· GZ 2019

Im Notfall einsatzbereit sein

Mirja Nirschl (links) und Elina Karypidou lernen, wie sie einem Patienten mit Kopfverletzung am besten helfen.

15 Schüler der Kaufmännischen Schule haben an einem Sanitätshelfer-Kurs teilgenommen. Das DRK hofft, neue ehrenamtliche Mitglieder zu finden.

Anfangs war Roland Rimbach, Schulleiter der Kaufmännischen Schule, noch skeptisch: Würden Sebastian Grothe und Niclas Rösch genügend Schüler an seiner Schule finden, die Interesse an einem Sanitätshelfer-Kurs hätten? Immerhin mussten die 16- bis 18-Jährigen dafür Herbstferientage und mehrere Wochenenden opfern. Andererseits war der Kurs als Pilotprojekt für sie und für die Schule auch kostenlos.

Grothe und Rösch, selber ehrenamtliche Rettungssanitäter beim DRK-Ortsverein Geislingen, präsentierten die Idee nach den Sommerferien erfolgreich genug, um 15 Schüler zu überzeugen, an einer Fortbildung im DRK-Bereitschaftszentrum in Geislingen teilzunehmen.

Nach zehn jeweils achtstündigen Kurstagen war es am vergangenen Wochenende so weit: Alle 15 Schüler absolvierten ihre Prüfungen. Am Samstagvormittag mussten sie in einem Multiple-Choice-Test von der Anatomie des Menschen bis zur richtigen Vorgehensweise im Notfall ihr Wissen unter Beweis stellen. Im Anschluss zeigten sie an einem Dummy (einer Notfallsimulationspuppe), wie die Wiederbelebung mit Beatmungsbeutel und Defibrillator funktioniert und wie eine korrekte Herzdruckmassage durchzuführen ist.

Die Teile drei und vier ihrer Prüfung fanden erst am Sonntag statt. Den Samstagnachmittag nutzten die Schüler deshalb nochmals zur praktischen Prüfungsvorbereitung. An fünf Stationen wiederholten die zukünftigen Sanitätshelfer das Erlernte der vergangenen Wochen: die korrekte Wundversorgung, die richtige Lagerung, das Erheben der Vitalparameter, das Vorbereiten von Infusionen und die Königsdisziplin: der tatsächliche Einsatz – sprich: das Trainieren an realistischen Fallbeispielen.

Patient mit Kopfwunde
Am Samstag lautete die Vorgabe: Patient mit Kopfwunde liegt ohnmächtig in einem Bierzelt. Mirja Nirschl und Elina Karypidou sind die ersten beiden Sanitätshelfer in diesem Einsatz. Sie eilen zum Patienten, horchen, ob er atmet, lagern ihn in die stabile Seitenlage, rufen die Notfall-Leitstelle an, packen den Patienten in eine Rettungsdecke, versorgen seine Kopfwunde, messen Puls und Blutdruck, horchen erneut, ob er atmet. Als schließlich der Notarzt kommt, ist alles für ihn optimal vorbereitet.

„Ich hab irgendwie gar nichts zu meckern. Das war megagut“, lobt die Sanitätshelferin Anika Fink im Anschluss und Sebastian Grothe sagt: „Wenn das die Prüfung gewesen wäre, hättet ihr es klar geschafft.“

Mirja Nirschl ist von dem Kurs begeistert, für sie war er „jede Minute wert“. Die 17-Jährige will auf jeden Fall in Zukunft beim Roten Kreuz aktiv bleiben. Für Elina gilt letzteres zwar nicht, aber auch sie findet den Kurs „sehr spannend“.

Aus der Sicht von Sebastian Grothe und Niclas Rösch ist der Sanitätshelfer-Kurs eine Win-Win- Situation für beide Seiten. Für die Schüler der Kaufmännischen Schule, weil sie im Anschluss an den Kurs einen Schulsanitätsdienst einrichten, bei dem es sich laut Niclas Rösch wegen dieser aufwendigen Ausbildung um den „höchstqualifizierten Schulsanitätsdienst im Landkreis“ handelt. Und das Rote Kreuz gewinnt durch die Aktion neue ehrenamtliche Mitglieder.

Schulleiter ist zufrieden
Sebastian Grothe und Niclas Rösch gehören beide zur Arbeitsgruppe „Gewinnung von ehrenamtlichen Mitgliedern“ des Kreisverbandes Göppingen. Eine Idee, dieses Ziel zu erreichen, war das Angebot an die drei beruflichen Schulen in Geislingen zu einem Sanitätshelferkurs. Die Kaufmännische Schule hatte Interesse. „Fünf der 15 Schüler waren inzwischen schon mehrmals bei unseren wöchentlichen Dienstabenden dabei, weil sie die Tätigkeit spannend finden. Sie können sich eine dauerhafte Teilnahme vorstellen“, berichtet Sebastian Grothe und bezeichnet das Ganze als „erfolgreiches Projekt“.

Schulleiter Roland Rimbach sieht das „absolut genauso“: Für die einzelnen Schüler sei das Gelernte ein Gewinn und „für unsere Schule ein wichtiger Baustein bei der augenblicklichen Umsetzung des Konzepts ‚Gesunde Schule’“.