· NWZ 2024

Auch ohne Hilfe vom Land rund 60 Mal im Einsatz gewesen

Ehrenamt Die Bergwachten Göppingen und Geislingen-Wiesensteig waren 2024 oft gefordert. Wanderer, Mountainbiker, Kletterer – Hilfe war immer gefragt.

Ob der verunglückte Waldarbeiter, der abgerutschte Wanderer, die gestürzte Mountainbikerin oder der abgestürzte Gleitschirm: Immer wenn es Unfälle im schwer zugänglichen Gelände gibt, sind die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer der Bergwachten Göppingen und Geislingen-Wiesensteig, die beide zum DRK-Kreisverband gehören, zur Stelle, hier sind jeweils 30 Helferinnen und Helfer aktiv. Von mehr als 30 Einsätzen im abgelaufenen Jahr berichtet Nico Schneider, Leiter der Gruppe Geislingen-Wiesensteig, die für den südlichen Landkreis verantwortlich ist. Im Norden sind die Göppinger zuständig, in einem Gebiet von Ebersbach bis Treffelhausen. Sie wurden 2024 36 Mal alarmiert und verzeichneten 23 Einsätze, sagt Pressesprecher Malte Weinert. Doch oft rücken die Helfer auch gemeinsam aus, um schnell und effizient Hilfe leisten zu können.

Verändertes Freizeitverhalten

Sowohl Schneider als auch Weinert sagen, dass die Zahl der Einsätze in etwa den Vorjahreszahlen entsprechen. Doch Weinert erklärt: „Insgesamt erhöht sich das Einsatzaufkommen im langjährigen Mittel aufgrund des veränderten Freizeitverhaltens und aufgrund der guten Einbindung der Bergwachten des DRK-Kreisverbands Göppingen in das Alarmierungssystem im Landkreis.“ Die meisten Einsätze seien durch gestürzte Wanderer oder Mountainbiker mit schweren, aber nicht lebensbedrohlichen chirurgischen Verletzungen ausgelöst worden.

So etwa am 17. Juli: An jenem Dienstagabend mussten beide Bergwachten gegen 20.30 Uhr zu einem gestürzten Mountainbiker bei Auendorf ausrücken. Der 56-Jährige war bei einer Abfahrt im Wald gestürzt und hatte sich dabei schwer verletzt. Aufwendig war auch ein Einsatz beider Bergwachten am 20. Mai: Auf einem Wanderpfad zwischen Bad Ditzenbach und Auendorf war eine 82-Jährige gestürzt, die genauen Standortdaten waren jedoch unbekannt. Hier musste ein Rettungshubschrauber bei der Suche helfen. Als die betagte Wanderin gefunden wurde, ließen die Bergretter sie 200 Meter im steilen Waldgelände zum nächsten befahrbaren Weg ab.

Der Rettungshubschrauber war auch am 20. Oktober im Einsatz. Auf der alten Steige in der Nähe des Skilifts Treffelhausen war eine 68-Jährige mit ihrem E-Bike gestürzt. Sie hatte sich schwere Verletzungen bei einem Sturz auf nassem Laub zugezogen, deshalb kam der Notarzt aus der Luft zu Hilfe, auch hier war die Hilfe beider Bergwachten notwendig.

Besonders ist Malte Weinert die Nacht auf den 3. Juni in Erinnerung geblieben. Es war die Nacht, als das Hochwasser kam. „Die Bergwacht Göppingen wurde von Mitternacht bis 6 Uhr früh zur Erkundung der Befahrbarkeit von Straßen im Landkreis und der Zufahrtswege zur Klinik am Eichert eingesetzt“, berichtet Weinert.  Dabei habe sich die hohe Wattiefe des neuen Bergrettungsfahrzeugs als „sehr hilfreich“ erwiesen.

Doch es gab auch ganz andere Einsätze: „Im Juli musste zur Absicherung der Rettung eines unter Alkoholeinfluss stehenden Jugendlichen in einer Kleingartenanlage die Polizei hinzugerufen werden, da andere Gäste der Party in der Nähe der Einsatzstelle Pyrotechnik zündeten“, erinnert sich der Göppinger Pressesprecher an einen Einsatz in Faurndau. Und er ergänzt: „Einen direkten Angriff auf die Rettungskräfte gab es jedoch nicht.“

Auch zu Orten, die gemeinhin nicht als herausfordernd oder gar gefährlich gelten, müssen die Helfer ausrücken. So wurde die Bergwacht Geislingen-Wiesensteig zum Sinneswandelpfad bei Bad Boll gerufen, hier hatte sich am 10. Mai ein Familienvater auf dem schlammigen Weg verletzt.

Die Bergwacht Geislingen-Wiesensteig konnte in diesem Jahr ihr neues Fahrzeug, einen Allrad-VW-Bus, in Empfang nehmen, berichtet Nico Schneider. Doch wer bezahlt die Ausrüstung? Wir haben ein Jahr lang Gelder generiert, sagt Schneider. Denn vom Land Baden-Württemberg hätten die Bergwachten in diesem Jahr überhaupt kein Geld bekommen. Zwar sei Geld im Landeshaushalt eingestellt gewesen, doch dann sei nichts gekommen. Da auf die Politik kein Verlass sei, ist Schneider froh, an den DRK-Kreisverband Göppingen angegliedert zu sein: „Im Kreis Göppingen haben wir einen sehr guten Kreisverband, da können wir uns wirklich glücklich schätzen, das ist bei anderen Bergwachten anders.“ Auch den Göppinger Kollegen geht es nicht schlecht, sagt Malte Weinert: „Finanziell steht die Bergwacht Göppingen im Jahresvergleich gut da, vor allem der Skibazar hat fast einen Rekordgewinn erwirtschaftet.“