Eine lebensgroße Taucherpuppe gehört zu den Blickfängen der neuen Sonderausstellung „Geschichte der Wiederbelebung“ im Rotkreuz-Landesmuseum Baden-Württemberg in Geislingen, die am heutigen Samstag um 14 Uhr offiziell eröffnet wird. „Die Rettungs- und Tarierweste des Tauchers wurde wegen ihrer Form auch Klodeckel genannt“, erklärt Harald Mohrweiß und lacht. Mohrweiß und sein Kollege Heinz Wöhrle sind – so drückt es Museumsleiter Jens Currle aus – „die Bewahrer der DLRG-Geschichte“. Ihre Exponate seien vermutlich die „bundesweit kompletteste Sammlung der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft.“
Deshalb sind die Geislinger Museumsmacher Jens Currle, Christian Striso und Antonino Amato glücklich darüber, die Wasser-Rettungsorganisation aus dem DLRG-Bezirk Heidenheim-Brenz als Partner für die aktuelle Wechselausstellung gefunden zu haben – als Ergänzung der Dauerausstellung des Roten Kreuzes. Die Wechselausstellung ist bis 10. November zu sehen.
Der 53-jährige Harald Mohrweiß hat seinen Ausbilder-Lehrschein für Rettungsschwimmer im Jahr 1984 gemacht. „Damals gehörte die Geschichte der Wiederbelebung zum Ausbildungsstoff und hat mich fasziniert“, sagt er und begründet damit, wieso er im Lauf der Jahrzehnte alles gesammelt und zusammengetragen hat, was ihm zu dem Thema in die Hände fiel.
Einer der ersten Taucheranzüge
„Sein“ Taucher trägt außer der Rettungsweste eine Taucherbrille sowie einen Taucheranzug aus den 1940er- oder 1950er-Jahren. Vor sich hat die Figur einen Zwei-Schlauch-Lungenautomaten mit Taucherflasche. Um ihren Hals hängt eine Dekompressionstabelle, anhand derer der Taucher einst ablesen musste, wie viel Zeit er sich fürs Auftauchen nehmen muss. „Das ist eine der ersten Taucherausrüstungen überhaupt“, macht Mohrweiß klar.
Er freut sich über die Gelegenheit, die vielen zum Teil exotischen Lebensrettungs-Geräte, aber auch andere Ausstellungsstücke zu präsentieren, in denen sich das Rote Kreuz und die DLRG unterscheiden „In vieler Hinsicht haben sich die beiden Organisationen ja parallel entwickelt und dieselben Gerätschaften benutzt“, sagt Currle und zeigt sich umso begeisterter von den Stücken, die die Unterschiede verdeutlichen. Wie etwa die „Hans’schen Haftschalen“, die den unbedarften Betrachter im ersten Moment an Gummi-Stampfer gegen Abflussverstopfung erinnern. „Die wurden extra für feuchte oder nasse Patienten hergestellt, um bei der Wiederbelebung nicht vom Brustkorb abzurutschen“, berichtet Mohrweiß und ergänzt: „Die gibt es aus Silikon bis heute, so wirklich verwendet werden sie aber nicht.“
Neugierig macht auch die sogenannte Neptun-Wippe in der Ausstellung. Dabei handelt es sich um eine Art Liege, auf die der bewusstlose Patient gelegt wird, seine Arme werden über dem Kopf eingespannt. Durch das Zurückwippen des Körpers auf der Liege bewegt dieser sich auf die Arme zu. Diese drücken auf die Eingeweide und pressen Luft aus Herz und Lunge. Beim Zurückwippen wird das Einatmen dadurch forciert, dass sich die Arme wieder über dem Kopf befinden, erklärt Mohrweiß.
Fast schon an ein Folterinstrument erinnert das Beatmungsgerät „Elektro-Lunge“ in seiner Holzkiste. Metall-Elektroden wurden an Brust und Bauch angelegt. Stromstärke und Rhythmus wurden dann per Hand so eingestellt, dass sich die Muskeln zusammenziehen und dehnen und in der Folge auch das Zwerchfell. Ein- und Ausatmen war die Folge. „Die Elektro-Lunge war im alten Stadtbad in Heidenheim im Einsatz, bis das geschlossen wurde“, verrät Harald Mohrweiß.
Richtig witzig dagegen ist aus heutiger Sicht die Badekleidung aus den 1950er Jahren: Hinter Glas präsentiert die Ausstellung Badehosen, die je nach Körpergröße seitlich eng oder weit geschnürt wurden. Und eine leuchtend -orangene Badekappe, die der DLRG-Retter brav unter’m Kinn binden musste – so wurde er im Notfall schon von weitem erkannt.
Info Die Ausstellung ist ab heute bis 10. November zu den Öffnungszeiten des Rotkreuz-Landesmuseums in Geislingen zu sehen oder im Rahmen einer Führung. Diese kann unter info(at)rotkreuz-landesmuseum(dot)de oder per Telefon (07161) 67 39 0 vereinbart werden.