„Ich hätte nicht gewusst, wie ich mich verhalten soll“, sagt eine junge Frau aus Bad Ditzenbach. Freitagabends hatte sie sich zwischen zwei Einkäufen im Einkaufszentrum „Nel Mezzo“ in Geislingen zeigen lassen, was zu tun ist, wenn ein Mensch einen Herzstillstand erleidet. Die Ehrenamtlichen des DRK-Ortsvereins Geislingen luden ein, auszuprobieren, wie einfach es sein kann, einen Menschen wiederzubeleben, bis der Rettungswagen eintrifft.
Vor drei Jahren war die Aktion „100 Pro Reanimation“ vom Berufsverband Deutscher Anästhesisten, der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin und weiteren ärztlichen Organisationen bundesweit ins Leben gerufen worden. Gemeinsam mit dem DRK-Kreisverband Göppingen und den Kliniken des Landkreises waren in der vergangenen Woche eine ganze Anzahl von Informationsveranstaltungen organisiert worden. Denn die Zahl der erfolgreichen Wiederbele-bungen liegt in Deutschland deutlich unter dem anderer europäischer Ländern. Aus Unwissenheit haben Menschen Angst, anderen zu helfen.
„Das wusste ich nicht“, sagt eine andere junge Frau, als sie von Susanne Schröder, der Vorsitzenden des Ortsvereins Geislingen erfährt, dass heute eine Mund-zu-Mund-Beatmung nicht mehr üblich ist. „Wichtiger ist es, das Herz zu stimulieren“, so Schröder. „Was machen Sie als erstes, wenn Sie festgestellt haben, dass eine Person ohne Bewusstsein ist?“, will Schröder wissen und informiert: „Dann wählen Sie 112 und rufen den Rettungswagen.“ Bis dieser eintrifft, vergehen in der Regel acht bis zehn Minuten. Für das Gehirn ist das zu lange. „Es kann drei bis fünf Minuten ohne dauerhafte Schädigungen auskommen“, erklärt die Ärztin. Das bedeutet, dass von außen mechanisch die Arbeit des Herzens, nämlich den Blutkreislauf aufrecht zu erhalten, übernommen werden muss. Also gilt es, den Brustkorb 100 Mal in der Minute zu drücken und so die Sauerstoffversorgung des Gehirns aufrechtzuerhalten.
„Wenn eine Rippe knackt, nicht beirren lassen. Daran stirbt niemand“, beantworten die Ehrenamtlichen des Ortsvereins eine entsprechende Frage. „Holen Sie sich Hilfe, und zwar ganz direkt von Umstehenden“, rät Jessica Rödl zudem. Denn die „Pumparbeit“ aus dem gestreckten Ellbogen heraus ist anstrengend. Susanne Schröder ergänzt: „Wir wissen nicht, was Menschen in der Bewusstlosigkeit tatsächlich wahrnehmen. Sprechen Sie aber auf jedem Fall mit dem Betroffenen“. Während zahlreiche Kunden des „Nel Mezzo“ achtlos vorübergehen stellt die Bad Ditzenbacherin, als sie an der Übungspuppe geübt hat, einen Menschen fachgerecht zu reanimieren, fest: „Es war leicht.“ „Es war gut, das alles wieder einmal gehört zu haben“, ergänzt eine andere Frau und begibt sich wieder in die Freitagabendgeschäftigkeit des Einkaufszentrums.
Aufmerksam lässt sich ein junger Mann von Ulrich Kienzle erklären, welche Schritte zu tun sind, wenn ein Mensch wegen eines Herzstillstandes ohne Bewusstsein ist. Zahlreiche Besucher informierten sich über die einzelnen Schritte der Reanimation an einem Stand des DRK-Ortsvereins Göppingen und der Klinik am Eichert in der Göppinger Fußgängerzone. „Die Frequenz und die Tiefe des Drucks sind entscheidend“, erklärt Axel Ost, Vorsitzender des Ortsvereins. 100 Mal pro Minute sollte der Brustkorb gleichmäßig etwa fünf bis sechs Zentimeter tief eingedrückt werden. „So ersetzen Sie die Pumpleistung des Herzens“. Das Drücken – am besten aus den gestreckten Armen heraus – ist anstrengend. „Suchen Sie sich deshalb Hilfe und sprechen Sie Umstehende ganz konk-ret an“, rät auch Dr. Christian Wagenfeld. „Denn Sie müssen drücken, bis der Rettungswagen eintrifft“. „Es ist dringend an der Zeit, dass ich meine Erste Hilfe-Kenntnisse generell auffrische“, ist die Einsicht eines Göppingers. Er will sich jetzt zu einem Erste Hilfe-Kurs anmelden.