· PM 2020

Ehrenamt statt Freizeitvergnügen

An einer großen Corona-Teststelle beim Stuttgarter Hauptbahnhof können sich Reisende auf das Virus testen lassen. Auch aus dem DRK-Kreisverband Göppingen sind Ehrenamtliche engagiert.

Im Biergarten im Stuttgarter Schlossgarten spielt die Musik, unter großen Sonnenschirmen lassen sich die zahlreichen Gäste ein Bier mit einem deftigen Abendessen schmecken. Wenige Meter weiter stehen ebenfalls Schirme und Zelte. Hier geht es aber weit ruhiger zu. Beim Hauptbahnhof hat der DRK-Landesverband auf Wunsch des Sozialministeriums Baden-Württemberg für Reiserückkehrer eine Corona-Teststelle eingerichtet, die in zwei Schichten betrieben wird. „Sie ist im Zusammenhang mit den Teststellen an den Flughäfen und Autobahnen, also an den Hauptverkehrsknotenpunkten, zu sehen“, berichtet Raimund Matosic.

Alle Reiserückkehrer sollten also die Möglichkeit haben, sich auf das Corona-Virus testen zu lassen. „Der DRK-Landesverband hat alle Kreisverbände gebeten, Freiwillige zu melden“, so der Kreisbereitschaftsleiter weiter. Er ist an diesem Sonntagabend Einsatzleiter der Spätschicht, trägt die Verantwortung für die zwölf Ehrenamtlichen, die von 17 bis ein Uhr nachts Dienst tun.

Mitte September sind an einem wunderschönen Sommersonntagabend sechs Rotkreuzler aus dem Landkreis angereist, verzichten auf ihre Freizeit, weil andere unvernünftig sind und in Gebiete reisen, die kritisch sind. Oder während des Urlaubs kritisch wurden. „Es sind überwiegend jüngere Menschen, die kommen oder Frankreich-Urlauber.“ Sie hatten während ihres Urlaubs erfahren, dass das Land als Risikogebiet eingestuft worden war.

Die Testpersonen werden von Jacqueline Schöne und Merlin Albrecht vom Ortsverein Göppingen-Schurwald in Empfang genommen. Sie schicken einen älteren Herrn, der trotz des hochsommerlichen Wetters warm angezogen ist und der über grippeähnliche Beschwerden klagt, in eine Klinik. Ein jüngeres Paar mit einem Kind will sich ebenfalls testen lassen. „Wir fragen nach dem Urlaubsgebiet, messen Fieber und versuchen, den Menschen die Angst zu nehmen“, berichten die jungen Rotkreuzler. Seit vielen Jahren engagieren sie sich im DRK, arbeiten dort auch hauptamtlich und betonen die Bedeutung ihres Ehrenamtes. Sie erleben immer wieder, „wie befreiend es ist, zu sehen, wenn es Menschen nach unserem Einsatz besser geht“.

Ein Warte- und ein Registrierungsbereich wurde in Zelten eingerichtet, in einer „Mobilen Medizinischen Versorgungseinheit“, kurz MMVE, werden die Test dann durchgeführt. „Der MMVE ist ausgestattet wie eine Arztpraxis“, erläutert Raimund Matosic. Und: „Die Mitarbeitenden in der MMVE werden nach eineinhalb Stunden ausgetauscht. Es ist sehr belastend, in der vollen Schutzmontur mit Masken,Schutzbrillen, Mantel und mehreren Handschuhen übereinander zu arbeiten.“

Zwischen 200 und 400 Test nahmen die Rotkreuz-Ehrenamtlichen pro Tag ab. Spitzenreiter war der letzte Feriensamstag mit 750 getesteten Personen. Auch Oliver Dürr und Andreas Pfeiffer testen an diesem letzten Ferienwochenende und hoffen am frühen Abend auf einen ruhigen Dienst. Bis spät in die Nacht hinein sind sie vor Ort, müssen dann noch nach Hause fahren. Ob sie am nächsten Tag frei haben? Alle lachen: „Wir arbeiten morgen früh ganz normal“.

Info:
In insgesamt 82 Schichten, das entspricht 697 ehrenamtlichen Stunden, wurden seit Mitte August bis Ende September täglich zwischen neun und ein Uhr nachts Corona-Test vorgenommen. Fast 1.200 Ehrenamtliche aus dem gesamten Land waren im Einsatz.