Über 250 Geflüchtete leben aktuell in Ebersbach. Sie kommen größtenteils aus dem arabischen Raum, aus Afrika oder aus Afghanistan. So unterschiedliche ihre Fluchtgründe und Biografien sind, haben sie doch viele Gemeinsamkeiten. Sie müssen sich in einer Gesellschaft zurechtfinden, die sich in jedem Lebensbereich von dem ihrer Herkunftsländer grundlegend unterscheidet, müssen ohne oder mit nur unzureichenden Sprachkenntnissen zahlreiche Behördengänge erledigen, sich um die Anmeldung der Kinder in Kindergarten und Schule kümmern, eine Wohnung, eine Arbeitsstelle oder einen Ausbildungsplatz suchen. Alleine ist dies nicht zu schaffen.
Diesen Menschen steht seit dem vergangenen September die Integrationsmanagerin Binash Hussain zur Seite, begleitet sie und schafft wichtige Kontakte. „Viele wären alleine heillos überfordert. Meine Kollegin und ich sind zuständig für Geflüchtete, die seit 2015 ins Land gekommen sind und die eine gute Bleibeperspektive haben“, erläutert die sympathische junge Frau. „Wir schicken niemand weg, auch wenn derjenige noch im Asylverfahren ist und der Landkreis zuständig wäre.“
Binash Hussains Familie stammt aus Pakistan. Sie kam im Alter von drei Jahren nach Deutschland. „Ich wurde im Filstal groß.“ Nach dem Abitur am Göppinger Wirtschaftsgymnasium studierte sie Politikwissenschaften und Soziologie. „Bereits während des Studiums habe ich mich ehrenamtlich in der Flüchtlingsarbeit engagiert.“ Und sie arbeitete für das Bundesministerium für Migration und Flüchtlinge als Dolmetscherin. „Ich spreche neben Deutsch und Englisch auch Urdu und Hindi“. Sie kann also, obwohl erst 29 Jahre alt, schon auf einige Jahre Erfahrung in der Arbeit mit Menschen aus unterschiedlichen Kulturkreisen und gesellschaftlichen Schichten zurückgreifen. Ihre Kompetenz ist allgemein anerkannt und so fühlt sich die Bartenbacherin überall akzeptiert.
Obwohl sie bereits zahlreiche Menschen begleitet hat, gibt es immer wieder Schicksale, die ihr besonders zu Herzen gehen – wie das einer irakischen Familie. „Die Mutter kam bei einem Bombenangriff ums Leben.“ Ihre Kinder und der Ehemann sind traumatisiert, fanden sich zunächst kaum zurecht. „Sie, aber auch viele andere Kriegsflüchtlinge, sind blockiert und überfordert“. Als erstes mussten die Kinder in den Schulalltag integriert werden. Dem alleinerziehenden Vater hilft sie, einen Arbeitsplatz zu finden. Dabei sind Netzwerke innerhalb der Stadt wichtig. „Wir haben auch über die Ehrenamtlichen und die Flüchtlingshilfe Ebersbach sehr viele Kontakte zu Firmen und Einrichtungen“, freut sich die Integrationsmanagerin. Manchmal rufen auch Ebersbacher an und bieten – wie neulich eine Stadträtin – einen Ausbildungsplatz an.
Info:
Binash Hussain ist nicht Mitarbeiterin der Stadt Eberbach, sondern beim DRK-Kreisverband Göppingen beschäftigt. Dietmar Vogel von der Stadtverwaltung erklärt, weshalb die Stadt diese Konstruktion gewählt hat. „Wir profitieren von der großen Erfahrung der Organisation DRK Göppingen im Bereich Integration und Flüchtlingsberatung.“ Seit vielen Jahren gebe es eine erfolgreiche und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Stadt – beim Familientreff, im DRK-Tafelladen und im Kleiderladen „Jacke wie Hose“. „Das fördert die Vernetzung und schafft Synergieeffekte. Das führt auch dazu, dass bei neuen sozialen Angeboten sehr schnell und informell mit den Verantwortlichen des DRK gesprochen werden kann und in einem frühen Planungsstadium sich schon mögliche Kooperationen abzeichnen. Wir hoffen für die Zukunft auf alle Fälle auf viele weitere erfolgreiche Kooperationen.“