· NWZ 2021

Zebra als Wegweiser für Zugewanderte

Guter Rat ist zum Beispiel bei Heike Gehrer (links) und Christel Roustom nicht teuer.

In der Beratungsstelle „zebra“ werden Kräfte gebündelt, um zugewanderte Menschen aus aller Welt zu beraten.

Kreis Göppingen - Das Zebra steht als sympathische Tiermarke für die Beratung von Menschen mit ausländischen Wurzeln im Landkreis Göppingen: Diakonisches Werk, Deutsches Rotes Kreuz (DRK) und Caritas haben in der gemeinsamen Beratungsstelle „zebra“ ihre Kräfte gebündelt, um zugewanderte Menschen aus aller Welt bei Integrationsfragen zu beraten und Teilhabeperspektiven aufzuzeigen.

Die Buchstaben des offiziellen Namens „Zentrale Beratungsstelle für Zugewanderte“ ergeben mit etwas Fantasie das afrikanische Steppentier – viel einprägsamer als eine der vielen typisch deutschen Abkürzungen.

In seinen Wurzeln reicht die „zebra“-Idee weit in die Vergangenheit, erinnert sich Joachim Scheufele-Leidig, Bereichsleiter im Diakonischen Werk Göppingen, der seit 25 Jahren in der Migrationsarbeit tätig ist und den Zweck der Beratungen bildlich beschreibt: „Es ist sinnvoller, Menschen einen Weg zum Brunnen zu zeigen, als ihnen immer wieder eine Flasche Wasser zu geben.“

Engagement seit den 80ern
Seinen Ursprung hat der Migrationsfachdienst als Beratungsdienst für neuzugezogene Spätaussiedlerfamilien aus der damaligen Sowjetunion, Zuwanderern mit deutschen Vorfahren. Schon seit den 80er Jahren engagieren sich mehrere Wohlfahrtsverbände in diesem Bereich. Mit dem Zuwanderungsgesetz stellten Diakonie und DRK 2005 ihren Fachdienst neu auf und etablierten „zebra“, eine gemeinsame Beratungsstelle im Zentrum Göppingens. 2019 kam mit Fabian Schäberle auch die Caritas ins Boot, der die Vernetzung zwischen den an „zebra“ beteiligten Wohlfahrtsverbänden genauso schätzt wie die sich daraus ergebenden Synergieeffekte im Umgang mit Ämtern und Institutionen.

Zielgruppe von „zebra“ sind Neuzugewanderte im Landkreis Göppingen mit einem erlaubten Aufenthalt. Ein erweitertes Beratungsangebot im Rahmen der kirchlich-diakonischen Flüchtlingsarbeit entstand ab 2015 angesichts der hohen Zuzugszahl von Geflüchteten. Heute hat „zebra“ neun Fachkräfte, die neben den Beratungen auch aktivierende Projekte mit Hilfe zahlreicher Ehrenamtlicher durchführen: „Teilhabe ist mehr als Konsum von Information und Unterstützung“, meint Christian Stock (DRK). Angeboten werden neben Lernförderung, Interkultureller Theatergruppe und ehrenamtlichem Dolmetscherpool auch einmalige Aktionen und Veranstaltungen, häufig in Kooperation mit Diakon Gernot Zöller, Interkultur-Spezialist beim CVJM.

Eigene Migrationserfahrungen
Die Mitarbeitenden bringen dabei teils auch eigene Migrationserfahrungen ein: Verwaltungsfachkraft Christel Roustom, die den Besucherandrang am Empfang organisiert, entlastet die Beratenden auch bei der Dokumentation und Terminvergabe und unterstützt dank ihrer eigenen Fremdsprachenkenntnis bei Sprachbarrieren.

Das „zebra“-Beratungszentrum stehe Zugewanderten aller Länder und Religionen offen, so Binash Hussain vom DRK. „Mensch ist Mensch“, ergänzt Heike Gehrer, die zusammen mit Elke Sauer im Jugendmigrationsdienst der Diakonie tätig ist und Jugendliche und junge Erwachsene unterstützt. Zwar seien religiöse Überzeugungen und Vorurteile für manche Zugewanderte eine Integrationsherausforderung, religiöse Konflikte aber kaum Themen in der Beratung.

Anfragen an das eingespielte „zebra“-Team gibt es jedenfalls genug: Rund 30 Prozent der Menschen im Landkreis haben einen Migrationshintergrund. Das Beratungsangebot von “zebra“ ist kostenlos.