Einen ganzen Tag verbrachten die Lehrerinnen aus verschiedenen Grundschulen beim DRK in Göppingen, um sich mit dem Projekt „Kinder helfen Kindern“ vertraut zu machen. Tanja Kolbe, die beim DRK-Kreisverband Göppingen für die Schularbeit zuständig ist, hat den Tag bei den Wurzeln des Roten Kreuzes begonnen. Denn warum gibt es das Rote Kreuz? Damit das nicht nur für die Lehrkräfte interessant ist, sondern auch für Grundschüler verständlich transportiert werden kann, wurde die Geschichte von Henry Dunant, der erkannte, dass man gegen das Elend der Welt zu Zeiten Napoleons etwas tun musste und sich aus seinem Engagement in der Folge sich die weltweit agierende Hilfsorganisation bildete, kindgerecht aufgearbeitet.
Als nächsten Schritt an diesem Tag, ging es darum, die Lehrkräfte mit den Unterrichtsmaterialien des Projektes vertraut zu machen. Der Ordner, setzt sich aus acht verschiedenen Themengebieten zusammen und enthält neben dem reinen Lehrstoff auch thematisch passende Lieder, Koch- und Backrezepte oder auch Bastelanleitungen. Grundsätzlich gibt es zu jedem Thema eine Sachgeschichte, die das Thema darstellt. Es sind immer die fünf gleichen Kinder, die den jeweiligen Fall erleben und sich gemeinsam überlegen, wie man da helfen kann. Im Falle des ersten Unterrichtsthemas, dem Notruf, erleben Laura, Nils, Meryem, Tim und Björn den Sturz eines Kindes vom Baum. Da geht es also um Erste-Hilfe-Maßnahmen und die Einschätzung, was konkret zu tun ist. Die Kinder werden anhand des Unterrichtsmaterials dafür sensibilisiert, sich im Notfall Hilfe zu holen. Sei es laut um Hilfe zu rufen oder den Notruf zu wählen. Im Rollenspiel kann dann der Ablauf des Telefongesprächs nachgestellt werden oder es kann auch das Notruf-Puzzle zur Festigung des Erlernten gemacht werden. Jedes Thema bietet eine ganze Fülle von alternativen Lernmöglichkeiten.
Doch neben dem reinen Unterrichtsverlauf ist es auch wichtig, den Lehrkräften das Grundlagenwissen zu vermitteln, wie Tanja Kolbe erklärt. Denn die Kinder seien erfahrungsgemäß sehr neugierig und die Lehrer sollten für die richtige Beantwortung gewappnet sein. Denn wer kann schon aus dem Stegreif den Unterschied zwischen Rettungswagen und Notarzt erklären? Und wer bezahlt denn überhaupt den Rettungsdienst? Das gesamte Unterrichtsmaterial findet Isabell Eckert sehr hilfreich und lobt vor allem die tollen Praxisbeispiele. Die Lehrerin der Steingarten Grundschule in Donzdorf kam über den pädagogischen Tag ihrer Schule zu diesem Projekt. Tanja Kolbe veranstaltete dort für die Lehrkräfte einen Erste Hilfe-Kurs und Isabell Eckert gefiel das Programm der Juniorhelferschulung. Ihr Plan ist es nun, im kommenden Schuljahr die ausgewählten Themen der Ersten Hilfe in Form einer AG für Dritt- und Viertklässler anzubieten.
Genau das ist auch das Ziel der Juniorhelferschulung. Frau Kolbe wird die Lehrer im Juniorhelferprogramm begleiten, Ihnen regelmäßige Informationen zum Programm zu kommen lassen und Sie zweimal im Jahr zum runden Tisch einladen. Zudem bekommen die Schulen einen Erste Hilfe-Rucksack und eine Kühlbox für die Schüler. Umgesetzt werden kann das Programm dann in Form einer AG, im Regelunterricht oder im Rahmen einer Projektwoche. Aus Erfahrung von Tanja Kolbe sind gerade Projekttage ideale Einstiege in das Thema, da die Kinder sich durch den längeren Zeitraum intensiver damit auseinandersetzen können. Doch wie auch immer das Projekt gestaltet wird, die Kinder begreifen durch den handlungsorientierten Unterricht, wie wichtig Hilfsbereitschaft ist und, dass jeder im Notfall auch selber darauf angewiesen sein kann. Denn letztlich ist keiner zu klein um ein Helfer zu sein und Verantwortung für sich und andere zu übernehmen. Darüber hinaus lernen die Kinder spielerisch und ganz nebenbei auch noch ganz andere Dinge: Wenn ihnen zugetraut wird, dass sie Verantwortung übernehmen können, wird auch das Selbstbewusstsein des Kindes gestärkt. Sie werden als wichtiger Teil der Gesellschaft bewertet und lernen soziale Verhaltensweisen. Das führt noch weiter, denn wer für das Helfen geschult ist und weiß was mit dem Körper passiert, wenn er verletzt wird, der schlägt nicht selber zu. Somit kann man bei dem Projekt auch von aktiver Gewaltprävention sprechen. „Ich mache diese Arbeit einfach mit Leidenschaft, weil man von den Kindern so viel zurück bekommt“, bringt Tanja Kolbe das komplette Programm auf den Punkt.
Natürlich sollen die Kinder am Ende auch etwas von ihrem Engagement haben. Dafür bekommen sie neben einer Urkunde auch einen Eintrag im Zeugnis, dass sie an dem Projekt teilgenommen haben. Das Tüpfelchen auf dem i ist letztlich das Gefühl der Kinder, dass sie tatsächlich helfen dürfen und das auch können. Beweisen können sie das beim Pausenhofdienst, auf Schulausflügen oder Veranstaltungen im Rahmen des Schulbetriebes. Da kommt dann auch der Erste Hilfe-Rucksack und die Kühlbox zum Einsatz.