Vorsichtig betten zwei Rotkreuzler einen „Verletzten“ auf eine Vakuummatratze. „Wozu ist sie notwendig?“, fragt Raimund Matosic. „Damit der Verletzte immobilisiert wird“, weiß Jennifer Gehrlein. Sie ist eine der Rotkreuzler, die sich an diesem sonnigen Herbstsonntag nicht den eigenen Interessen widmet. Sie lässt sich vielmehr zur Sanitätshelferin ausbilden. „Ich habe einen Rettungshund. Da gehört die Ausbildung für mich dazu. Es reicht ja schließlich nicht, jemand im Gelände zu finden, sondern ihm dann auch helfen zu können“, betont die Sozialpädagogin. Auch Behram Bulat hat seinen Hund zum Rettungshund ausbilden lassen, will ihn „sinnvoll beschäftigen“. Deshalb war es auch für ihn keine Frage, dass er sich zum Sanitätshelfer ausbilden lässt und sie so im Team helfen können.
Die erfahrenen Ausbilderinnen und Ausbilder Raimund Matosic, Katja Binder, Anika Fink, Rainer Kienzle und Rüdiger Trautmann freuen sich, dass sie auch in Zeiten der Corona-Pandemie genügend Interessenten gibt, die sich in ihrer Freizeit der zweitaufwändigen Ausbildung stellen. Drei Wochenende lang bereiteten sich die Teilnehmenden gemeinsam vor, stellten sich dann Ende November den theoretischen und praktischen Prüfungen.
Im großen Seminarraum im DRK-Zentrum Göppingen gibt es ausreichend Platz, die verschiedenen Einsatzszenarien zu üben. Die Fenster sind weit geöffnet, alle Teilnehmenden tragen Masken und Handschuhe, regelmäßig wird desinfiziert. Wer neu hinzukommt, muss sich seine Körpertemperatur messen lassen. „Sicherheit ist für uns natürlich oberstes Gebot“, betont Kreisbereitschaftsleiter Raimund Matosic. Deshalb finden die Kurse auch mit einer niedrigen Teilnehmerzahl statt. „Ein Erlass des Innenministeriums schreibt die maximale Teilnehmerzahl von zehn vor. Zwei Anwärterinnen – Silja Maass und Cora Gerberich verfolgen die Schulung deshalb online.“ Auch wenn es derzeit weniger Sanitätsdienste gebe, weil zahlreiche Veranstaltungen nicht stattfinden, „brauchen wir in den Bereitschaften gut ausgebildete Sanitätshelfer“, betont Raimund Matosic. „Denn wir wollen weiterhin für die Bevölkerung da sein und in Unglücksfällen Hilfe anbieten können.“ Und dies insbesondere, „wenn wir hoffentlich im 3. Quartal 2021 in allen Bereichen wieder durchstarten können. Wir jedenfalls wollen die Zeit nutzen, intensiv auszubilden.“
„Ich bin derjenige, der da ist“, betont dann auch Frank Geckeler. Der Schlierbacher ist seit einem Jahr beim DRK engagiert, hatte sich von Freunden „anstecken lassen“. Er betont: „Ich wäre froh, wenn jemand da wäre, wenn ich Hilfe brauchen würde.“ In der Familie von Viktoria Ristl gibt es engagierte DRKler. Seit sechs Jahren engagiert sich die 19-Jährige beim Roten Kreuz, ist „ein sozialer Mensch“, der für andere da sein möchte. Cedric Blank „möchte Notfallsanitäter werden.“ Er ist bereits als Jugendsanitäter aktiv und sieht in der Sanitätsausbildung „einen weiteren Schritt zu meinem Berufsziel hin“. Patrick Haag möchte „helfen können über einen Erste-Hilfe-Kurs hinaus“. Er werde deshalb weitere Qualifizierungen absolvieren.
Nach einer kleinen Pause geht es weiter. Auswirkungen eines Kollapses werden notiert und wie ihnen erfolgreich begegnet werden kann. Alle sind konzentriert dabei – auch die jungen Damen an ihren Laptops.
Die Prüfung erfolgreich abgelegt haben: Cedric Blank (Bereitschaft Geislingen), Frank Geckeler (Bereitschaft Schlierbach), Jennifer Gehrlein (Rettungshundestaffel), Patrick Haag (Bereitschaft Schlierbach), Silja Maass (Bereitschaft Geislingen), Viktoria Ristl (Bereitschaft Eislingen) |