Kreis Göppingen - Merle wedelt heftig mit der Rute und bellt laut und vernehmlich. Frauchen Kerstin Duve folgt ihr und belohnt die ungarische Vorstehhündin mit einem Leckerbissen. Sie hat schon nach kurzer Zeit den „vermissten“ Tobias gefunden. Als Mitglied der Bereitschaft Göppingen des Deutschen Roten Kreuzes hat er die Rolle des zu Suchenden in einer großen gemeinsamen Übung der Rettungshundestaffeln des Landkreises übernommen.
An einem frühen Freitagabend trafen sich die Staffeln von DRK, Johannitern und dem Bundesverband Rettungshunde im Kohlbachtal bei Adelberg, um gemeinsam nach Vermissten zu suchen.
„Solche gemeinsamen Übungen halten wir regelmäßig ab“, informiert Björn Mangold, der Staffelleiter des DRK. Er trifft sich mit seinen Kollegen von den anderen Organisationen ebenso regelmäßig, tauscht sich mit ihnen über aktuelle Fragen aus. Denn: „Wenn Personen verschwunden sind, werden immer alle Staffeln gleichzeitig alarmiert“, ergänzt Michael Tomaszewski, Staffelleiter der Johanniter. „Diese Übungen sind wichtig, damit Mensch und Hund Erfahrungen sammeln und verschiedene Szenarien durchspielen können.“
Tomaszewski wie auch Einsatzleiter Uwe Osswald freuen sich, dass den Staffeln in den Staatswäldern bei Adelberg ein großes Übungsgebiet zur Verfügung gestellt worden war und Martin Geisel, der Leiter des Forstamtes, macht sich dann auch vor Ort ein Bild von der Professionalität der Rettungshundestaffeln.
Nachdem sie von den Ehrenamtlichen im Einsatzleitwagen mit entsprechendem Kartenmaterial versorgt worden sind, machen sich die einzelnen Staffeln auf den Weg in das ihnen zugewiesene Suchgebiet. Dann gilt es, sich zunächst im Gelände zu orientieren. Die Hunde können es derweil kaum erwarten, sich ins Gelände zu begeben. Die Suchteams – bestehend aus Hund und Mensch – werden unterstützt von weiteren Helfern, zusammen gehen sie das Suchgebiet systematisch ab. Durch unwegsames, sumpfiges Gelände, mit meterhohem Gras, einen Hang hinauf, kommen die Zweibeiner nur schwer voran. Die Hunde haben es einfacher und schnell wird der erste Vermisste, der 14-jährigen Max vom Jugendrotkreuz, der das Opfer darstellt, gefunden. Durch lautes Bellen zeigt der Hund seinem Frauchen an, wo er fündig geworden ist. Dann geht die Suche weiter durch dichtes Gestrüpp und einen ausgetrockneten Bachlauf. Wieder schlägt ein Hund an und ein weiteres Opfer ist gefunden.
„Die Hunde sind so trainiert, dass ihnen im Einsatz alles, was ablenken könnte, unwichtig ist“, erklärt Manuela Opitz das erfolgreiche Agieren der Rettungshunde. Sie ist seit fast 20 Jahren aktiv bei der Rettungshundestaffel des DRK-Kreisverbandes und investiert wie alle Hundeführer sehr viel Zeit. „Wir treffen uns zwei Mal wöchentlich zu Übungsabenden.“
Die Hundeführer werden zu bis zu 20 Einsätzen im Jahr alarmiert. Meistens nachts und sehr oft bei schlechtem Wetter. „Zu 70 Prozent sind es Suizidale, die wir suchen“, weiß Einsatzleiter Uwe Osswald. Ein weiterer großer Anteil sind verwirrte, ältere Menschen. „Oft sind wir die ganze Nacht unterwegs und lassen nichts unversucht, um einen Vermissten zu finden“, unterstreicht er. Mit dem Verlauf der Übung ist er zufrieden. Nach einer halben Stunde war der erste Vermisste gefunden und dies in einem sehr schweren Suchgebiet.
Einzig, dass nicht alle Teams mit GPS ausgestattet sind und so ihren Standort exakt an die Einsatzleitung durchgeben können, im Ernstfall geht also wertvolle Zeit verloren, bemängelt er.