Wenige Minuten nach der Alarmierung erreicht der Rettungsdienst in der Regel seinen Einsatzort. Das kann manchmal für eine erfolgreiche Reanimation nach einem Herzkreislaufstillstand zu lang sein. Deshalb haben die ALB FILS KLINIKEN und der DRK-Kreisverband Göppingen Maßnahmen umgesetzt, die im Notfall schnell greifen. “Denn ohne Reanimationsmaßnahme sinkt die Überlebenschance eines Patienten sehr rasch ab, wenige Minuten sind entscheidend“, betont Professor Dr. Matthias Fischer, leitender Arzt im Rettungsdienst, Chefarzt der Anästhesiologie der ALB FILS KLINIKEN und stellvertretender Präsident des DRK-Kreisverbands.
Erste-Hilfe-Kurse und das „Helfer-vor-Ort-System“ sind bereits seit vielen Jahren wirkungsvoll im Einsatz. Jetzt zeigt sich der Landkreis einmal mehr als Vorreiter. „Das DRK und die ALB FILS KLINIKEN haben jetzt mit dem Projekt Ersthelfer-Alarmierung per App ein weiteres Instrument etabliert, das hilft, Leben zu retten“, so Peter Hofelich, Präsident des Roten Kreuzes im Landkreis. „Über die App können medizinisch ausgebildete Ersthelfer von der Integrierten Leitstelle Göppingen gleichzeitig mit dem Rettungsdienst alarmiert werden, wenn in ihrer unmittelbaren Umgebung eine Person einen Herzstillstand erleidet“, erläutert Professor Dr. Fischer.
In den vergangenen Wochen wurde das System durch 37 ausgewählte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von DRK und ALB FILS KLINIKEN erfolgreich erprobt, die über 100 Mal alarmiert worden waren. Zu ihnen gehört auch Jan Schachtschneider. Für den Rettungssanitäter des DRK war es eine Selbstverständlichkeit, sich registrieren zu lassen. „Ich bin auch Helfer vor Ort und entsprechend ausgerüstet. Da war es keine Frage“, betont der 25-Jährige. Ende September ging bei ihm an seinem freien Tag eine Notfallmeldung ein. Sie wurde von der Integrierten Leitstelle automatisch ausgelöst. Über die Ersthelfer-Alarmierungs-App wurde ihm gemeldet, wo sich der Patient befand. „Als ich den Einsatzauftrag angenommen hatte, wurden mir alle relevanten Daten gemeldet“. Umgehend machte er sich von seinem Heimatort Salach auf den Weg und war nach etwa eineinhalb Minuten am Notfallort. „Dort übernahm ich die Reanimation von den Angehörigen.“ Wenige Minuten später traf der Rettungsdienst ein. „Diese wenigen Minuten, die der Ersthelfer früher beim Patienten eintrifft, können entscheidend sein“, bekräftigt Professor. Dr. Fischer.
Die ALB FILS KLINIKEN als der Gesundheitsversorger im Landkreis verstehen sich als Partner und Keimzelle der Weiterentwicklung und Professionalisierung der medizinischen Erstversorgung in der Region. “Als wichtiger Multiplikator in der Basisversorgung bieten wir beispielsweise Reanimationstraining für Praxen und Laien mit großer Akzeptanz an“, so Dr. Ingo Hüttner, Medizinischer Geschäftsführer der ALB FILS KLINIKEN und ergänzt: „Das App-Projekt bildet hierzu die ideale Ergänzung in der Rettungskette. Denn je mehr Personen an dem App-Projekt teilnehmen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich bei einem medizinischen Notfall ein ausgebildeter Ersthelfer in der Nähe befindet und alarmiert werden kann.“ Experten gehen davon aus, dass etwa 1.500 Menschen im Landkreis mit der App ausgestattet sein müssen, um flächendeckend helfen zu können.
„In einer ersten Phase wird die Ersthelfer-Alarmierungs-App zunächst nur für Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des DRK und der ALB FILS KLINIKEN zugänglich gemacht. „In einer zweiten Phase soll die App anderen Hilfsorganisationen und Arztpraxen zur Verfügung gestellt werden“, erklärt Dr. Ingo Hüttner. „Mit unseren rund 1.300 medizinisch ausgebildeten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter besteht bereits ein großes Potential künftiger App-Nutzer und wir laden alle dazu ein, sich zu beteiligen.“
„In einer dritten Phase soll die App auch Laien zugänglich sein“, ergänzt Professor Dr. Matthias Fischer. Zuvor werden sie Sie allerdings in erster Hilfe und der Wiederbelebung geschult. Um Missbrauch zu vermeiden, kann die App nicht einfach heruntergeladen werden. „Wir schalten jeden Ersthelfer eigens frei“, betont Peter Hofelich. Das von den Firmen Corpuls und P3 entwickelte System erfülle zudem die Anforderungen des Datenschutzes. „Die App fragt in regelmäßigen Abständen den Standort ab. Dieser wird bis zur nächsten Abfrage gespeichert,“ fährt Prof. Dr. Matthias Fischer fort. „Nach dem Einsatz werden alle personenbezogenen Daten gelöscht.“ Die App beinhaltet ein detailliertes und umfassendes Datenschutzkonzept.
Vor einer flächendeckenden Einführung sind umfangreiche Investitionen notwendig. „Die Bereitstellung der Alarmierungssoftware und die Anbindung an die Integrierte Leitstelle Göppingen kostet pro Jahr 20.000 Euro“, weiß Dr. Ingo Hüttner. „Bei einer Projektlaufzeit von drei Jahren belaufen sich die Gesamtkosten also auf 60.000 Euro, die sich DRK und die ALB FILS KLINKEN teilen“, betont Peter Hofelich. „Weder das Land Baden-Württemberg, noch die Krankenkassen werden sich an den Projektkosten beteiligen“, bedauert Dr. Ingo Hüttner. Und betont gleichzeitig: „Alle am Projekt Mitwirkenden engagieren sich ehrenamtlich.“ Damit sie rechtlich abgesichert sind, „müssen sie ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des DRK werden“, informiert Peter Hofelich.
Das Projekt „Ersthelfer-Alarmierung per App“ ist eines von drei Konzepten in Baden-Württemberg, die derzeit erprobt werden. „Ziel ist, das Praktikabelste dann landesweit einzuführen“, so Peter Hofelich.
Weitere Informationen unter www.ersthelfer-gp.de