· GZ 2020

Zuwendung und Gespräche in der Isolation

DRK und Johanniter bieten telefonische Hilfe für Menschen an, die sich in der Krise einsam fühlen.

Kreis Göppingen - „Erste Hilfe für die Seele“ – Das Sorgen- und Kontakttelefon des DRK Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV) begleitet Menschen nach und in einem Notfall. Jetzt ist es auch für Menschen da, die in der Corona-Krise an ihre Grenzen kommen. Etwa wenn ein Angehöriger am Coronavirus erkrankt ist oder im Altenheim lebt und nicht mehr besucht werden darf. Oder wenn ein werdender Vater seine Frau nicht zur Entbindung begleiten darf. „Wir haben ein offenes Ohr für all die Menschen, die das Bedürfnis nach einem Gespräch haben“, sagt Christian Striso.

Gemeinsam mit Alexander Schmidt hat er in der DRK-Landesschule Baden-Württemberg im vergangenen Jahr eine Ausbildung in Psychosozialer Notfallversorgung absolviert. In wenigen Tagen hätten sie einen Kurs gestartet, um weitere Angehörige des DRK auszubilden, die Menschen in Extremsituationen begleiten.

Die Ausbildung wurde auf den Herbst verschoben. „Wir werden normalerweise über die Integrierte Leitstelle zu einem Notfall gerufen und nehmen uns Zeit für die Menschen und ihre Nöte“, sagt Christian Striso, der 15 Jahre lang dem ehrenamtlichen Rettungsdienstpool des DRK angehörte. „Hierbei arbeiten wir Hand in Hand, teilweise auch im Team, zusammen mit der kirchlichen Notfallseelsorge“, betont Alexander Schmidt, der sich seit vielen Jahren in der DRK-Bereitschaft Böhmenkirch engagiert und zuvor in der kirchlichen Jugendarbeit tätig war.

Erste Hilfe für die Seele

Jetzt wollen sie „Erste Hilfe für die Seele anbieten“, bekräftigen die PSNV-Mitarbeitenden. „Wir erleben die aktuelle Situation alle als schwierig und belastend und wollen für die Menschen da sein, die jemand zum Reden brauchen – egal, um welches Thema es sich handelt.“ Falls möglich vermittelten die Mitarbeiter weitergehende Hilfen. Dabei sei aber auch klar, „dass es für uns Grenzen gibt“. Häusliche Gewalt oder Traumata – „da verweisen wir dann an die entsprechenden Beratungsstellen oder Organisationen“.

Auch die Johanniter engagieren sich mit einem auf die Corona-Epidemie zugeschnittenen neuen Angebot: Sie bieten ein Zuhör-Telefon für Menschen in der Isolation. Die Familie treffen, sich mit Freunden verabreden oder Ausflüge machen – all das ist im Moment nicht möglich. Die Corona-Pandemie zwingt die Menschen, zu Hause zu bleiben, Verabredungen abzusagen und auf Reisen zu verzichten. Benjamin Belzer, Mitglied im Regionalvorstand der Johanniter in Ostwürttemberg, sagt: „Gerade jetzt vermissen Menschen den sozialen Kontakt. Was liegt da näher, als ein telefonisches Angebot zu schaffen, welches alleinstehende oder einsame Menschen nutzen können.“

Für alle, die sich jetzt alleine fühlen und niemanden zum Austausch haben, kann das bundesweite Zuhör-Telefon der Johanniter eine Hilfe sein. Es ist ein Angebot an alle, denen ein freundliches Gespräch helfen könnte, die aktuelle Situation besser zu überstehen. „Wir Johanniter möchten den Menschen zeigen, dass sie nicht allein sind“, fasst Belzer das neue Angebot zusammen.

Info
Die „Erste Hilfe für die Seele“ ist täglich von 8 bis 20 Uhr unter Telefon (0 71 61) 67 39-666 zu erreichen. Das Zuhör-Telefon der Johanniter kann kostenfrei täglich von 9 bis 19 Uhr unter Telefon: 0800 0 300 700 angerufen werden.