Hattenhofen - „Autsch!“ Wolfgang Zaschke ist extra aus der Nähe von Tripsdrill gekommen, um just zu Weihnachten etlichen Menschen in die Mittelfingerkuppe zu piksen. „Mir macht die Arbeit Spaß. Bis zu meiner Rente war ich in einer Geburtsklinik beschäftigt, brachte über 7.000 Babys zur Welt. Heute messe ich als freischaffender Künstler Blutdruck, Puls und Temperatur, beantworte offene Fragen und entscheide dann über die Spendefähigkeit“, verrät der 70-jährige Mediziner augenzwinkernd.
Etwa sechs bis sieben Prozent „dürfen“ ihr Blut behalten. Gründe dafür seien Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen, Einnahme von Antibiotika oder eine Magen- oder Darmspiegelung. Nach diesen Eingriffen dürfe man vier Monate kein Blut spenden, weil die hitzeempfindlichen Kunststoffschläuche der Endoskope nicht sterilisiert, sondern nur desinfiziert werden können. Insofern bestehe ein minimales Restrisiko.
Ärzte, versteckt hinter kleinen, provisorisch aufgebauten Kabinen, ein Ritual, das jeder Blutspender kennt, genauso wie die Abfrage nach persönlichen Daten an allen Stationen. „Es sind schon einige Nadeln. Wer den Anspruch für sich hat, im Notfall etwas zu bekommen, sollte die moralische Verpflichtung haben, auch zu geben", findet Thomas Scherer aus Wangen, der seit früher Jugend regelmäßig seinen Lebenssaft spendet. Konnte Harald Kuchta aus Wäschenbeuren früher kein Blut sehen, ist er mittlerweile überzeugt: „Eine Blutspende bringt gesundheitlich was und der Zeitpunkt hier sei geradezu ideal.“ Auch Christel Baumann aus Wiesensteig ist langjährige Spenderin: „Es muss halt zeitlich passen.“
Die beiden Rettungssanitäter Sabrina Wurmstein, 23, und ihr vier Jahre jüngerer Kollege Lars Lebrecht achten darauf, dass es allen gut geht. Diese Aufgabe übernimmt der siebenjährige Jona aus Hattenhofen bei seiner Mama Monika Rosenäcker. Nun lassen sich beide das von den Rotkreuzlern selbstgekochte Essen wie Putenschnitzel, Käsespätzle, frischer Salat und den Renner „Weißwürste“ schmecken.
Nach viereinhalb Stunden strahlt Marc Buchberger: „Es lief prima, wir hatten 262 Spender, darunter 23 Erstspender. Also genau 101 Personen mehr als vergangenes Jahr", freut sich der 26-Jährige, der seit vielen Jahren für das Rote Kreuz nicht nur am zweiten Weihnachtsfeiertag im Einsatz ist.
Gerade rund um Weihnachten und den Jahreswechsel sind Unfallopfer, Kranke, darunter vor allem Krebspatienten sowie ungeborene Kinder auf das lebensrettende Geschenk angewiesen. Knapp 15.000 Blutspenden benötige man täglich, doch aufgrund der kurzen Haltbarkeit sei die Bevorratung nicht möglich, unterstreicht Organisationsreferent Michael Kraus.