„Keinen Hund vor die Tür jagen“ – diese Redensweise steht für scheußliches Herbstwetter, für Wind und Regen, für kühle Temperaturen. Tanja Hommel und ihre Australian-Shepard-Hündin haben an diesem Sonntagmorgen Ende Oktober indes keine Wahl: Seit eineinhalb Jahren suchen sie als Mantrailer-Team nach Vermissten, „hauptsächlich innerhalb des bebauten Bereiches“, so die Hundeführerin.
Vor zwei Jahren hatten beide eine anspruchsvolle Prüfung nach einer umfangreichen, weit über zwei Jahre dauernden Ausbildung, erfolgreich abgelegt. „Sie muss nach 18 Monaten wiederholt werden“, erläutert Tanja Hommel. Sie ist nervös und aufgeregt. Denn Bailey muss unter den aufmerksamen Augen der Prüfer aus Sindelfingen und Bayern die Spur eines Menschen finden, die mindestens 24 Stunden zuvor gelegt worden war.
Michael Tomaszewski von den Johannitern, hatte die Versteckperson nachts um zwei von der Göppinger EWS-Arena aus quer durchs Reusch und dann hinaus ins freie Gelände geführt. „Die Strecke ist anspruchsvoll, denn es gibt viele Kreuzungen“, weiß Björn Mangold, der Leiter der DRK-Rettungshundestaffel des Landkreises.
Insgesamt waren vier Teams von außerhalb zur Prüfung angereist. Sie hatten sich zuerst in der Wache der Staffel an der Heininger Straße getroffen. Dort mussten die HundeführerInnen einen umfangreichen Fragekatalog beantworten. „Alle richtig“, sagt Tanja Hommel nicht ohne Stolz. Jetzt kam es auf Bailey an. Maximal eine Stunde hat sie Zeit, die Versteckperson zu finden. Nicht nur die etwa zwei Kilometer lange Strecke ist schwierig – der Dauerregen könnte die Spur verwischt haben. Bailey nimmt den Geruch einer Jacke auf und hat schnell den Weg gefunden, die die gesuchte Person gewählt hat. Nach nur 43 Minuten hat sie sie gefunden und freut sich mindestens so sehr wie ihr Frauchen. Die stößt nach der erfolgreichen Prüfung erleichtert mit einem Glas Sekt an, Bailey bekommt ausnahmsweise Ungesundes! „Leberwurst und Schnitzel, das mag er besonders“, räumt Tanja Hommel lachend ein.
Sie und ihr Hund sind das einzige Mantrailer-Team der DRK-Rettungshundestaffel im Landkreis. Sie werden immer dann gerufen, wenn innerhalb der Stadt eine Person gesucht wird. „Meist sind es ältere Menschen mit einer Demenz, die verwirrt sind und nicht mehr nach Hause finden“, weiß Björn Mangold.
Tanja Hommel hat als Jugendliche in den achtziger Jahren begonnen, Rettungshunde auszubilden. „Es macht immer wieder Spaß“, betont die Hundeführerin.
Zur Rettungshundestaffel gehören 14 Teams. Sie trainieren ständig sehr intensiv, treffen sich zwei- bis dreimal pro Woche und bilden sich praktisch und theoretisch weiter. Die Staffel freut sich über Verstärkung, wenn auch gerade nicht so viele Einsätze anstehen und die Aus- und Weiterbildung im Vordergrund stehen. „Die Hunde sollten mittelgroß sein und gerne spielen und fressen“, so Björn Mangold. „Sie dürfen nicht aggressiv sein“. Bis Mensch und Tier zum Einsatz kommen, dauert es zwei bis drei Jahre. „Willkommen sind aber auch Helfer ohne Hund, die uns bei den Übungen und Einsätzen unterstützen. Weitere Informationen unter www.drk-rettungshundestaffel-gp.de