Emelie Grothe will am liebsten Medizin studieren. Oder operationstechnische Assistentin werden. Ein Ausbildungsberuf, „bei dem man dann mit drei zusätzlichen Semestern ,Medizintechnische Wissenschaften‘ einen Bachelorabschluss machen kann“, erzählt die 17-jährige Schülerin des sozial- und gesundheitswissenschaftlichen Gymnasiums an der Geislinger Emil-von-Behring-Schule.
Dass sich Emelie Grothe überhaupt mit dem Gedanken an einen medizinischen Beruf auseinandersetzt, ist ihrem Hobby zu verdanken. Seit die Amstettenerin neun Jahre alt war, gehört sie zum Geislinger Ortsverein des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) und hatte dort in den Jugendrotkreuzstunden bei den „Bobbies“, den jüngsten DRK-Mitgliedern, erste Berührungspunkte mit Erster Hilfe (Infobox).
„Bei uns ist die ganze Familie aktiv beim DRK, und ich bin über meinen Bruder dort reingeschlittert“, erzählt Emelie. Sie sei „so herzlich wie in einer Familie“ aufgenommen worden, berichtet sie, und heute gehöre ein Großteil ihres Freundeskreises zum DRK. „Ich fand es cool, was wir dort gelernt haben und finde es bis heute spannend. Ohne DRK hätte ich erst beim Führerschein etwas mit Erster Hilfe zu tun. Ist doch ein bisschen spät, oder?“
Dass sie Menschen helfen kann, die in Not sind, und „nicht nur geschockt“ dabei steht, wenn jemandem etwas passiert, ist für die Schülerin wichtig. Schon zweimal hatte sie Gelegenheit, ihr Erste-Hilfe-Wissen anzuwenden: Während sie als Schulsanitäterin an der Daniel-Straub-Realschule fungierte, wurde eine Mitschülerin ohnmächtig. „Ich habe sie in die stabile Seitenlage gedreht und versorgt, bis der Krankenwagen kam“, erzählt die 17-Jährige. Ein anderes Mal wurde eine ihrer Freundinnen bewusstlos, und auch in dem Fall geriet Emelie nicht in Panik, sondern wusste, was zu tun war.
Die Grundlagen lernte sie im Jugendrotkreuz erst bei den Bobbies, dann in der Jugendsanitätsgruppe. Auch heute nimmt sie noch ab und zu an „besonders coolen Aktionen“ der Jugendsanitätsgruppe teil, ist sonst aber vorwiegend in der Bereitschaft aktiv. Das bedeutet vor allem, dass sie jeden Dienstag die Dienstabende der Bereitschaft besucht. Auch während der vergangenen Monate, als diese nur online stattfanden. „Das ist zwar sehr theorielastig, aber wir haben trotzdem sehr viel gelernt“, sagt sie. Seit dem Ende der Pfingstferien finden die Abende wieder gemeinsam vor Ort in Geislingen statt. „Darüber freu’ ich mich sehr. Sich in echt zu treffen, ist doch einfach was anderes.“
Dass sie auch sonst mithilft, wenn irgendwo jemand gebraucht wird, ist für Emelie eine Selbstverständlichkeit. So versucht sie mindestens einmal pro Woche, wenn möglich sogar öfter, in der DRK-Corona-Teststelle mitzuhelfen. „Testen darf ich noch nicht, das darf man erst ab 18. Aber ich trage die Anmeldedaten ins System ein und sende die Ergebnisse per E-Mail an die Getesteten, die das wollen.“
Außerdem ist Emelie Grothe Gruppenleiterin bei den Bobbies, die sich jeden Mittwochnachmittag treffen. Darüber hinaus hält sie einzelne Gruppenstunden bei den Jugendsanitätern. All das macht ihr Spaß. „Ich bin dort unter guten Freunden und fühle mich wohl“, nennt sie einen Grund. Ein zweiter sei, dass sie bei ihren ehrenamtlichen Einsätzen vom Schulstress völlig abschalten könne. „Das allein ist ja schon cool“, sagt sie lachend. Und nicht zuletzt hat sich dadurch bei ihr der konkrete Berufswunsch entwickelt.
Info: Im Jugendrotkreuz des DRK-Ortsvereins Geislingen-Oberes Filstal gibt es seit Kurzem die sechs- bis zehnjährigen Bobbies, die zehn- bis 14-jährigen Rolfies und die zwölf- bis 18-jährigen Jugendsanitäter.