In Berlin und München, in Nürnberg und Essen, in Vogelsang und Geislingen – in gut einem Dutzend Kommunen in Deutschland wird an die lebendige Geschichte der Rotkreuzbewegung in eigens geschaffenen Museen erinnert. Sie erinnern an Ereignisse, bei denen das unparteiische Engagement von Rotkreuzler*innen unabdingbar war, an Menschen, die die Rotkreuzbewegung prägten und auch daran, wie sehr die Arbeit dem gesellschaftlichen, aber auch technischen Wandel unterliegt.
Seit zehn Jahren bietet auch in Geislingen das Rotkreuz-Landesmuseum Baden-Württemberg in großzügigen Räumen, unterstützt vom DRK-Kreisverband Göppingen, vom Landesverband und den übrigen Kreisverbänden im Landesverband, einen umfangreichen Einblick in die lebendige Geschichte der Hilfsorganisation.
Jüngst waren die Geislinger Museummacher Gastgeber des Jahrestreffens der Arbeitsgemeinschaft der deutschen Rotkreuz-Museen (AG). Aus ganz Deutschland waren gut zwei Dutzend Engagierte angereist. Jens Currle konnte auch Dr. Volkmar Schön, den Vizepräsidenten des Deutschen Roten Kreuzes und Dr. Petra Liebner, beim DRK-Generalsekretariat Referentin für Historische Forschung und Kommunikation, begrüßen. Beide sind seit vielen Jahren Gäste der Tagung.
Zur offiziellen Eröffnung der dreitägigen Tagung richteten DRK-Kreisverbandspräsident Peter Hofelich, Ulrike Würth (Vizepräsidentin des Bundesverbandes) und Hans Peter Maichle (Vorsitzender des „Förderverein Rotkreuz-Landesmuseum Baden-Württemberg) Grußworte an die Teilnehmenden der Tagung. Die Museumsmacher*innen berichteten von aktuellen Entwicklungen in ihren Einrichtungen, aber auch von Herausforderungen und Problemen. Dr. Liebner gab zudem einen Bericht über das Projekt „Oral History“. Eine Projektgruppe „History“ wolle sich in Kürze „beim DRK-Generalsekretariat treffen“ und das Thema Rotkreuzgeschichte weiterführen und intensivieren. Hier sollen sich die Rotkreuz-Museen mit ihrer Expertise einbringen.
Rolf Zimmermann vom Rotkreuzmuseum Vogelsang und Sprecher der AG betonte die Bedeutung der Arbeit der AG: „Wir sprechen uns ab, tauschen Sammlungsobjekte und auch neue Erkenntnisse aus. Es muss ja nicht jeder Fehler fünfmal gemacht werden.“ Sein Stellvertreter Volker Schneider vom Rotkreuz-Museum München ergänzte: „Wir wollen uns gemeinsam präsentieren und Netzwerke bilden.“ Jens Currle, ebenfalls stellvertretender Vorsitzender der AG, betont: „Es wird einen zweisprachigen Flyer mit allen Rotkreuz-Museen Deutschlands geben. So können wir auch gegenüber dem Generalsekretariat uns anders positionieren.“
Wichtiges Ziel für die nächste Zukunft sei „die Digitalisierung unserer Sammlungen“, so Volker Schneider. „Auf diese Weise machen wir unsere Arbeit und unsere Bestände einer breiten Öffentlichkeit und interessierten Fachwelt zugänglich.“ Ziel müsse eine „zentrale Datenbank“ sein. Er informierte darüber, dass der Bayrische Rundfunk demnächst sein Requisitenlager auflöse und „wir Material, das unsere Arbeit tangiert, haben können“. Er werde die Museumsleiter entsprechend informieren.
Nach einem Mittagessen, das die Abteilung Sozialarbeit des Ortsvereins Geislingen-Oberes Filstal unter der Leitung von Johanna Hagmeyer vorbereitet hatte, führten Jens Currle und sein Stellvertreter Christian Striso sowohl durch die Dauerausstellung des Rotkreuz-Landesmuseum Baden-Württemberg als auch durch die Sonderausstellung „Respekt“, die gemeinsam mit dem Stuttgarter Polizeimuseum erarbeitet worden war. Die Mitglieder der AG waren sichtlich beeindruckt von der Professionalität und dem Umfang der Sammlung.
Anhand einer der ersten Exponate, das die Besuchenden beim Betreten des Museums antreffen, verwies Jens Currle auf das Problem von Schenkungen. „Lasst Euch alles schriftlich bestätigen, am besten mit zwei oder drei Unterschriften!“ Denn die Plastik, die Ende des 19. Jahrhunderts in Geislingen entstanden war, und von der Witwe des letzten Besitzers als Schenkung und Dauerleihgabe ans Museum gekommen war, „musste im Nachgang von den Erben teuer abgekauft werden.“
Am Nachmittag diskutierten die Museumsmacher*innen über das leidige Thema „Finanzen“ und künftige wichtige Entwicklungen. Am Abend lud der DRK-Kreisverband zum Abendessen ein und sonntags wurde gemeinsam das Polizeimuseum Stuttgart besucht. „Die Tagung hat einmal mehr gezeigt, wie wichtig es ist, dass wir uns vernetzen und im regelmäßigen Austausch bleiben“, unterstrich Jens Currle.
Info:
Das Museum in der Heidenheimer Straße in Geislingen ist von März bis November am ersten Samstag und am zweiten Sonntag des Monats von 13 bis 17 Uhr geöffnet. Führungen, auch außerhalb der Öffnungszeiten unter Tel. 07161/6739-0 oder info(at)rotkreuz-landesmuseum(dot)de