„Es ist ein freudiges Ereignis in nicht unproblematischer Zeit.“ Peter Hofelich, Präsident des DRK-Kreisverbandes Göppingen konnte zahlreiche Ehrengäste bei der Einweihung der erweiterten Rettungswache des Roten Kreuzes in Süßen begrüßen. Süßens Bürgermeister Marc Kersting und seine Kollegen Michael Lenz aus Lauterstein und Marius Hick aus Gingen waren ebenso gekommen wie Vertreter der Krankenkassen und haupt- und ehrenamtliche Mitarbeitende des DRK.
Das Süßener Team der Rettungswache hatte die neuen Räumlichkeiten bereits einige Wochen zuvor bezogen und „ist begeistert“, wusste Peter Hofelich zu berichten. „Diese moderne Rettungswache schafft attraktive Arbeitsplätze und sichert die Versorgung der Menschen im Notfall im mittleren Fils- und im Lautertal.“ Nur dank ihr könne die gesetzlich vorgeschriebene Hilfsfrist im Landkreis eingehalten werden. Sie schreibe vor, dass innerhalb von 15 Minuten nach der Alarmierung Rettungskräfte am Notfallort eintreffen. Die Frist will das Land auf zwölf Minuten reduzieren. „Das bedeutet dann aber auch, dass Mittel fließen, damit wir die entsprechenden Strukturen schaffen können“, bekräftigte Peter Hofelich.
Tatsächlich sei es aber so, dass das Land seinen seitherigen Verpflichtungen nicht nachkomme. Denn die Frage der Finanzierung der Rettungswache ist der einzige Wehrmutstropfen, der die Freude über die erweiterte Einrichtung trübte. Denn statt der vorgesehenen 90 Prozent der Baukosten von immerhin 1,6 Millionen Euro will das Land nur 44 Prozent zahlen, rechne etwa Flure und Treppenhäuser aus der Gesamtfläche heraus. Weil auch andere Hilfsorganisationen und Verbände von dieser Praxis betroffen seien, habe der DRK-Kreisverband Stuttgart eine Musterklage eingereicht, der sich Göppingen angeschlossen habe. „Wir hoffen, dass das Land seine Praxis ändert.“
In seiner Begrüßung erinnerte Peter Hofelich daran, dass die Rettungswache 2006 zunächst einen Probebetrieb aufgenommen habe und tagsüber ein Rettungswagen zur Verfügung gestanden habe. Zwischenzeitlich werde rund um die Uhr gearbeitet und es stehen zwei Rettungswagen und auch ein Notarztwagen bereit. „Die Zahl der Einsätze hat sich in den vergangenen Jahren versechsfacht.“ Das führte automatisch dazu, dass auch mehr Mitarbeitende beschäftigt werden. Die hatten lange mit einem Provisorium Vorlieb nehmen müssen und sind jetzt glücklich, die zeitgemäßen Räume zur Verfügung zu haben.
Bürgermeister Marc Kersting bedankte sich: „Es ist für uns sehr wichtig, dass wir diese Rettungswache in der Stadt haben. Nur so ist eine schnelle Hilfe gewährleistet.“ Deshalb verwies auch er auf die Verantwortung des Landes in Fragen der Finanzierung.
Jürgen Matkovic von der BBK der WMF stellte für die Krankenkassen, die im Bereichsausschuss für das Rettungswesen den Beschluss zum Ausbau der Rettungswache mitgetragen hatten, fest: „Wir haben den gemeinsamen Auftrag, für die Menschen des Landkreises eine Infrastruktur zu schaffen, die die Versorgung im Notfall sicherstellt.“ Wie wichtig die sei, hätten die Ereignisse im Sommer in den Überflutungsgebieten augenscheinlich aufgezeigt. „Die Rettungswache Süße ist der Beleg dafür, dass wir für die Bevölkerung einen Mehrwert schaffen.“
Bernd Liebrich vom gleichnamigen Architekturbüro in Hattenhofen hob hervor, dass neben der Funktionalität wichtig war, den bestehenden Bau und den Neubau harmonisch miteinander zu verbinden. Dies sei gelungen – innerhalb des Kosten- und des Zeitrahmens. Er übergab Joachim Henn, dem Leiter der Rettungswache, die das DRK seit 2018 mit dem Arbeiter-Samariter-Bund betreibt, symbolisch einen Schlüssel.
Bei einem anschließenden Rundgang besichtigten die Gäste der Einweihung der DRK-Rettungswache die alten und die neuen Räume und ließen sich anschließend in der neuen Fahrzeughalle einen kleinen Imbiss schmecken – unter Wahrung der 3-G-Corona-Vorgaben.