· PM 2025

Herausfordernde Zeiten

Kreisversammlung: Das DRK im Landkreis ist gut aufgestellt, die Herausforderungen in un-ruhigen Zeiten nehmen aber zu.

35.063 Einsätze. Das Deutsche Rote Kreuz war im vergangenen Jahr im Landkreis Göppingen oft unterwegs. Gut 20.000 davon waren Notfallrettungs- und Notarzteinsätze. Und dass das DRK im Landkreis Göppingen so richtig dazu gehört, mehr noch, aus dem öffentlichen Leben nicht wegzudenken ist, zeigen nicht nur die Einsatzzahlen des vergangenen Jahres, sondern auch die Gäste- und Rednerliste der Kreisversammlung des DRK am Freitagabend in Geislingen: Bundestags-, Landtags- und Kreistagsabgeordnete, Vertreter der Landkreisverwaltung und viele mehr waren nach Geislingen ins Sparkassenforum gekommen. „Das DRK hilft dort, wo Menschen Hilfe benötigen“, sagte Hermann Färber, CDU-Bundestagsabgeordneter. Er zollte dem DRK „ganz, ganz großen Respekt“, und überbrachte „die große Anerkennung von der Politik“. Mit Blick auf Änderungen des Notfallsanitätergesetzes sprach sich Färber dafür aus, die Kompetenzen der Notfallsanitäter zu erweitern, vor allem bei der Medizingabe. Manfred Gottwald, Dezernent für Recht, Ordnung und Mobilität beim Landkreis Göppingen, mahnte, dass das DRK für Großschadensereignisse gut ausgestattet sein müsste, und bekannte: „Ich brenne für ihre Organisation“. Seit wenigen Tagen ist Ignazio Ceffalia offiziell im Amt als Geislinger Oberbürgermeister, sein erster öffentlicher Termin führte ihn direkt zum Roten Kreuz. Das DRK habe einen „unschätzbaren Wert“, für ihn als OB sei es „wichtig, an der Seite eines so wichtigen Partners zu stehen“, sagte Ceffalia in der ersten Rede seiner Amtszeit. Nicht nur das Hochwasser im Sommer vergangenen Jahres habe deutlich gemacht, „wie wichtig ihre Arbeit ist“. Er bedankte sich für die Hingabe der DRK-Mitarbeiter, für deren Mitarbeit für eine „bessere Gesellschaft“.

Daran knüpfte Klaus Pavel, Vizepräsident des DRK-Landesverbands Baden-Württemberg, an. Das DRK im Landkreis sei Mitglied in der weltumspannenden Rot-Kreuz-und-Roter-Halbmond-Bewegung, in der Menschlichkeit, Unparteilichkeit, Neutralität, Unabhängigkeit und Freiwilligkeit die wichtigsten Grundsätze sind. Pavel bescheinigte dem Kreisverband eine „enorm gute Entwicklung“, und das nicht nur „im Kerngeschäft Rettung“. Denn das DRK im Landkreis ist viel mehr als nur die 35.000 Einsätze, es ist auch „Jugendarbeit, Kitas, Altenpflege und Pflegedienst“. Der Kreisverband werde exzellent geführt und habe gut gewirtschaftet, stehe aber auch vor großen Herausforderungen, Pavel erinnerte an die veränderte sicherheitspolitische Weltlage. Das kostet auch Geld, er forderte 0,5 Prozent des Landeshaushalts für den Bevölkerungsschutz bereitzustellen – das sind rund 300 Millionen Euro pro Jahr, zehnmal mehr als bisher. Ausdrücklich richtete er sich dabei an die anwesenden Abgeordneten, den Bevölkerungsschutz im Auge zu behalten und ihn trotz Wahlkampf umzusetzen. Er habe Angst, das alles am Geld scheitere, aber „wir leben nicht mehr im Jahre 1990, sondern 2025, „mit all‘ den Chaoten, die die Welt unsicherer machen.

Im Landkreis gibt es knapp 13.000 Fördermitglieder des DRK, 1.383 ehrenamtliche und 425 hauptamtliche Mitarbeiter*innen, fasste DRK-Kreisverbandspräsident Peter Hofelich wichtige Zahlen zusammen. Zusätzlich zu den schon genannten Rettungseinsätzen wurden im vergangenen Jahr fast 4.900 Personen in 385 Erste-Hilfe-Kursen ausgebildet, vom ambulanten Pflegedienst 900 Menschen gepflegt. Hofelich erinnerte auch an den Übungsgroßeinsatz vom Mai 2025. Bei der „MAN-V-Übung“, einem „Massenanfall von Verletzten“, stellte allein das DRK von den 450 Helfer*innen rund 130. 

Auch DRK-Kreisgeschäftsführer Alexander Sparhuber hatte in seinem Bericht den Rettungsdienst im Blick. Die Notarztwache Göppingen-Öde wird neugebaut, aus dem jetzigen Container-Standort ein „richtiger“ Standort gemacht. Und das, obwohl für den nötigen Neubau der Wache im letztjährigen Förderprogramm des Landes kein Geld mehr vorhanden war. Sparhuber hofft auf eine Berücksichtigung im laufenden Jahr. Um trotzdem schnell bauen zu können, hat das DRK ein Darlehen aufgenommen, für das pro Jahr 50.000 Euro Zinsen anfallen –  weil die Finanzierung des Landes – das „eigentlich“ den Großteil der Neubaukosten einer Rettungswache übernimmt – nicht gesichert ist. Es gebe landesweit einen „Förderstau von 70 Millionen Euro“.  Und dabei seien die notwendigen Neubaukosten wegen der Reduzierung der Hilfsfrist von 15 auf 12 Minuten, also der Zeit, die das ersteintreffende Rettungsmittel bis zum Erreichen des Schadensorts brauchen darf, noch gar nicht berücksichtigt. Eine deutliche Mahnung Sparhubers, auch an die anwesenden Vertreter der Politik, die den Stellenwert des DRK erkannt hatten: „Sie geben der Gesellschaft mehr, als sie zurückbekommen“, hatte Hermann Färber in seinem Grußwort gesagt. DRK-Landesvize Klaus Pavel lieferte ein passendes Schlusswort: „Wir stehen für Menschlichkeit, gegen die Zersplitterung der Gesellschaft, für den Zusammenhalt.“