Das Thema hochsensible Kinder hat das öffentliche Interesse in den letzten Jahren immer wieder beschäftigt. Heute soll es um die Herausforderungen von hochsensiblen Frauen gehen. Diese zeigen die gleichen Schwierigkeiten, wie das Kinder tun. Sie haben jedoch im Laufe ihres Lebens Strategien entwickelt und einen guten Umgang mit ihren Besonderheiten gefunden. Wenn diese Frauen jedoch Mütter werden, wird dieses gut funktionierende Bewältigungssystem erst mal völlig „auf links gedreht“.
Das Leben ändert sich komplett
Denn, wenn ein Kind geboren wird und das wissen alle Mamas, ändert sich das Leben komplett: „Es war, als hätte man mich einmal auf den Kopf gestellt... Es war ein heilloses Durcheinander, in dem ich völlig verunsichert kauerte und dabei mein dauerschreiendes Baby hielt.“ Diese Zitate machen überdeutlich, dass es sich nicht um vorübergehende Befindlichkeiten handelt. Hochsensible Mütter schmecken, riechen, hören, sehen und tasten anders. Sie sind empathischer, feinfühliger und haben ein ausgeprägtes Einfühlungsvermögen. Dies führt dazu, dass sie sehr schnell überreizt sein können. Nach der Geburt eines Kindes kommen weitere Faktoren hinzu: Die hormonelle Umstellung hat eine „Achterbahn der Gefühle“ zur Folge. Wenig Schlaf, die neue Rolle als Mutter und die eigenen Ansprüche fordern ein hohes Maß an Anpassungsleistung.
Stressfaktoren sind vermeidbar
Warum schien es den anderen Müttern so leicht zu fallen? Warum war es für mich so schwer und warum fühlte ich mich so fremd?
Wie Mütter ihre eigenen Anpassungsschwierigkeiten bewältigen können, wissen sie eigentlich sehr gut, doch einem gestressten Geist fällt es schwer kreativ zu denken. Reize reduzieren, Ruhe genießen, wenn das Baby schläft, das Radio ausschalten. Schon eine geschlossene Schublade wirkt manchmal Wunder. Zeit für die eigene Erholung ist eventuell wichtiger als das Kaffeekränzchen mit Müttern, die sich zur „Baby-Olympiade“ getroffen haben. Aussagen, wie „Was, er schläft noch nicht durch!“ sind vermeidbare Stressfaktoren.
Ganz wichtig ist indes, dass die jungen Mütter erkennen, wann sie überreizt sind. Die eigenen Ressourcen im Blick haben. Was tut mir gut? Wie kann ich das organisieren? Denn um wieder die guten Rituale und Strategien zu nutzen, die so wunderbar vor der Mutterschaft funktioniert haben, braucht es eine „gut versorgte Mutter“. Junge Mütter, ob hochsensibel oder nicht, müssen nicht alles alleine bewältigen. Es gibt Großeltern oder liebe Nachbarn, eine Freundin, die babysittet und für Freiraum sorgt. Und es gibt zahlreiche öffentliche Strukturen, die junge Familien begleiten. Und eben dann rücken die positiven Eigenschaften der Hochsensibilität wieder in den Vordergrund. Wie das besonders gute Einfühlungsvermögen, die Kreativität, die gute Merkfähigkeit, der Blick für die Details, das ausgeprägte Reflexionsvermögen … und können das Familienleben sehr bereichern.
Kurse und Angebote
Der DRK-Kreisverband engagiert sich seit vielen Jahren in der Familienarbeit mit Kursen zur Baby-Massage und dem Elterncampus, Spiele- und Kontaktgruppen, dem Göppinger Familienzentrum und den Familientreffs in Deggingen, Bürgerzentrum (Ansprechpartnerin Dorothee Schumann, Tel. (01 72) 4 17 36 51 oder d.schumann(at)drk-goeppingen(dot)de), in Ebersbach, Kirchberg 2 (Ansprechpartnerin Sonia Khalfaoui-Achour, Tel. (01 73) 5 72 30 91 oder s.achour(at)drk-goeppingen(dot)de) und in Uhingen, Kirchstraße 1 (Ansprechpartnerin Sabine Pfannenstein, Tel. (0 71 61) 67 39-12 oder s.pfannenstein(at)drk-goeppingen(dot)de. Informationen zu den Öffnungszeiten und Angeboten unter www.drk-goeppingen.de.
Zur Autorin Isabell Weisenburger leitet die Abteilung Familien und Migration beim DRK Göppingen e.V. Sie ist Sozialpädagogin und zweifache Mutter. Sie ist schon lange in der Kinder- und Jugendhilfe tätig und beschäftigt sich nun unter anderem mit der Schaffung von Angeboten für junge Familien. Diesen Artikel hat sie im Auftrag des DRK Göppingen zur Verfügung gestellt.