In den letzten Jahren habe sich in unserer Gesellschaft interkulturell sehr viel verändert. Das stellte Sabrina N’Diaye zu Beginn der Veranstaltung im DRK-Zentrum im Göppinger Eichert fest. Das zeigt sich der Moderatorin des Südwestfunks daran: „Man wundert sich nicht mehr ganz so stark, warum ich so exzellent deutsch spreche“ und spielt damit auf ihre dunkle Hautfarbe an. Damit hat sie die Stimmung des Publikums bei der Abschlussveranstaltung des Projektes „Interkulturell aktiv“ (InkA) direkt gelockert.
Das Rote Kreuz bunter zu machen - das hatte sich der Kreisverband Göppingen 2013 auf die Fahne geschrieben, wie die Moderatorin der Abendveranstaltung erläuterte. Da lag die Bewerbung bei dem vom Integrationsministerium ausgeschriebenen Projekt zur Interkulturellen Öffnung quasi auf der Hand.
Peter Hofelich, Kreisverbandspräsident des DRK-Kreisverbandes Göppingen sprach von einem stolzen Abend, bei dem demütig auf viel Geleistetes zurückgeblickt werden kann und der Blick aber auch in die Zukunft gerichtet wird. „Es steckt viel Perspektive in diesem Projekt“, so Peter Hofelich. Darum begrüßte er alle, die dieses Projekt möglich gemacht haben herzlich und schilderte kurz die Projektentstehung von der Bewerbung bis zur konkreten Projektplanung. Er ließ die Projekte Revue passieren und wies auch auf die Themen hin, die in den vergangenen Monaten durch die Flüchtlinge aktueller denn je wurden. „Wir im Kreisverband Göppingen haben wieder einen schönen Schritt nach vorne gemacht“, fasst Peter Hofelich zusammen.
Dr. Lorenz Menz gratulierte zu dieser erfolgreichen Projektarbeit – dass der Kreisverband Göppingen das gewagt habe und, dass er auch Erfolg hatte. Der Landesverbandspräsident des DRK-Landesverbandes Baden-Württemberg bezeichnete die Arbeit als Leuchtturmprojekt, aus dem wich-tige Erkenntnisse gezogen werden, um Vorurteile und Ängste abzubauen. Denn niemand konnte zu Beginn des Projektes ahnen, welche Dynamik durch die Flüchtlingsbewegung in ihm steckt, erklärte Lorenz Menz. Daher sei es wichtig, die Willkommenskultur nun auch in eine Alltagskultur zu wan-deln, denn im Alltag muss die Bereitschaft zum gemeinsamen Handeln gezeigt werden. „Das wird die größte humanitäre Leistung seit der Nachkriegszeit“, so Lorenz Menz. Dafür genüge nicht nur der gute Wille, sondern es braucht Ehrenamtliche, die mit gemeinsamen Aktionen die Freude miteinander wachsen lassen. Er dankte der Landesregierung für die Unterstützung bei diesem Projekt und freute sich, dass landesweit reiche Früchte davon getragen und Brücken geschlagen werden.
Professor Wolf-Dietrich Hamann konnte diesen Dank zurückgeben. Denn der Ministerialdirektor im Ministerium für Integration Baden-Württemberg weiß, dass die vielen aufgenommenen Flüchtlinge ohne die Unterstützung von Ehren- und Hauptamtlichen sozialer Organisationen nicht zu schaffen gewesen wären. „Das DRK leistet eine wichtige Arbeit – zu helfen, ohne zu fragen, wem ich helfe“, erklärte Wolf-Dietrich Hamann einen wichtigen Gründeraspekt des Deutschen Roten Kreuzes.
Die „Interkulturelle Tanzgruppe“ brachte mit ihren lateinamerikanischen Rhythmen Schwung in die Reihen der rund 100 Gäste. Die 20 Frauen, die aus Ghana, Namibia, Vietnam, Schweden oder auch aus Siebenbürgen kommen, schwangen ihre Hüften und animierten das Publikum zum Mitklatschen. „Das macht einfach Spaß und das wird auch weiterlaufen“, erläuterte Birgit Dibowski. Die Tanzgruppe ist ein Projekt der Interkulturellen Öffnung und zeigte dem begeisterten Publikum ihren Erfolg.
Mit einer Talkrunde gaben Personen, die an dem Projekt beteiligt sind, kurzweilige Einblicke in ihre Arbeit. Wie die Steuerungsgruppe sich in die einzelnen Prozesse eingearbeitet hat oder wie die Ideen konkret umgesetzt wurden. Silke Grupp, die das Projekt bearbeitet hat, erzählt von den Schulungen, die sie intern angeboten haben, um interkulturelle Kompetenzen zu vermitteln. Auch erzählt sie von dem Leitfaden, der das richtige Verhalten im Notfall erklärt, den sie in verschiedene Spra-chen übersetzt haben.
Der junge syrische Rapper Mc Manar brachte wieder ein musikalisches Zwischenspiel. Mit seinem Rap verarbeitet er seine Erfahrungen, die er in seiner vom Krieg zerstörten Heimat und auch auf der Flucht über das Mittelmeer gemacht hat. Trotz dem er erst seit einem halben Jahr in Deutschland ist, spricht er schon ganz passabel deutsch: „Ich gehe hier in die Schule und mache auch einen Deutschkurs.“ Er fühle sich wohl in Deutschland und strebe eine Zukunft als Arzt und Rapper an.
In der zweiten Talkrunde erklärte Birgit Dibowski, die als Leiterin der Abteilung Sozialarbeit auch an dem Projekt beteiligt war, dass die eigenen Mitarbeiter, die aus verschiedenen Ländern kommen, ihre eigenen Erfahrungen und damit Ideen mit eingebracht haben. Sie schwärmte bei den Kochabenden des Projektes über die Herzlichkeit am Herd und freute sich über das Kochbuch, das sie herausbringen konnte. Bei den Inspirationen und dem Genuss aus der ganzen Welt ginge es nicht nur um die Rezepte, sondern auch um die vielen fröhlichen Gesichter in der Küche, so Birgit Dibowski. Sonja Stamos, die Leiterin des Projektes „Interkulturell Aktiv“ betonte daher: „Wir machen weiter“.
In einem kurzen Film wurden in Blitzlichtern Eindrücke des Projektes zusammengefasst. Die Bilder reichten vom Frühstück der Kulturen, über den Besuch des Rotkreuz-Museums mit Mitgliedern der DITIB-Moschee, Erste Hilfe-Kurse für Flüchtlinge bis hin zum gemeinsamen Fastenbrechen. Das Fazit war: Kennenlernen und einander verstehen, denn helfen verbindet.
Das letzte Wort an diesem Abend hatte Kreisgeschäftsführer Alexander Sparhuber. Er bedankte sich bei allen am Projekt Beteiligten und legte seinen Fokus auf die neugewonnenen Freunde. Dabei hob er besonders Vedat Dag, Vorsitzender der Vereinigung türkischer Vereine im Landkreis Göppingen, vor und Aykut Düzgüner, den Vorsitzenden der Deutsch-Türkischen Gesellschaft in Stuttgart. „Sie waren unsere Brückenbauer zur türkischen Community im Landkreis Göppingen“, bedankte sich Alexander Sparhuber.
Bei einem abwechslungsreichen Büffet fand der Abend einen harmonischen Ausklang.
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