Die Schwellung mit Rötung ist gut erkennbar. Madleen strengt sich an, damit die Verletzung möglichst echt aussieht. Denn auch das Schminken wird bewertet. Hier noch einmal nachtupfen, dort noch die Farbe etwas kräftiger auftragen. „Patient“ Maximilian sitzt entspannt auf dem Stuhl und lässt sich das Schienbein präparieren. Das Szenario: „Ich bin beim Weitsprung im Sportunterricht gestolpert und gestürzt“, erklärt der 15-Jährige von der Jugend-Rotkreuz-Gruppe Schlierbach. Seine gleichaltrige Mitstreiterin legt letzte Hand an, dann macht es sich Maximilian auf dem Boden bequem. Die Nachwuchskräfte des DRK üben den Notfall. An der Station „Erste Hilfe“ geht es darum, den Patienten schnell und richtig zu versorgen, bis der Rettungswagen eintrifft.
Am letzten April-Wochenende trafen sich rund 20 Jugend-Rotkreuzler*innen zum Kreiswettbewerb am DRK-Zentrum in Göppingen. Die Gruppe aus Schlierbach und Süßen beziehungsweise die Schulsanitätsdienst-Gruppe der Kaufmännischen Schule in Geislingen stellten sich den Prüfern und absolvierten an fünf Stationen ganz verschiedene Aufgaben.
Mit dem Sieg in der entsprechenden Stufe ist die Teilnahme am Landeswettbewerb verbunden, der am 20. Juli stattfindet. Wer auch hier hervorragend abschneidet, darf zum bundesweiten Contest fahren. Beim Kräftemessen in Göppingen gingen die Jugend-Rotkreuzler*innen aus Geislingen als Sieger der Stufe 1 und aus Schlierbach der Stufe 2 hervor, auf dem zweiten Platz landete die Gruppe aus Süßen.
„Das ist der erste Wettbewerb seit der Corona-Pause“, erzählt Kreisjugendleiter Lukas Holzapfel, der seit Februar dieses Jahres das Amt innehat. Seine Stellvertreterin ist Emelie Grothe. Beide sind aber schon „alte Hasen“ beim Deutschen Roten Kreuz, den Wettbewerb hat das Duo aber zum ersten Mal organisiert. „Beim Jugend-Rotkreuz gibt es vier Stufen. Bambinis, Stufe eins, zwei und drei“, erläutert Holzapfel. „Bei diesem Wettbewerb nehmen aber nur zwei Gruppen der Stufe 2 und 3 teil.“
Der Landesverband stellt den Kreisverbänden Musteraufgaben zur Verfügung, die weitestgehend übernommen werden – auch deshalb, damit die Ergebnisse der Prüflinge aus den Landkreisen vergleichbar sind. Die drei Schiedsrichterteams – jeweils zwei pro Station – geben den Teilnehmer*innen Feedback und Punkte auf einem Bewertungsbogen.
An diesem Tag geht es an den fünf Stationen um Erste Hilfe, Rotkreuzwissen, Kreatives, Soziales sowie Sport und Spiel. Holzapfel, der auch Jugendleiter in Schlierbach ist, macht deutlich, dass der Spaß bei diesem Wettbewerb im Vordergrund stehen soll. „Und es geht auch darum, dass sich die Gruppen aus dem Kreis kennenlernen und vernetzen sollen“, fügt er hinzu.
An der Station „Rotkreuzwissen“ rauchen die Köpfe. Bei einem Memory müssen die Jugend-Rotkreuzler*innen immer zwei richtige Paare finden. Die Teilnehmer*innen aus der Süßener Gruppe beraten sich kurz, dann geht es los. Gar nicht so einfach, erst einmal die passenden Karten zu finden und sich dann zu merken, wo sie liegen. Es geht beispielsweise um verschiedene Sprachen, um Wohnraumknappheit, lange Wartezeiten, Religion oder Transportmöglichkeiten. Ein weiter Bogen der DRK-Arbeit wird hier gespannt.
Parallel beschäftigen sich die Geislinger*innen mit sozialen Themen. Da Flucht und Migration eine der größten Herausforderungen unserer Zeit sind und sich auch Jugend-Rotkreuzler*innen mit ankommenden Menschen beschäftigen, findet diese Frage auch ihren Platz in dem JRK-Wettbewerb. Mit 132 Buchstabenkarten müssen die jungen Menschen Lösungswörter zu diesem Thema bilden. Krieg, Konflikt, Hunger oder Diskriminierung sind zum Beispiel Begriffe, die gesucht sind. Bei „Sport und Spiel“ heißt es Teamwork: Ein Gegenstand, zum Beispiel ein Holzblock, muss mit den Füßen weitertransportiert werden. Eine Riesengaudi.
Die Station „Kreatives“ greift das Thema der aktuellen Kampagne der Jugend-Rotkreuzler auf, erklärt Lukas Holzapfel. Hier stehen Kinderrechte und das Recht auf Beteiligung im Mittelpunkt. In einem kurzen Vortrag sollen die Prüflinge deutlich machen, was für sie Mitbestimmung ausmacht. „Das Jugendrotkreuz ist nicht nur Erste Hilfe und Pflasterkleben“, unterstreicht der Kreisjugendleiter.
Apropos Erste Hilfe. Der „verletzte“ Maximilian musste nicht lange warten. Zwei Ersthelfer aus seiner Gruppe versorgen ihn, legen einen Verband am Bein an und eine Rettungsdecke um die Schultern. Die Ersthelfer reden ihm unter den wachsamen Augen der Prüfer gut zu. „Es wird schon besser“, sagt der Patient. Was will ein Jugend-Rotkreuzler mehr.
Gewonnen haben am Ende in der Stufe 3 die Geislinger, in der Stufe 2 der Nachwuchs aus dem unteren Filstal.