· PM 2020

„Gegen das Gefühl der Hilflosigkeit“

Hohe Spendenbereitschaft: Bei der Blutspendenaktion in der Stadthalle Eislingen kamen neben langjährigen Spendern auch auffallend viele Menschen zum ersten Mal. „Sie wollten bewusst helfen und sich einbringen“, erfuhr Thomas Ruckh vom DRK-Ortsverein Eislingen.

Ein unbeteiligter Beobachter hätte denken können, in der Eislinger Stadthalle gibt es etwas umsonst. Eine Menschenschlange zog sich Mitte März über weite Teile des Kronenplatzes hinweg. 314 Menschen waren gekommen, davon 67 Neuspender nicht, weil sie eine Gratisgabe erwarteten – im Gegenteil. Sie spendeten ihr wertvolles Blut, das auch in Zeiten von Corona „wichtig ist wie eh und je“, betonte Kreisbereitschaftsleiterin Ulla Rapp. „Krebspatienten oder Unfallopfer benötigen nach wie vor Blutkonserven.“ Die sind aber maximal zwei Wochen haltbar. Gäbe es also keine Menschen mehr, die ihr Blut spenden, wären die Bestände schnell aufgebraucht und Menschen müssten sterben. „Denn pro Tag werden in Deutschland 15.000 Blutspenden zur Behandlung der Patienten in deutschen Kliniken benötigt.“ Auch in „normalen“ Zeiten stehe die Sicherheit von Spendern und Empfängern an oberster Stelle. „Jede Blutspende wird mit hochsensitiven Methoden direkt nach der Blutspende im Zentrallabor des DRK-Blutspendedienstes untersucht“, so Ulla Rapp. Neben der Bestimmung der Blutgruppe und des Rhesus-Faktors werde nach Antikörpern etwa gegen Hepatitis gesucht. Ulla Rapp bekräftigt ausdrücklich: „Corona kann über eine Blutspende nicht übertragen werden.“ Erst nach Abschluss der Untersuchungen der Blutspende „wird das Blut für die Versorgung der Patienten freigegeben. Dies erfolgt etwa 24 Stunden nach der Blutspende.“

Auffallend in Eislingen war „die extrem hohe Zahl von Erstspendern“, stellte Thomas Ruckh fest. Der Vorsitzende des DRK-Ortsvereines war den ganzen Termin über in der Stadthalle, übernahm die Verantwortung und hörte von den Menschen immer wieder, dass sie ganz bewusst zum Blutspenden gekommen waren. „Wir wollen helfen und möchten uns einbringen“, so die Aussage. Fast schien es, dass sie Blut spendeten „gegen das Gefühl der Hilflosigkeit gegenüber einer nie dagewesenen Situation“. So waren viele Menschen gekommen, um in der Eislingen Stadthalle unter ganz besonderen Bedingungen ihr Blut zu spenden.

„Geduld war gefragt“, weiß Thomas Ruckh. Denn bis zu einer Stunde mussten die Spender warten. „Ich möchte meinen hohen Respekt dafür ausdrücken“. In einem Zelt vor der Stadthalle wurde ihnen von Ehrenamtlichen des Eislinger DRK-Ortsvereins zunächst die Temperatur gemessen. Wer eine erhöhte Temperatur aufwies, wurde nach Hause geschickt. Wer diese erste „Hürde“ genommen hatte, musste einen Fragenkatalog zu Besonderheiten in der Lebensführung in den vergangenen Wochen ausfüllen. Erst dann konnten die Spender – unter Einhaltung des vorgegebenen Sicherheitsabstandes und nach dem Desinfizieren der Hände – die Halle betreten, wurden dort in Empfang genommen, wenn ein Platz frei geworden ist. „Obwohl wirklich sehr viel Geduld abverlangt wurde, war es ruhiger als sonst“, hat Thomas Ruckh beobachtet. „Die Menschen waren sehr diszipliniert, waren besonnen und ruhig. Die ganze Situation war für uns alle diffus, nicht greifbar.“ Auch DRK-Kreisverbandpräsident Peter Hofelich war in die Stadthalle gekommen, hatte sich selbst ein Bild machen wollen und sich ausdrücklich bei den Ehrenamtlichen DRKlern aus Eislingen bedankt. Dem schloss sich Thomas Ruckh an. Der Ortsvereinsvorsitzende hätte selbst gar nicht spenden dürfen. „Über 50-Jährige werden in der aktuellen akuten Gefahrenlage zu ihrem eigenen und zum Schutz von allen anderen nicht zum Blutspenden zugelassen.“

Info:
Bis auf weiteres informiert die Seite www.blutspende.de über alle aktuellen Spendentermine.