist mit der Fertigstellung der Fahrzeughalle zwei Jahre später gleich nebenan vollständig in Eislingen angekommen.
Gefeiert und gelacht wurde danach nicht nur mit Nici Nightingale und ihrer Band Nightbirds, sondern auch bei einem Sketch, in dem DRK-Bereitschaftsleiter Sven Feiner als Hausmeister Horst nach den Vorgaben eines alten DRK-Fibel seiner zusammengebrochenen „Chefin“, gespielt von Sylvia Wittig, der Leiterin der DRK-Sozialarbeit in Eisingen, eher altmodische und manchmal auch etwas grob Erste Hilfe leistete. Also: ein festlicher und fröhlicher Abend, das hatte sich DRK-Ortsvereinschef Thomas Ruckh genauso gewünscht.
