· NWZ 2019

„Viele wären allein völlig überfordert“

Binash Hussain hilft Geflüchteten, hier zurechtzukommen.

Seit Herbst ist Binash Hussain als Integrationsmanagerin der Stadt Ebersbach eine wichtige Ansprechpartnerin für Geflüchtete, aber auch für Behörden und Institutionen.

Über 250 Geflüchtete leben aktuell in Ebersbach. Sie kommen größtenteils aus dem arabischen Raum, aus Afrika oder aus Afghanistan, so heißt es in einem Bericht des DRK-Kreisverbandes Göppingen. So unterschiedlich ihre Fluchtgründe, ihre Biografien sind, haben sie doch viele Gemeinsamkeiten. Sie müssen sich in einer Gesellschaft zurechtfinden, die sich in jedem Lebensbereich von dem ihrer Herkunftsländer grundlegend unterscheidet, müssen ohne oder mit nur unzureichenden Sprachkenntnissen zahlreiche Behördengänge erledigen, sich um die Anmeldung der Kinder in Kindergarten und Schule kümmern, eine Wohnung, eine Arbeitsstelle oder einen Ausbildungsplatz suchen. Alleine sei dies nicht zu schaffen.

Diesen Menschen steht seit September die Integrationsmanagerin Binash Hussain zur Seite, begleitet sie und schafft wichtige Kontakte, teilt das DRK mit. „Viele wären alleine heillos überfordert. Meine Kollegin und ich sind zuständig für Geflüchtete, die seit 2015 ins Land gekommen sind und die eine gute Bleibeperspektive haben“, erläutert die sympathische junge Frau. „Wir schicken niemanden weg, auch wenn derjenige noch im Asylverfahren ist und der Landkreis zuständig wäre.“

Binash Hussains Familie stammt aus Pakistan. Sie kam im Alter von drei Jahren nach Deutschland. „Ich wurde im Filstal groß.“ Nach dem Abitur am Göppinger Wirtschaftsgymnasium studierte sie Politikwissenschaften und Soziologie. „Bereits während des Studiums habe ich mich ehrenamtlich in der Flüchtlingsarbeit engagiert.“ Und sie arbeitete für das Bundesministerium für Migration und Flüchtlinge als Dolmetscherin. „Ich spreche neben Deutsch und Englisch auch Urdu und Hindi“. Sie kann also, obwohl erst 29 Jahre alt, schon auf einige Jahre Erfahrung in der Arbeit mit Menschen aus unterschiedlichen Kulturkreisen und gesellschaftlichen Schichten zurückgreifen. Ihre Kompetenz sei allgemein anerkannt, und so fühlt sich die Bartenbacherin überall akzeptiert.

Obwohl sie bereits zahlreiche Menschen begleitet hat, gibt es immer wieder Schicksale, die ihr besonders zu Herzen gehen – wie das einer irakischen Familie. „Die Mutter kam bei einem Bombenangriff ums Leben.“ Ihre Kinder und der Ehemann seien traumatisiert, fanden sich zunächst kaum zurecht. „Sie, aber auch viele andere Kriegsflüchtlinge, sind blockiert und überfordert“. Als erstes mussten die Kinder in den Schulalltag integriert werden. Dem alleinerziehenden Vater hilft sie, einen Arbeitsplatz zu finden. Dabei seien Netzwerke innerhalb der Stadt wichtig. „Wir haben auch über die Ehrenamtlichen und die Flüchtlingshilfe Ebersbach sehr viele Kontakte zu Firmen und Einrichtungen“, freut sich die Integrationsmanagerin. Manchmal rufen auch Ebersbacher an und bieten – wie neulich eine Stadträtin – einen Ausbildungsplatz an.

Gute Kooperation zwischen Stadt und DRK
Binash Hussain ist nicht Mitarbeiterin der Stadt Eberbach, sondern beim DRK-Kreisverband beschäftigt. Dietmar Vogl von der Stadtverwaltung erklärt, warum: „Wir profitieren von der großen Erfahrung des DRK-Kreisverbandes im Bereich Integration und Flüchtlingsberatung.“ Seit vielen Jahren gebe es eine erfolgreiche und vertrauensvolle Zusammenarbeit – auch beim Familientreff, im DRK-Tafelladen und im Kleiderladen „Jacke wie Hose“.