Göppingen - Als der 15-jährige „MC Manar“ mit einer Mischung aus syrisch-deutschem Sprechgesang begann, klatschte das Publikum der Abschlussveranstaltung des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) zum Projekt „Interkulturell Aktiv“ begeistert mit. Der junge Syrer, seit einem halben Jahr in Deutschland, verarbeitet in den Liedern auch seine persönlichen Erlebnisse aus dem Kriegsgebiet. In Deutschland fühle er sich aber sehr wohl. Nächstes Jahr macht er den Hauptschulabschluss. Sein großes Ziel: Mit der Familie in Deutschland bleiben und Arzt werden. Auf die Anmerkung der Moderatorin des Abends, er spreche aber schon gut Deutsch, antwortete der Jugendliche trocken: „Na klar!“ Beim abschließenden Lied gingen die Hände wieder in die Höhe.
„MC Manar“ ist nur ein Beispiel für die gelungene Kooperation von Migranten und Einheimischen im Projekt „Interkulturell Aktiv“. 2013 ins Leben gerufen, setzte es von Beginn an auf Begegnungen zwischen den verschiedenen Kulturen. So lud der Kreisverband des Roten Kreuzes beispielsweise zum „Fastenbrechen“ der Muslime ein, begrüßte im Rotkreuz-Landesmuseum in Geislingen 48 Kinder und 15 Erwachsene der dortigen türkisch-islamischen Gemeinde oder organisierte interkulturelle Kochabende. Aus Letzterem entstand auch ein gemeinsames Kochbuch für alle Interessierten. Diese Kontakte zwischen Einheimischen und Zugewanderten lobte auch DRK-Landesverbandspräsident Lorenz Menz: „Die Willkommenskultur muss in eine Alltagskultur übergehen“, forderte er in seiner Rede. Es sei wichtig, Migranten in die Arbeit des DRK einzubeziehen und Mauern einzureißen. Dafür benötige es aber mehr als guten Willen. Die Qualifizierung von haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern sei wichtiger denn je. Auch dies habe das Projekt geleistet, betone Menz.
Lob für die harte Arbeit gab es auch von Wolf-Dietrich Hamann vom Ministerium für Integration Baden-Württemberg: „Integration ist nicht einfach, es ist ein Marathonlauf“, betonte er. Es dürften nicht die gleichen Fehler wie bei den Gastarbeitern in den 60er und 70er Jahren gemacht werden. Das Projekt des DRK-Kreisverbands Göppingen hätte gezeigt, wie es geht: „Begegnungen sind entscheidend und dies war hier der Fall.“ Außerdem würdigte er die Bereitschaft, das Projekt nach dem Auslaufen der Landesunterstützung weiterzuführen und eine Stelle dafür bereitzustellen.
Nach den Dankesreden zeigte die interkulturelle Jugendtanzgruppe, die aus über 20 Nationen besteht, was sie kann. Auch hier war das Publikum lautstark dabei und klatschte zu den Rhythmen.
Die Zuschauer waren allerdings nicht nur bei den musikalischen Darbietungen laut. Viele Wortbeiträge der Verantwortlichen wurden durch Nebengespräche gestört. Zusammen mit der schlechten Akustik trugen die Geräusche dazu bei, dass in den hinteren Reihen nur noch wenig von den Inhalten auf der Bühne ankam. Speziell die Talkrunden, in denen die Projektbeteiligten von der Umsetzung und den Zielen berichteten, gingen durch die Unruhe im Saal unter.
Wertschätzung ernteten die Verantwortlichen Silke Grupp, Sonja Stamos und Birgit Dibowski vom Roten Kreuz abschließend von Alexander Sparhuber, der ihnen mit Blumen nochmals seinen speziellen Dank aussprechen wollte. „Alle drei waren Motoren des Projekts, sie haben die Arbeit vorangebracht“, betonte der Kreisgeschäftsführer des DRK.