„So schlechtes Wetter hatten wir noch nie“, beklagten die sechs Rotkreuzler*innen und Mediziner*innen der Klinik am Eichert an einem Samstag Ende September in der Göppinger Innenstadt. Sie hatten dort weithin sichtbar ihr Zelt aufgebaut und luden Passanten bereits zum zehnten Male ein, sich in der Wiederbelebung eines bewusstlosen Menschen auszuprobieren. Ein junges Paar probiert es. „Lieber irgendetwas machen als gar nichts“, sagt sie, als sie ausprobiert hatte, wie es sich anfühlt, den Brustkorb eines leblosen Menschen fünf Zentimeter tief einzudrücken. „Blut enthält Sauerstoff für etwa zwölf Minuten“, hatte Ulrich Kienzle vom DRK-Ortsverein Göppingen zunächst erklärt. Bleibt dies im Kreislauf, können irreparable Schäden im Gehirn vermieden werden. Sohn Nils kennt die Rufnummer, die gewählt werden muss, wenn keine Lebenszeichen feststellbar sind. „112!“, ruft er ohne lange nachdenken zu müssen. Er darf sich anschließend den Rettungswagen genauer anschauen und wird mit Gummibärchen und dem Bastelbogen für einen Rettungswagen belohnt. Auch eine ältere Dame bleibt interessiert stehen. Sie ist mit ihrer Enkelin in die Stadt gekommen, die derzeit aus Venezuela zu Besuch ist. Auch der Teenager versucht sich in der Reanimation.
Die Aktion auf Initiative des Berufsverbandes Deutscher Anästhesisten und der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin sowie der Stiftung Deutsche Anästhesiologie unter der Schirmherrschaft des Bundesministeriums für Gesundheit wird vom DRK-Kreisverband unterstützt. „Wir freuen uns darüber und sind ein gutes und eingespieltes Team“, stellte Dr. Nikola Kandhari von den Alb-Fils-Kliniken fest.
Auch in Geislingen hatten Rotkreuzler*innen zu der Aktion eingeladen. An zwei Abenden wurde im Nell Mezzo und im Kaufland von sieben Mitgliedern der Bereitschaft und Jugendsanitäter*innen demonstriert, wie eine erfolgreiche Herz-Lungen-Wiederbelebung funktioniert. „Es ist wie immer: Nicht viele Menschen sind bereit, sich die Zeit zu nehmen und sich die Grundlagen der Wiederbelebung erklären zu lassen und sich an der Übungspuppe selbst zu versuchen. In diesem Jahr war wieder besonders auffällig, dass sich vor allem Kinder trauen, die Herz-Lungen-Wiederbelebung auszuprobieren“, zieht Sebastian Grothe sein Resümee. Der Leiter der DRK-Bereitschaft Geislingen stellt deshalb fest: „Es spricht alles dafür, das wichtige Thema noch mehr in Schule und den Unterricht zu integrieren.“
Wenige Tage zuvor hatte die Stadtverwaltung in die Jahnhalle eingeladen. Bei einem Gesundheitstag konnten sich Mitarbeitende zu vielen ganz unterschiedlichen Themen informieren. Auch das DRK war mit einem Infostand zur Reanimation und zur Schulung im Umgang mit einem Defibrillator vor Ort.
Das Motto der „Woche der Wiederbelebung" ist auch 2022 wieder „Ein Leben retten. 100 Pro Reanimation". Bürger*innen werden durch verschiedene Aktionen aufgeklärt und motiviert, sich mit den wenigen Schritten „Prüfen - Rufen - Drücken", die lebensrettend sein können, vertraut zu machen. Weitere Informationen unter www.einlebenretten.de |