Gestärkt mit Kaffee und Orangensaft, mit Wurst- und Käsebrötchen verteilten sich Mitte April zahlreiche Haupt- und Ehrenamtliche des DRK-Kreisverbandes auf die verschiedenen Schulungsräume der Polizeidirektion Einsatz. Einmal mehr war das DRK zu Gast in der ehemaligen BePo und wurde in der neuen und modern gestalteten Kantine von Ralph Papke begrüßt. „Wir freuen uns, dass Sie alle zwei Jahre unsere Gäste sind“, so der Polizeipräsident, der daran erinnerte, dass dies vor genau zehn Jahren zum ersten Mal der Fall war. „Für uns ist dies selbstverständlich. Unsere beiden Blaulichtorganisationen stehen vor den selben Herausforderungen und arbeiten vor Ort immer vertrauensvoll zusammen.“ Ralph Rapke betonte seinen Respekt vor dem großen ehrenamtlichen Engagement innerhalb des DRK und wünschte „viel Spaß und viele neue Erkenntnisse“. Kreisbereitschaftsleiterin Ulla Rapp freute sich „über das große Interesse“ und wünschte „einen interessanten Tag“.
Eine Arbeitsgruppe – ihr gehörten Birgit Dibowski, Sonja Stamos, Ben Brodbeck, Stephan Nusser und Markus Bofinger an – hatten wieder ein umfangreiches Fortbildungsprogramm organisiert, dass zahlreiche haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter des DRK in Anspruch nahmen. Kompetente Referierende aus dem Kreisverband heraus und von nahestehenden Organisationen hatten sich ganz unterschiedlicher Themen angenommen. Den ganzen Tag über wurde über 18 unterschiedliche Themen referiert. Ben Brodbecks Thema war die „Sichtung Algorithmus mStar“, Monika Klapper führte ins Yoga ein. Das „Anlegen eines Tourniquets“ (Aderpresse) demonstrierte Stephan Nusser, Raimund Matosic informierte über die Struktur des BHP25, des Behandlungsplatzes für 25 Verletzte und das Zusammenspiel von Haupt- und Ehrenamt im Einsatzfall. Dennis Mack übte mit den Teilnehmenden das rückenschonende Heben und Tragen und Udo Bangerter, Pressesprecher des DRK-Landesverbandes ging der Frage nach, was zu tun ist, „Wenn die Presse beim Einsatz erscheint“.
Thomas Ruck beleuchtete das „Rote Kreuz gestern und heute“. Er wollte zunächst von seinen Zuhörern wissen, was sie mit dem Begriff verbinden. Helfen wurde als erstes genannt, aber auch die Kamerad- und Gemeinschaft, das soziale Engagement und viele einzelne Bereiche wie das Jugendrotkreuz oder den Rettungsdienst, in denen sich Haupt- und Ehrenamtliche engagieren.
Der Referent hatte zunächst einen kurzen Film gezeigt, der an die Anfänge der Rotkreuz-Bewegung erinnerte und der deutlich machte, dass ein einzelner Mensch – so er nur hartnäckig genug und vielleicht auch ein bisschen wahnsinnig ist – durchaus die Welt verändern kann. „Seine Idee wird bis heute gelebt von uns allen“, so Thomas Ruckh. „Jeder Einzelne von uns ist wichtig“. Immer wieder wurden seine Ausführungen um lebhafte Diskussionen ergänzt. „Das DRK ist so jung und zeitgemäß wie am ersten Tag“, bekräftigte der Vorsitzende des DRK-Ortsvereines Eislingen. „Jeder von uns ist ein Dunant unserer Zeit“. Thomas Ruckh, der auch das Kreisauskunftsbüro leitet forderte seine Zuhörer auf: „Lasst uns Vorbild für andere und die Gesellschaft sein“.
Achim Esslinger ist erfahrener Klinikseelsorger und erinnerte in seinem leidenschaftlichen Referat an die Anfänge der Notfallnachsorge. Das Zugunglück in Eschede im Sommer 1998 habe bei Politikern zur Einsicht geführt, dass auch Einsatzkräfte eine psychosoziale Nachsorge benötigen. „Die, die ins Inferno gehen, brauchen auch jemanden“. Im Landkreis steckt die PSNV, die Psychosoziale Notfallnachsorge, bislang indes in den Kinderschuhen. Achim Esslinger ließ aber keinen Zweifel daran, dass er alles daransetzen werde, entsprechende Strukturen zu schaffen. Denn: „PSNV hält den Rücken frei“. Denn auch wenn Einsatzkräfte „durch die professionelle Distanz“ mehr aushalten, als andere, gibt es Situationen, die alleine nicht bewältigt werden können. „Was ist, wenn es nicht der erste und der zweite Tote sind, sondern die Manu und der Dani?“. Achim Esslinger betonte, dass es völlig normal sei, „auf ein unnormales Ereignis zu reagieren“ – mit Schlaflosigkeit, mit Konzentrationsproblemen oder der körperlichen und psychischen Anspannung. „Das kann sehr verstörend sein, braucht aber keine Behandlung.“ Wenn allerdings nach vier bis sechs Wochen keine Veränderung eintrete, „brauchen Sie professionelle Begleitung“.
Kreisbereitschaftsleiterin Ulla Rapp informierte darüber, dass der Kreisverband in einem ersten Schritt Angehörige des DRK zu PSNV-Kräften ausbilden lassen.
Nach stärkenden Linsen mit Spätzle ging es am Nachmittag in die zweite Fortbildungsrunde. Am späten Nachmittag waren sich alle einig: „Beim nächsten Mal bin ich wieder dabei!“