Böhmenkirch - Wild sieht es aus in den zu Matratzenlagern umfunktionierten Räumen im DRK-Haus Böhmenkirch. Auf blauen Sportmatratzen bilden Schlafsäcke, Kissen, Sporttaschen ein buntes, unentwirrbares Durcheinander – bei den Mädchen krönen Stoff-Teddys in allen vorstellbaren Größen das Chaos.
Die 20 Kinder zwischen sechs und 16 Jahren aus den DRK-Ortsvereinen Geislingen, Süßen und Böhmenkirch sind größtenteils im Freien, obwohl dort dunkle Wolken Regen verheißen. Das war auch der Grund, warum Katja Binder als Böhmenkircher „Lokalmatadorin“ und ihr Orga-Team das Jugendrotkreuz- Zeltlager am Wochenende kurzerhand vom ursprünglichen Austragungsort bei den Heidhöfen unters feste Dach des Vereinsheims verlegt haben. Dass das mehr als eine Notlösung ist, zeigt die gute Laune der Kinder. Moritz und Melvin sind momentan als einzige im Haus. Sie wollten was trinken, ein paar Kekse essen – aber plötzlich sucht sich überschüssige Energie ein Ventil. Eine Kissenschlacht entsteht. Das Gelächter ist groß.
Die Jungs sind fit, obwohl sie am Abend vorher mit den anderen Kindern und den neun Betreuern noch eine Nachtwanderung durch den nahen Wald unternommen haben. Vielleicht auch deswegen. „Die Kids waren um 23 Uhr alle im Bett – und es war leise!“, erzählt Uli Nemec von der Jugendrotkreuz-Kreisleitung, und das Erstaunen ist ihm anzuhören. Yassin allerdings ist müde. Er sitzt auf Strohballen auf der Wiese hinter dem Haus und schaut den anderen beim Federballspielen zu. „Der Junge neben mir hat dauernd geschnarcht und ein anderer im Schlaf geredet. Ich konnte einfach nicht schlafen“, seufzt der Zehnjährige. Die Nachtwanderung am Abend sei aber richtig gut gewesen, erzählt er, „und das Frühstück heute Morgen war auch lustig“.
Die anderen Jugendlichen haben derweil Spaß beim Federballen zu siebt im Kreis mit zwei Federbällen. Mit vollem Einsatz bemühen sie sich um die Bälle, stoßen aneinander, lachen. Einmal landet der Federball im Gerstenfeld. Tom taucht ein und birgt das Utensil, die anderen feuern ihn an.
Auf der Wendeplatte im Böhmenkircher Industriegebiet Hart spielen die jüngeren Kinder mit den Betreuern Frisbee. Jedenfalls bis der in der einzigen Pfütze landet – und so matschig wird, dass keiner ihn mehr anfassen will. „Wir haben Ersatzfrisbees, kein Problem“, ruft Michi Preißinger. Er ist gemeinsam mit Isi Horvath für die Programmplanung zuständig. Das heißt, auch Regen ist kein Problem: „Wir haben Bastelsachen dabei, Brettspiele, Würfelspiele und tausend Ideen“, informiert Uli Nemec. Das wird zwischendrin tatsächlich mal gebraucht.
Aber im Großen und Ganzen haben die Jugendrotkreuzler Glück mit dem Wetter. Nachmittags geht’s auf die Straußenfarm Lindenhof, dann in Böhmenkirchs einziges Eiscafé, abends soll gegrillt werden. Für diese Art Catering – genauso wie für‘s Brunchen am Sonntagvormittag – zeichnen JRK-Leiter Rainer Kienzle, Eva Allmannsdörfer und Uli Nemec verantwortlich. „Es geht um Gemeinschaft, ums einander kennenlernen“, erklärt Rainer Kienzle. Es sei das erste JRK-Zeltlager seit vielen Jahren. „Wir dachten, wir probieren einfach mal aus, ob die Kinder wieder Spaß dran haben“, sagt er. Wie’s aussieht, tun sie das.