„Dass immer mehr Menschen einsam sind, ist in unserer Gesellschaft ein Problem geworden. Geänderte Familienstrukturen, eine Arbeitswelt, die verlangt mobil zu sein und auch die Digitalisierung der Gesellschaft sind Risikofaktoren“, erklärt die stellvertretende Kreisverbandspräsidentin Heike Till.
Mit der Gründung eines neuen ehrenamtlichen Besuchsdienstes möchte der DRK-Kreisverband Göppingen etwas gegen diese Entwicklung unternehmen. „Wir sind eine humanitäre Hilfsorganisation und haben unser Augenmerk überall dort, wo menschliche Hilfe benötigt wird, so auch beim Thema Einsamkeit“, betont Till. „Wir wollen Menschen dazu gewinnen, dass sie sich für einen einsamen Menschen interessieren, mit ihm sprechen und ein Stück des Lebens teilen. Indem sich die Menschen füreinander interessieren und Zeit schenken, wirken wir der Einsamkeit entgegen“, so Till weiter. Auch zeigt sie sich überzeugt, dass der Besuchsdienst für die Ehrenamtlichen nicht einseitig sein wird. „Es wird viel Wertschätzung und Dankbarkeit zurückkommen. Außerdem heißen wir die neuen Ehrenamtlichen herzlich Willkommen in unserer Rotkreuzgemeinschaft“ „Einsamkeit reduziert die Lebenserwartung von Menschen über 60 Jahren genau so sehr, wie starkes Rauchen“, nennt sie ein Beispiel aus einer Gesundheitsstudie.
Dem soll der Besuchsdienst, für den das DRK jetzt Ehrenamtliche sucht, vorbeugen. Zwölf Interessierte waren zu der Informationsveranstaltung in das Zentrum des DRK in Göppingen gekommen. „Ich finde es gut und wichtig, dass es ein solches Angebot für einsame Menschen gibt“, betont der Göppinger Felix Müller. „Das der Besuchsdienst von DRK organisiert wird ist wichtig, das sorgt für das notwendige Vertrauen“, fügt er hinzu. Die Ehrenamtlichen werden einmal in der Woche für ein bis zwei Stunden Besuche bei den Kunden daheim machen. „Die Möglichkeiten reichen vom Vorlesen über gemeinsames Kaffee trinken oder Spazierengehen bis dahin, gemeinsam ein Konzert oder eine Ausstellung zu besuchen - was man eben gerne macht“, erklärt Birgit Dibowski, die Leiterin der DRK-Sozialarbeit.
Darum, dass die Chemie zwischen Ehrenamtlichen und den Kunden stimmt, kümmert sich die neue Koordinatorin des ehrenamtlichen Besuchsdienstes, Kathrin Dürr, die bislang beim DRK im Bereich Hausnotruf tätig war. Sie lernt alle Teilnehmer in Einzelgesprächen und Terminen vor Ort persönlich kennen und sucht auf dieser Grundlage die passenden Partner aus. Eine wichtige Rolle spielt natürlich auch, in welchen Orten die Ehrenamtlichen besuchen möchten und an welchen Tagen sie Zeit haben. „Wichtig ist uns, dass nicht der Haushalt gemacht wird oder Fahrdienste erledigt werden. Die Zeit soll den Kunden gespendet werden, für die jemand da ist, der ihnen zuhört und etwas mit ihnen unternimmt, das sie gerne machen“, betont Birgit Dibowski.
Um die Freiwilligen auf die Aufgabe beim ehrenamtlichen Besuchsdienst vorzubereiten, bietet der DRK am 28. April eine halbtägige Schulung an, bei der es auch um den richtigen Umgang mit Nähe geht, darum, für sich selbst Grenzen zu definieren und mögliche Probleme nicht mit nach Hause zu nehmen. „Zudem steht Frau Dürr auch immer als Ansprechpartnerin für alle Fragen zum Besuchsdienst zur Verfügung“, so Birgit Dibowski. Dennoch werden Ehrenamtliche gesucht, die den Besuchsdienst verlässlich anbieten können und eine gewisse Belastbarkeit im Umgang mit älteren, kranken oder behinderten Menschen mitbringen. Nach der Schulung werden dann die ersten Besuche stattfinden.
Unterstützung finden die ehrenamtlichen Betreuer/innen auch beim Ortsverein Göppingen-Schurwald„ Mit dem Besuchsdienst wollen wir unser Angebot, den Menschen vor Ort zu helfen, noch ausbauen und den Ehrenamtlichen eine „Heimat“ bieten“, so der Ortsvereinsvorsitzende des DRK Ortsvereins Göppingen-Schurwald, Axel Ost.
Info: Wer Interesse an einer ehrenamtlichen Tätigkeit beim DRK-Besuchsdienst hat oder gerne besucht werden möchte, kann sich bei Kathrin Dürr, Telefon 07161-6739-27, oder per E-Mail: k.duerr(at)drk-goeppingen(dot)de, melden.