· PM 2021

„Kindgerecht, flexibel und ohne Zwang“

Seit Anfang April werden im DRK-Familienzentrum in Göppingen die Kinder, die die Notbetreuung besuchen, regelmäßig auf das Corona-Virus hin getestet. Das wirft durchaus Fragen auf.

Stolz klebt Thea einen neuen Sticker in ihren „Corona-Pass“. Heute hat sie sich ein lustiges Pferd ausgesucht, das neben einem bunten Stern klebt. Die aufgeweckte Vierjährige hat eben einen Corona-Test gemacht, hat sich unter den aufmerksamen Augen von Manuela Opitz selbst routiniert das Wattestäbchen in die Nase gesteckt, 15 Sekunden lang vorsichtig gedreht und dann der Erzieherin das Wattestäbchen sorgsam gegeben.

Die kleine Göppingerin besucht das DRK-Familienzentrum in der Geislinger Straße und findet es überhaupt nicht schlimm, sich regelmäßig zu testen. „Es kitzelt ein bisschen in der Nase, ist aber gleich wieder vorbei“, erklärt sie selbstbewusst. Ihr Vater ist beruhigt, weiß er doch, dass sich seine kleine Tochter aller Wahrscheinlichkeit nach in der Kindertagesstätte nicht mit dem gefährlichen Virus anstecken wird.

Das sehen freilich nicht alle Eltern so. Das erlebt auch Silke Kargl, die regelmäßig mit entsprechenden Fragen konfrontiert ist. „Wir testen bereits seit Mitte April kindgerecht, sind flexibel und wenden keinen Zwang an“; bekräftigt die Leiterin des Familienzentrums. Denn nicht nur Eltern haben Angst, dass sich ihre Kinder verletzen könnten. „Es gibt Kinder, gerade im Bereich der Krippe, die sich verweigern. Gemäß einer Vorgabe der Stadt Göppingen „können wir diese Kinder an diesem Tag nicht betreuen, auch wenn wir uns der Problematik bewusst sind.“

Eltern seien dringend auf die Notbetreuung angewiesen sind. Denn sie sind berufstätig, vielleicht alleinerziehend oder bei den Kindern besteht ein Integrationsbedarf. Zudem zeige sich mehr und mehr, „wie wichtig die sozialen Kontakte für die Kinder sind. Das merken wir nach jedem Lockdown überdeutlich.“

Bei allem Verständnis für die Maßnahmen zum Schutz vor dem Virus – Silke Kargl würde sich mehr Vorlaufzeit wünschen. Seither hatte sie oft nur einen Tag Zeit, um Vorgaben umzusetzen. Und sie stellt fest, dass die Ministerialverwaltung für die Schulen Vorgaben weit detaillierter formuliert als für Kindertagesstätten, so auch für mehr Klarheit sorgen.

Knapp 20 Kinder (statt 35) sind es derzeit, die in die Notbetreuung der Kindertagesstätte kommen. In der Krippe sind es sieben Kinder (bei 20 Plätzen insgesamt). Bislang konnten dank der umfangreichen Vorsichtsmaßnahmen größere Corona-Ausbrüche verhindert werden. Die Eltern bringen sie zeitlich gestaffelt, so dass maximal zwei externe Erwachsene sich in der Kita aufhalten. Sie dürfen auch nicht mehr in die Gruppenräume. Und es wurde in den ersten drei Wochen kein einziges Kind positiv getestet.

Thea indes ist völlig entspannt, legt ihren Corona-Ausweis zurück in die Box und huscht schnell wieder in den Bewegungsraum, wo sie am liebsten spielt.