Gut 85.000 Euro soll es kosten: das neue Einsatzfahrzeug der Bergwacht Geislingen-Wiesensteig. Die Bergretter wollen einen VW-Bus mit Allradantrieb, wie die Bergwacht kürzlich mitteilte.
Bislang habe man zwei Fahrzeuge – „eines in Geislingen und eines in Wiesensteig“, sagt Bergretterin Barbara Baumeister auf Nachfrage der GZ. Das Fahrzeug in Wiesensteig sei mittlerweile rund 15 Jahre alt und soll ersetzt werden: „Die Sirene ist ein bisschen leise und es kommen immer mehr Reparaturen dazu.“ Dafür gebe es leider keine Fördermittel, sagt Bergretter Jonas Keck. Dazu erklärt Baumeister: „Zum einen brauchen wir zwei Fahrzeuge, um dieses riesige Gebiet abzudecken, zum anderen würden wir zahlenmäßig sonst gar nicht in die Fahrzeuge passen.“ Zumal die Bergretter immer wieder auch Rettungspersonal wie Notärzte oder Notfallsanitäter und deren Material mitnehmen müssten, denn: „der Rettungsdienst kommt da oft nicht hoch“, erklärt sie. Daher sei ausreichend Platz in den Fahrzeugen auch so wichtig.
Mitfinanziert wird das Einsatzfahrzeug vom DRK-Kreisverband Göppingen sowie von Privatpersonen und Unternehmen. Zudem sind auf der Spendenplattform betterplace.org mehr als 3000 Euro zusammengekommen und über eine einzelne Firmenspende noch einmal 5000 Euro, berichtet Bergretterin Baumeister. Wie viel insgesamt bereits zusammengekommen ist, stehe noch nicht fest. „Wir freuen uns auch über kleine Beträge, jeder Betrag macht was aus“, sagt sie.
Regelmäßige Einsätze
Einsätze hat die Bergwacht regelmäßig – allein im Juni waren es sieben, im gesamten vergangenen Jahr waren es 46 Einsätze, wie Baumeister berichtet. „Jeder Einsatz ist für uns wichtig“, betont sie. Auch was mit den Patienten anschließend passiert, treibt sie um: „Mir ist es wichtig, dass nachher alles wieder gut ist.“ Manche der früheren Patienten bedankten sich später, schenkten ihr etwas und in einem Fall wurde auch schon für das gewünschte Einsatzfahrzeug gespendet.
Doch nicht immer können Leben noch gerettet werden: „Wir haben viele Totenbergungen wegen Suiziden und selten auch wegen Unfällen“, sagt sie. Bei der Bergwacht seien rund 40 Aktive, die sich an Bergrettungs-Einsätzen beteiligten. Die Ausbildung ist umfangreich, es gibt Baumeister zufolge eine Sommer- und eine Winterprüfung. Dazu gehört unter anderem, in verschiedenen Schwierigkeitsstufen klettern zu können. Zur Winterausbildung gehöre zum Beispiel der Einsatz bei Skiunfällen. Und: „Jeder muss den zertifizierten Kurs zur Medizinischen Erstversorgung haben“, so Baumeister. Dieser müsse jedes Jahr abgelegt werden. Die Bergretter können erste Rettungsmaßnahmen wie eine Reanimation durchführen oder Verbände anlegen. „Die gesamte Ausbildung kann drei Jahre dauern“, erklärt sie. Darüber hinaus bilden sie sich regelmäßig weiter und üben unter anderem Notfallmedizin im Gelände oder den Umgang mit der Funktechnik. Manche Bergretter würden zusätzlich die Luftretter-Ausbildung machen; sie sind damit am Hubschrauber einsatzfähig und können beim Transport von Menschen in der Luft helfen.
Und wie sind die Bergretter organisiert? „Wir sind total das Ehrenamt“, sagt Bergretterin Baumeister. Viele der Aktiven hätten Handwerksbetriebe, es gebe aber auch Büroangestellte. Bedingt durch die Einsätze gebe es auch Verdienstausfälle, aber: „Man macht das ja gerne.“ Baumeister selbst arbeitet im familiären Handwerksbetrieb als Steinmetzin- und Steinbildhauerin.
„Bergwacht-Brot“ soll helfen
Barbara Baumeisters Freundin Ruth Erhardt-Zonka von der Naturgenussmühle Gosbach hat eigens zur Spendenfinanzierung des Bergwacht-Einsatzfahrzeugs eine Backmischung kreiert. „Das ist eine einmalige Sache für die Bergwacht“, so Baumeister. Die Idee dazu sei ihnen gemeinsam gekommen. Die limitierte Backmischung ist noch bis einschließlich 21. Juli erhältlich, sagt Müllerin Erhardt-Zonka. Bislang seien mehr als 200 Backmischungen verkauft worden und rund 800 Euro eingegangen, viele der Kunden „runden auf“, meint Erhardt-Zonka. „Der komplette Erlös geht an die Bergwacht.“ Es gebe eine „unheimliche Solidarität der Kundschaft und das ist einfach die Solidarität im Oberen Filstal“, meint sie. Mit der Bergretterin Baumeister ist sie schon sehr lange befreundet „und ich bin froh, wenn im Notfall jemand hilft“, so die Müllerin, denn: „Die Bergwacht braucht man schon.“