· Geislinger Zeitung 2015

Aufklärung, die nottut

Infostand des Geislinger DRK im Nel Mezzo: Die Kuchenerin Svenja Eisele übt an einer Puppe die Herz-Lungen-Druckmassage, Ann-Kathrin Madel schaut genau hin und gibt bei Bedarf Anweisungen.

DRK: Hilfe bei Herzstillstand ist kein Hexenwerk – Eindrücke vom Infostand. Eine Woche lang haben Rettungsorganisationen, Kliniken und Mediziner die Werbetrommel gerührt, um die Bevölkerung für das Thema Wiederbelebung zu sensibilisieren. Aufklärung, die nottut.

Kreis Göppingen - Menschen, die einen Herzstillstand erleiden, sind auf sofortige Hilfe angewiesen. Nur: Statt zu helfen, scheuen sich viele davor – aus Angst etwas falsch zu machen. Um zu zeigen, wie einfach Reanimation sein kann, hat das Geislinger DRK einen Infostand beim Nel Mezzo aufgeschlagen. Am Boden liegen Dummies, schließlich ersetzt keine noch so gute Theorie die praktische Übung. Zwischen zwei Einkäufen lässt sich eine junge Frau aus Bad Ditzenbach zeigen, was zu tun ist, wenn ein Mensch einen Herzstillstand erleidet. „Ich hätte nicht gewusst, wie ich mich verhalten soll“, sagt sie.

Vor drei Jahren hatten der Berufsverband Deutscher Anästhesisten, die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin sowie weitere ärztliche Organisationen die bundesweite Aktion „100-pro-Reanimation“ ins Leben gerufen. Im Kreis Göppingen haben aktuell der DRK-Kreisverband und die Kliniken des Landkreises eine ganze Reihe von Infoveranstaltungen organisiert. Die Lage ist ernst, die Zahl der erfolgreichen Wiederbelebungen liegt in Deutschland deutlich unter dem anderer europäischer Länder: Nach Angaben des Deutschen Rates für Wiederbelebung (GRC) beginnen Laien nur bei jedem fünften Betroffenen mit einer Reanimation, dabei wird jeder zweite Kollaps beobachtet. 100.000 Menschen sterben jährlich in Deutschland am plötzlichen Herztod und Herz-Kreislauf-Stillstand.

„Das wusste ich nicht“, sagt eine andere junge Frau. Susanne Schröder, die Vorsitzende des Geislinger DRK, hat ihr eben erklärt, dass bei einem Kollaps eine Mund-zu-Mund-Beatmung nicht mehr zwingend notwendig ist. „Wichtiger ist es, den Blutkreislauf aufrechtzuerhalten“, sagt Schröder. „Was machen Sie als Erstes, wenn Sie festgestellt haben, dass eine Person ohne Bewusstsein und Atmung ist?“, will sie wissen – und schiebt die Antwort gleich nach: „Dann wählen Sie 112 und rufen den Notarzt.“ Bis der eintrifft, vergehen in der Regel acht bis zehn Minuten – für das Gehirn ist das zu lange. „Es kann drei Minuten überstehen, ohne dauerhafte Schädigungen zu bekommen“, erklärt die Ärztin. Das bedeutet, dass der Ersthelfer von außen mechanisch die Arbeit des Herzens übernehmen muss. Also gilt es, den Brustkorb 100 Mal in der Minute zu drücken und so die Sauerstoffversorgung des Gehirns aufrechtzuerhalten. „Wenn eine Rippe knackt, nicht beirren lassen. Daran stirbt dieser Patient nicht“, sagt Jessica Rödl, Ehrenamtliche des Ortsvereins: „Holen Sie sich Hilfe, und zwar ganz direkt von Umstehenden“. Denn die Pumparbeit mit dem gestreckten Ellbogen ist anstrengend.

„Wir wissen nicht, was Menschen in der Bewusstlosigkeit tatsächlich wahrnehmen“, sagt Susanne Schröder: „Sprechen Sie deshalb auf jedem Fall beruhigend mit dem Betroffenen.“

Viele Kunden, die im Nel Mezzo unterwegs sind, gehen achtlos am Stand vorüber. Die junge Frau aus Bad Ditzenbach hat indes ihr Hallo-wach-Erlebnis: „Es war leicht“, sagt sie. „Es war gut, das alles wieder einmal gehört und geübt zu haben“, meint eine andere Frau. Auch sie begibt sich wieder in die Geschäftigkeit des Einkaufszentrums – in der Gewissheit, nun schnell und effektiv helfen zu können, sollte es zum Fall der Notfälle kommen.

www.einlebenretten.de

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